11:09 BAUBRANCHE

Schienen-«Polster» soll Bahnlärm und Vibrationen reduzieren

Teaserbild-Quelle: HEIG-VD

Ein unscheinbares Bauteil unter den Gleisen könnte künftig für einen leiseren Schienenverkehr sorgen. Ein Forscherteam mit Beteiligung der Empa hat «Rail Pads» entwickelt, die zwischen Schienen und Betonschwellen den Bahnlärm dämpfen sollen. 

Video zum Praxistest in der Nähe von Nottwil. (Quelle: Empa)

Bahnlärm ist für Anwohner von Schienentrassen oft eine grosse Belastung. Um diesen zu mindern, haben Forscher der Empa und der Haute École d'Ingénierie et de Gestion du Canton de Vaud unter Federführung der EPFL einen unauffälligen Bestandteil des Schienensystems neu gedacht: «Rail Pads» aus elastischem Kunststoff, die zwischen Schienen und Betonschwellen stecken. 

Ein «Polster» für Schienen

Solche «Polster» dienen dazu, den hochbelasteten Fahrweg aus verdichtetem Schotter und Betonschwellen zu schonen. In der Schweiz bestehen diese meist aus dem harten Kunststoff Ethylenvinylacetat (EVA), wie aus einer Mitteilung der Empa von Dienstag hervorgeht. 

Ein weicheres Material würde den Fahrweg zwar besser schonen, dafür aber auch eine höhere Lärmbelastung mit sich bringen. Um dieses Problem zu lösen und eine leisere Alternative zu schaffen, hat das Forscherteam in den letzten Jahren gemeinsam mit den SBB im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt und des Bundesamtes für Verkehr neuartige «Rail Pads» entwickelt. 

Ursprünglich verfolgten die Fachleute dabei eine Idee nach dem Prinzip «Harte Schale, weicher Kern». Dies in Form einer äusseren Hülle aus herkömmlichem EVA mit einem Kern aus einem weichen viskoelastischen Werkstoff. Dessen Dämpfung stimmten sie präzise auf den Frequenzbereich von etwa 500 bis 2'000 Hertz ab, in dem die Schwingungen besonders geräuschintensiv sind. 

Rail Pads der Empa auf Betonschwelle

Quelle: HEIG-VD

Die «Rail Pads» stecken zwischen Schienen und Betonschwellen und schützen letztere vor hohen Belastungen.

Nachdem Computerberechnungen und Labormessungen der neuen Bauteile nach diesem Prinzip vielversprechend ausfielen, stellten die Forscher mit dem Kunststoff-Hersteller Semperit erste Prototypen her. 

Erfolgreicher Praxistest bei Nottwil 

Im vergangenen März wurden diese dann gemeinsam mit Fachleuten der SBB auf einem 100 Meter langen Gleisabschnitt nahe Nottwil im Kanton Luzern in der Praxis getestet. Mittels Messungen der Schwingungen von Gleisschwellen und Schienen sowie von Schallpegeln und anderen Daten wurden die Auswirkungen der neuen «Rail Pads» bei realen Zugfahrten erfasst. 

Die Resultate fielen erfreulich aus, wie Empa-Forscher Bart Van Damme in einem Video zum Praxistest erklärt. Die Auswertung der Daten habe gezeigt, dass die neuartigen Polster sowohl den Zuglärm als auch Schwingungen spürbar dämpften. Dank dieser Resultate sind die Forscher nun optimistisch, dass die neuartigen Bauteile in Zukunft in der Praxis zum Einsatz kommen werden. (mgt/pb)

Zur Mitteilung der Empa: www.empa.ch

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