07:26 VERSCHIEDENES

PFAS vom Ski auf die Loipe und die Piste

Teaserbild-Quelle: Toa Heftiba, Unsplash

Trotz Verboten sind noch immer viele PFAS im Umlauf. Das gilt auch für Schweizer Pisten und Loipen, wo die Giftstoffe durch Abrieb aus Skiwachs in die Natur gelangen. Ein Team der Empa konnte im Zusammenhang mit einer Maturaarbeit erhöhte PFAS-Konzentrationen in Schneeproben aus dem Engadin nachweisen.

Skifahrer aus der Drohnenperspektive

Quelle: Toa Heftiba, Unsplash

Über die Skier oder vielmehr den Skiwachs können schädliche PFAS in die Umwelt gelangen.

Viele PFAS oder dieser sogenannten «Ewigkeitschemikalien» schaden der der Umwelt und der Gesundheit. Weil potenziell während Jahrhunderten in der Umgebung verbleiben und sich in Mensch und Tier anreichern können, gilt es, ihre Verwendung so weit wie möglich einzuschränken. Eine Herausforderung: Schliesslich finden sich PFAS überall, sei es im Faserpelz, in Dichtungs- und Isolationsmaterial oder in Lebensmittelverpackungen. Oder aber auch in bestimmten Skiwachsen. 

Der Internationale Skiverband FIS hat bereits gehandelt: Seit der Saison 2023/2024 sind fluorhaltige Skiwachse bei sämtlichen FIS-Rennen verboten; wer sie verwendet wird disqualifiziert. Dies gilt auch an Veranstaltungen in der Schweiz, zu Beispiel am Engadin Skimarathon. Zudem haben auch Skiwachs-Hersteller reagiert und ihr Sortiment auf fluorfreie Produkte umgestellt. Komplett frei von PFAS sind die Schweizer Pisten und Loipen allerdings noch nicht, wie Fachleute des «Analytical Center» der Empa bei einer Stichprobe am Engadin Skimarathon im März 2025 festgestellt haben. 

Wenige Stunden nach dem Start der Läufer haben sie im Zusammenhang mit einer Maturaarbeit Schneeproben aus den verschiedenen Fahrspuren direkt nach der Startlinie entnommen, sowie weitere Proben rund zwei Kilometer nach dem Start und eine Nullprobe fernab der Loipe.

Am höchsten ist Konzentration von PFAS an der Startlinie

«Wir haben relativ hohe Werte für die typischen PFAS aus Skiwachs gemessen», sagt Markus Zennegg, Leiter des «Analytical Center». «Das sind insbesondere die perfluorierten Carbonsäuren mit einer geradzahligen Kettenlänge von 6 bis 14 Kohlenstoffatomen.» Am höchsten waren die Konzentrationen an der Startlinie, wo die Läufer mit frisch gewachsten Skiern starteten. Nach zwei Kilometern blieben schon deutlich weniger PFAS im Schnee zurück, da die Ski ihre fluorhaltige Wachsbeschichtung durch den Abrieb rasch verlieren. Dennoch waren die Konzentrationen auch dort messbar erhöht. «Direkt über dem Silsersee ist das bedenklich», sagt Stefan Reimann vom Empa- Labor «Luftfremdstoffe / Umwelttechnik», der die Schneeproben gesammelt hat. Denn mit der Schneeschmelze im Frühling gelangen die Ewigkeitschemikalien direkt ins Gewässer und können sich dort in den Wasserorganismen und Fischen anreichern.

Die fluorhaltigen Substanzen im Skiwachs sollen die Gleiteigenschaften des Skis verbessern und ambitionierte Langlaufsportler so schneller ans Ziel bringen. Die Unterschiede zu modernen fluorfreien Wachsen sind mittlerweile aber gering. «Die Skis der zehn schnellsten Profiläufer am Engadiner Skimarathon wurden alle getestet, und es wurden keine PFAS gefunden», weiss Reimann. «Offenbar kann man also auch ohne Fluor schnell sein.»

Fehlenden Sensibilisierung bei Hobbysportlerinnen und -sportlern

Die Forschenden vermuten, dass ein Grossteil der PFAS im Schnee auf die noch nicht ausreichende Sensibilisierung bei den Hobby-Langläufern zurückgeht. Dafür spricht auch, dass die erhöhten PFAS-Konzentrationen nicht nur in den einzig dem Marathon vorbehaltenen Spuren gemessen wurden, sondern auch in dem Bereich, in dem die normale Langlaufloipe verläuft. «Ein Wachsblock kann für mehrere Jahre reichen», sagt Zennegg. «Und praktisch alle älteren Skiwachse enthalten PFAS.» Er empfiehlt, alten Skiwachs durch fluorfreie Varianten zu ersetzen, die im Handel erhältlich und entsprechend gekennzeichnet sind. «Es macht einfach keinen Sinn, dermassen stabile Stoffe für ein paar Minuten Vorsprung in die Umwelt gelangen zu lassen», ergänzt. Reimann.

Das Forschungsteam nun auch Bodenproben an den gleichen Orten entnommen. Auch sie zeigen eine deutliche Belastung mit den Ewigkeitschemikalien. «Bei solchen Konzentrationen besteht bereits die Gefahr, dass sich die PFAS im Fleisch der dort weidenden Rinder anreichern und zu einer Überschreitung der erlaubten Grenzwerte führen», ermahnt Zennegg. Weitere PFAS-Studien sind ebenfalls in Arbeit: Am «Analytical Center» sind über die vergangenen Monate Analytikkapazitäten aufgebaut worden, um rund 30 der häufigsten PFAS in verschiedenen Material- und Umweltproben, etwa aus Recycling-Prozessen, bestimmt werden können. (mgt/mai)

Text der Empa im Original lesen auf www.empa.ch


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