Schluefweg Kloten: Vom Weiher zur Arena
Der EHC Kloten hat eine ebenso bewegte Geschichte hinter sich wie seine Spielstätte: Vom Provinzklub auf dem Naturweiher zum Profiverein in modernster Arena. Gabriel «Gabi» Weber, seit 65 Jahren für den Verein tätig, erinnert sich.

Quelle: Simone Mathieu
Mit EHC Kloten-Legende Gabriel Weber am Nägelimoos-Weiher, wo 1934 die Geschichte des Eishockeyvereins begann.
Wir stehen am Nägelimoosweiher in Kloten. Ende Januar ist die Eisdecke dünn, man würde nicht wagen, sie zu betreten. Vor neunzig Jahren sah das anders aus. Die Einwohner des damaligen Bauerndorfs kamen hierher zum Schlittschuhlaufen – ein beliebter Treffpunkt für die Jugend. Sogar im Schulsportunterricht gehörte das Eislaufen dazu.
Wir sind hier, um die neunzigjährige Clubgeschichte aus der Perspektive von Gabriel «Gabi» Weber zu hören – einer der prägenden Persönlichkeiten des EHC Kloten. Am Nägelimoosweiher nahm alles seinen Anfang. 1934 rief ein 17-jähriger Handelsschüler mit einigen Freunden die Gründung des Vereins aus. Trainiert und gespielt wurde auf dem Weiher, doch das Eis war nicht zuverlässig: Mitunter gab es nach, und die Tore versanken im Wasser. Das erste offizielle Spiel fand 1935 statt.
Nationalliga B auf dem Weiher
Zehn Jahre später trat der EHC nach einigen Erfolgen auf dem Eis dem Zürcher Eishockeyverband bei. Noch immer auf dem Weiher spielend, stieg der Club in die Serie A auf, damals die dritthöchste Liga der Schweiz, und erreichte 1947 gar die Nationalliga B. «Inzwischen hatte man für die Spieler zumindest Garderobenbaracken aufgestellt – die brannten jedoch später ab», erinnert sich Weber
1952 wurde die Natureisbahn im Schluefweg eröffnet. Luxuriös war die neue Spielstätte jedoch ebenfalls nicht: «Anfangs mussten sich die Spieler am Brunnen nebenan waschen», erzählt Weber. In einem kleinen Häuschen, die von Torhüter und Baumeister Bruno Hauser, mit Frondienst der Spieler, gebaut wurde, waren kleine Garderoben. Bruno Hauser war somit der erste Sponsor des EHC. Vor der Hütte wurden Wienerli und Getränke angeboten. Ein Punschverkäufer machte während des Spiels seine Runden bei den Zuschauern.

Quelle: EHC Kloten
Spielszene auf dem Nägelimoosweiher: Banden waren damals ebenso unbekannt wie Helme oder Gesichtsschutz.

Quelle: EHC Kloten
Das Eis des Nägelimoosweihers war nicht immer ganz sicher. Es versanken schon mal Tore.
Schweizer Rekord
Sein Leben lang blieb Weber dem EHC Kloten treu. Mit 14 Jahren trat er als Junior dem Verein bei und wechselte drei Jahre später in die erste Mannschaft. «Kurz vor dem grossen Aufstieg». Dieser erfolgte 1962, als der Verband beschloss, die höchste Liga von acht auf zehn Clubs zu erweitern. Kloten «rutschte» unverhofft nach und blieb bis 2018 ununterbrochen in der obersten Spielklasse – ein Schweizer Rekord.
Weber, von Beruf gelernter Polymechaniker, arbeitete während seiner Zeit als Spieler als Technischer Kaufmann. Wie alle seine Mitspieler musste er seinen Lebensunterhalt neben dem Eishockey bestreiten: «Damals gab es weder Sponsoren noch Prämien für unsere Leistung auf dem Eis. Aber für uns stand der Sport trotzdem an erster Stelle. Sonst wären wir nicht so erfolgreich gewesen.» Heute wird der EHC Kloten von zahlreichen Sponsoren unterstützt – ein deutliches Zeichen des professionellen Wandels.
Körperkontakt verboten
Das Eishockey von früher sei ganz anders gewesen: «Wenn man ein Spiel von damals anschauen würde, käme es einem vor wie ein zu langsam abgespielter Film», sagt Weber schmunzelnd. «Wir waren viel langsamer auf dem Eis unterwegs, technisch nicht so versiert, und im gegnerischen Raum war Körperkontakt verboten.» Zudem trainierte man lediglich zweimal pro Woche – erst mit dem Aufstieg wurde das Training intensiver.
1958 bewiesen die damaligen Trainer Georg von Arx und Heiri Ehrensperger Weitsicht, als sie in die Nachwuchsförderung intensivierten. «Wir hatten keine finanziellen Mittel, um starke Spieler zu verpflichten – schon gar nicht aus dem Ausland. Also mussten wir selbst Talente ausbilden», erklärt Weber. Diese Nachwuchsförderung des EHC Kloten gehört bis heute zu den besten der Schweiz.

