Adrian Dinkelmann: «Ein digitaler Werkzeugkasten für nachhaltige Zuschlagskriterien»
Adrian Dinkelmann, Geschäftsführer bei Infra Suisse, beschäftigt sich in seiner Kolumne mit der Frage nach Zuschlagskriterien bei öffentlichen Beschaffungen. Er präsentiert zwei neue digitale Werkzeuge, womit bei Vergaben verstärkt die Nachhaltigkeit berücksichtigt werden kann.

Quelle: zvg
Der Geschäftsführer von Infra Suisse, Adrian Dinkelmann.
Öffentliche Beschaffungen ziehen – zurecht – grosse
Aufmerksamkeit auf sich. Infrastrukturprojekte sind in ihrer Komplexität, ihrem
Umfang und ihrer Bedeutung für das Funktionieren des Verkehrssystem besonders wichtig.
Während die Mobilitätsbedürfnisse zunehmen, sind alle beteiligten
Leistungsträger gefordert, die Anforderungen der Nachhaltigkeit zu
berücksichtigen.
Die Grundlagen für eine neue Vergabekultur bestehen
Der Bund hat deshalb mit der Revision des Bundesgesetzes
über das öffentliche Beschaffungswesen (BöB) die Grundlage für eine neue
Vergabekultur geschaffen. Die Kantone haben dies grösstenteils im Rahmen der
Interkantonalen Vereinbarung über das öffentliche Beschaffungswesen (IVöB)
übernommen. Hinzu kommen weitere Verankerungen in den Umweltschutz- und
Klimagesetzen.
Öffentliche Vergabestellen müssen dank der neuen Grundlage seit 2021 nicht mehr das «wirtschaftlich günstigste» Angebot berücksichtigen. Die Vergabe soll an das «vorteilhafteste» Angebot erfolgen. Damit gewinnen soziale, ökologische und wirtschaftliche Nachhaltigkeitsaspekte an Gewicht.
Potenzial für wirkungsvolle Zuschlagskriterien
Ein Blick auf die praktische Umsetzung zeigt jedoch, dass
die Auswahl geeigneter Zuschlagskriterien eine Herausforderung darstellt. Infra
Suisse und der Schweizerische Baumeisterverband (SBV) initiierten deshalb eine
gemeinsame Arbeitsgruppe mit dem Ziel, praxisnahe Ansätze zu entwickeln.
Entstanden ist mit der «Toolbox Nachhaltigkeit» eine digitale Plattform mit Vorschlägen von Zuschlagskriterien, die flexibel einsetzbar und kombinierbar sind. Nutzerinnen und Nutzer profitieren von den Erfahrungen anderer Vergabestellen: Die Plattform wird laufend weiterentwickelt, weil Nutzerinnen und Nutzer eigene Vorschläge einreichen können.
Einschätzung der Umweltauswirkungen
Ergänzend bietet Infra Suisse mit ECO₂nstruct ein weiteres
praxisnahes Tool für nachhaltiges Bauen. Das webbasierte Instrument dient der
Berechnung von CO₂-Emissionen in kg CO2-eq oder in Umweltbelastungspunkten
(UBP) in Bauprojekten. Nutzer können über einfache Materialauswahlen die
Umweltwirkung ihrer Bauvorhaben abschätzen. Bewertet werden Baustoffe,
Maschinen, Betriebsmittel sowie Transporte. ECO₂nstruct leistet einen Beitrag
an die Kreislaufwirtschaft, indem es die Vorteile zirkulärer Bauweisen sichtbar
macht. Das Tool steht in vier Sprachen zur Verfügung.
Transparente Entscheidungsprozesse helfen, ökologische
Auswirkungen frühzeitig zu erkennen und zu reduzieren. Mit der Toolbox
Nachhaltigkeit und ECO₂nstruct stellt Infra Suisse zwei konkrete Werkzeuge
bereit, die den gemeinsamen Weg zu nachhaltigen Infrastrukturen ebnen.
Weitere Informationen und Zugang zu den Tools finden Sie
unter: Toolbox Nachhaltigkeit sowie ECO₂nstruct.

Quelle: zvg
Die Mobilität nimmt zu und damit auch die Bedeutung von grossen Infrastrukturprojekten.