07:03 BAUPROJEKTE

Wärmeversorgung: Zürich heizt aus der Ferne ein

Geschrieben von: Stefan Schmid (sts)
Teaserbild-Quelle: Stefan Schmid

Unter Hochdruck baut die Stadt Zürich das Fernwärmenetz aus. Als Energiequelle dienen die Kehrichtverwertungsanlage (KVA) Hagenholz und das Holzheizkraftwerk Aubrugg im Norden der Agglomeration. Ein neu gebauter Tunnel ermöglicht nun die Erschliessung mehrerer Quartiere. Herausfordernd beim Bau war die Koordination mit den Anliegen des Verkehrs. Eine Daueraufgabe bleibt die Dekarbonisierung. Zwar ist gesamthaft genug erneuerbare Energie vorhanden, aber nicht immer zur rechten Zeit.

Bild 1: Tunnel

Quelle: Stefan Schmid

Vom Werkleitungsschacht Milchbuck wurden in beide Richtungen im Microtunneling-Verfahren Versorgungsstollen gebohrt. Im Rohr oben fliesst der Vorlauf, im unteren der Rücklauf zur Energiequelle.

Im Keller des zweistöckigen Reihenhauses im Zürcher Milchbuckquartier führen die Heizungsinstallateure die letzten Arbeiten bei der Sekundärleitung aus. Bei der kompakten Armatur mit diversen Messinstrumenten entnimmt ein Plattenwärmetauscher dem Vorlauf die Wärme, bevor das kältere Rücklaufwasser wieder in die Quartierleitung abgegeben wird. Im Haus ist es bereits angenehm warm.

Der Anschluss ans Fernwärmenetz der Stadt Zürich kam gerade zur richtigen Zeit, denn Tage zuvor fegte eine beissende Bise übers Land mit Minustemperaturen in diesem zu warmen und niederschlagsarmen Winter. Der Eigentümer, ein älterer Herr, ist zufrieden mit der neuen Lösung für die Wärmeversorgung als Ersatz für die alte Gasheizung. In der Häuserzeile sind drei Haushalte ans Fernwärmenetz angeschlossen. Vereinzelt nutzen Eigentümer bereits Erdsonden als Energiequellen.  

Auch kleine Gebäude am Netz

Mit dem Ausbau des Fernwärmenetzes der Stadt Zürich ergab sich vor anderthalb Jahren, als das Grossprojekt bereits in vollem Gange war, bei diesen Häuserzeilen die Möglichkeit für eine Speziallösung. Denn die städtische Dienstabteilung Entsorgung + Recycling Zürich (ERZ) hat während des Ausbaus den politischen Auftrag erhalten, einen bestimmten Anschlussgrad zu erreichen. «Das bedingt, dass auch solche kleine Häuser angeschlossen werden müssen. Das funktioniert in den kleinen Häusern aber nicht reibungslos», sagt Daniel Ponca, Projektleiter Fernwärmeausbau bei ERZ.

Der Energieversorger darf zudem die Lieferung von Wärme lediglich bis zum Haus führen, die Installationen im Innern der Häuser ist Sache der Eigentümer. Beim Sekundärnetz dieses Gebäudes muss die Temperatur auf rund 70 bis 75 Grad und der Druck auf drei bar abgesenkt werden. Der Aufwand für den Anschluss bei Kleingebäuden ist allgemein grösser als bei Mehrfamilienhäusern. Die Erschliessung kleinerer Gebäude erlaubt allerdings den Einsatz flexibler Stahlrohre, die kostengünstiger sind. Bei der ERZ-Fernwärme handelt es sich um einen städtischen Eigenwirtschaftsbetrieb, der die Produktion und Lieferung von Wärme kostendeckend anbieten muss. Mittlerweile gilt das Quartier als beispielhaft für die thermische Erschliessung anderer Gebiete.

Heizzentrale im Mehrfamilienhaus

Die eigentliche Heizzentrale für das angeschlossene Gebäude ist in einem nahen Mehrfamilienhaus eingerichtet, von wo ERZ mit rund 500 KW insgesamt 41 Häuser im Quartier mit Wärme versorgen. Bei Volllast, wenn etwa am Morgen eines kalten Wintertages der Wärmebedarf am höchsten ist, sind dort vier Wärmetauscher sowie Druckregulatoren im Einsatz. Ein Expansionsgefäss fängt dort auch temperaturbedingte Volumenänderungen des Wassers auf. Die kleine Heizzentrale im Mehrfamilienhaus bezieht das Heisswasser von einer der drei Leitungen, über welche die Quartiere Guggach und Milchbuck versorgt werden sowie das Hochschulquartier.

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Redaktor Baublatt

Seine Spezialgebiete sind wirtschaftliche Zusammenhänge, die Digitalisierung von Bauverfahren sowie Produkte und Dienstleistungen von Startup-Unternehmen.

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