Quelle: EHC Kloten
Anfang der 50er-Jahre erhielt der EHC Kloten mit der Spritzeisbahn am Schluefweg eine professionellere Spielstätte.

Quelle: EHC Kloten
Auch ohne Dach und jeglichen Komfort: Das Stadion am Schluefweg war zu allen Zeiten ein Publikumsmagnet.
15 Jahre Nachwuchschef
Nach seiner Zeit als Spieler des EHC Kloten war Gabi Weber vier Jahre Spielertrainer in der 1. Liga von Wallisellen und Schaffhausen. Das war die einzige Zeit, während der er dem EHC den Rücken kehrte. 1981 kam er zurück nach Kloten und war bis 1985 Sportchef des EHC. Von 1985 an trainierte er als Nachwuchschef 15 Jahre lang verschiedene Juniorenteams des EHC Kloten.
Zurück zum Stadionbau: 1977 wurde die Zuschauertribüne verstärkt und das Stadion erstmals überdacht. Fünf Jahre später folgten Garderoben und ein Restaurant. Vor dem Stadion entstand eine zweite, offene Eisfläche. 1997 erlebte der «Schluefweg» einen weiteren grossen Umbau und wurde zu einer geschlossenen Arena – damals eine der modernsten der Schweiz mit über 7600 Plätzen. Gabi Weber, inzwischen Juniorentrainer, hoffte, dass auch die zweite Eisfläche überdacht würde: «Wir brauchten dringend eine zusätzliche Trainingshalle.»
Spieler packen mit an
Bis zur Überdachung der zweiten Eisfläche verging jedoch viel Zeit. Erst vor einem Jahr übergab die Stadt Kloten dem EHC die Schluefweg-Halle. Das Stadion gehört der Stadt, sie ist damit Bauherrin. Die Eishockeyspieler packten auch diesmal wieder beim Bau mit an. «Die Stadt Kloten war uns immer wohlgesonnen», sagt Weber. Dennoch muss der EHC seine Ausgaben immer unter Kontrolle haben. Die hohen Kosten, vor allem für den Nachwuchs, müssen vom Verein gestemmt werden.
Die Geldbeschaffung sei beim EHC stets eine Hauptaufgabe gewesen, sagt Weber. «Wir mussten immer so extrem auf die Kohle schauen.» Als Verantwortlicher für das Marketing beim EHC Kloten ist er für die Akquise von Sponsoren beteiligt.

Quelle: Simone Mathieu
Nach neusten Standards präsentiert sich die «Swiss Arena», wie das Stadion heute heisst.
Ruin knapp abgewendet
2012 stand der Verein kurz vor dem finanziellen Ruin. «Dank der Unterstützung von Philippe Gaydoul (Denner-Erbe und damaliger Liga-Chef, d. Red) sowie Thomas Matter (Unternehmer und Zürcher Kantonsrat, d. Red.) konnte der Konkurs abgewendet werden.» Nach der Öffnung der zweiten Halle für die Öffentlichkeit und die Realisierung des angrenzenden Wasserparks wurde der «Schluefweg» auch für Nicht-Eishockey-Fans attraktiv.
Heute erinnert nur noch der Name der zweiten Halle – der Schluefweg-Halle – an die Ursprünge des Clubs. Die Haupthalle heisst seit Langem «Swiss Arena» – benannt nach einem der Hauptsponsoren.
Heute im EHC-Verwaltungsrat
Parallel zu seiner Karriere im Club gründete Weber 1977 mit einem Geschäftspartner die «Garage Rütiwies AG» in Nürensdorf. «Dank meiner Kontakte aus dem EHC konnten wir die Mercedes-Benz-Vertretung übernehmen.» Nach seiner Pensionierung kehrte er zum EHC zurück und kümmerte sich wieder um den Nachwuchs. Heute sitzt er im Verwaltungsrat.
Weber schaut sich immer noch fast jedes Heimspiel der Klotener an. Er hat zwei Stammsitzplätze: Reihe 7, Sitz 2 und 3, «Ich finde es fantastisch, diese Choreografie der Fans. Wie treu sie dem EHC bleiben. Unser Stammpublikum umfasst 3500 bis 4000 Fans.» Die Stimmung unter den Fans mache einen Eishockeymatch zu einem Erlebnis. Die gute Atmosphäre innerhalb des Clubs strahlt in die ganze Region aus: Neben dem Flughafen ist der EHC Kloten die wichtigste Attraktion der Stadt.

Quelle: Simone Mathieu
Gabriel «Gabi» Weber auf seinem Stammplatz im Klotener Eishockeystadion.