Michael Meuter: «Holzbauten bestehen auch im wärmeren Klima»
In seiner Kolumne beschäftigt sich Michael Meuter, Informationsverantwortlicher bei Lignum, Holzwirtschaft Schweiz, mit dem Zusammenhang zwischen Klimapolitik und Bauen. Er plädiert für nachhaltige Bauweisen, wie beispielsweise den Holzbau.
Quelle: zvg
Michael Meuter, Informationsverantwortlicher Lignum, Holzwirtschaft Schweiz, Zürich.
Dass wir mit dem hemmungslosen Verbrennen fossiler Rohstoffe uns und kommenden Generationen ein Ei legen, wissen wir schon länger. Aber für das Klima interessiert sich die breite Öffentlichkeit trotzdem kaum noch. Die Nachrichtenredaktionen haben ihre Themenpalette darum längst gewechselt: Krieg und Zölle geben für die Nachrichten mehr her als die ewige Litanei vom CO2 und seinen Folgen. Dass die Gletscher in der Schweiz immer kleiner werden und zwischendurch auch einmal ganze Bergdörfer verschüttet werden, ist in den Augen vieler mittlerweile einfach Schicksal. Wir strecken innerlich die Waffen: Was kann man da schon machen?
Erst vor kurzem hat uns die Wissenschaft den unbarmherzigen Befund in Sachen Klima wieder einmal in Erinnerung gerufen – mit der Präsentation der neuen Klimaszenarien 2025 für die Schweiz. Sie zeigen: Der Klimawandel ist in der Schweiz besonders ausgeprägt. Hitze und Trockenheit werden häufiger. Es wird zunehmend heftig regnen, aber Schnee fällt deutlich weniger – können Sie sich bereits eine Schneefallgrenze um 1450 Meter über Meer als neue winterliche Normalität vorstellen?
Was tun? Wir wissen schon: Jedes eingesparte Zehntelgrad kann die Auswirkungen auf die Schweizer Natur, Gesellschaft und Wirtschaft reduzieren. Das gibt dem geplanten Flug nach Bali den kleinen moralischen Stich zurück, lässt uns eine Zehntelsekunde wieder daran denken, dass auch bei uns im Keller eine Ölheizung steht. Wir wissen aber auch: Mit allen Bemühungen lässt sich die globale Erderwärmung im besten Fall nur begrenzen, nicht aber rückgängig machen. Die Anpassung an den Klimawandel wird damit immer wichtiger.
Das betrifft wesentlich auch das Bauen: In Zukunft geht es nicht mehr nur darum, winters die Wärme drinnen zu behalten, sondern auch darum, im Sommer der Hitze den Riegel zu schieben. Es gibt Bauweisen, die schon lange als klimafreundlich erkannt sind, wie den Holzbau. Nur zur Aufwärmung: Jeder Kubikmeter verbautes Holz speichert den Kohlenstoff aus etwa einer Tonne CO2 aus der Luft. Das verdient Förderung. Doch auch dieser hoffnungsvolle Spross der Bauwirtschaft muss in den Spiegel schauen, wenn es wärmer wird. Kann der Holzbau mit den Klimabedingungen umgehen, die sich am Horizont als neue Normalität abzeichnen?
Die Forschung sagt: Er kann. Natürliche, bauliche oder technische Massnahmen gewährleisten auch künftig die thermische Behaglichkeit in Holzbauten. Die natürliche Fensterlüftung bei tiefen Aussentemperaturen stellt die effizienteste und kostengünstigste Möglichkeit der Temperaturreduktion in Innenräumen dar. Bei der baulichen Optimierung ist im Holzbau insbesondere auf die Erhöhung der Speicherkapazität zu achten. Dies gelingt durch die Vergrösserung der thermisch aktivierbaren Oberflächen oder durch Einbringen zusätzlicher Speichermasse, etwa in Form von Lehmbauprodukten. Wo natürliche und bauliche Lösungen – heute und in Zukunft – nicht ausreichend zur thermischen Behaglichkeit beitragen können, stehen technische Ansätze wie Geocooling bereit.
Wer es genauer wissen will, findet bei der Lignum seit diesem Herbst das Lignatec «Sommerlicher Wärmeschutz in Holzbauten – Empfehlungen für die thermische Behaglichkeit in künftigen Klimaszenarien». Die Publikation leistet als Planungshilfsmittel gute Dienste. Das Wichtigste gibt es jetzt auch als vierseitiges Lignum-Compact-Merkblatt unter dem Titel «Sommerlicher Wärmeschutz in Holzbauten» zum Download als PDF auf der Lignum-Website. Unter dem folgenden Link gelangen Sie direkt zum PDF: Wärmeschutz-Broschüre.
Und wenn Sie das Thema vertiefen wollen: Besuchen Sie die Lignum im Januar an der Swissbau 2026 und merken Sie sich den Praxis-Talk «Sommerlicher Wärmeschutz im Holzbau» an der Messe vom 20. Januar vor. Die Details dazu finden Sie im Web.
Quelle: zvg
Im Holzbau lassen sich zum Beispiel Oberflächen vergrössern, um die Wärmespeicherkapazität zu erhöhen. Hier das Beispiel «Haus des Holzes», Sursee. Architektur: Marc Syfrig Architekten ETH SIA BSA, Luzern. Bild: Marco Leu GmbH, Rothenburg.