2000 Jahre alte Römerbrücke in Aegerten BE entdeckt
Der Archäologische Dienst des Kantons Bern hat auf einer Baustelle in Aegerten Reste einer römerzeitlichen Brücke gefunden, darunter zahlreiche Eichenpfähle. Die Brücke überquerte einst die Zihl und war Teil der römischen Juratransversale.

Quelle: Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Joel Furrer
Ausgrabung mit dicht beieinanderstehenden Eichenpfählen der Brückenjoche. Von jedem einzelnen wurde für die Altersbestimmung eine Probe entnommen.
Bereits vor rund vierzig Jahren entdeckte der Archäologische Dienst in Aegerten Militärbauten, heisst es in einer Mitteilung der Berner Bildungs- und Kulturdirektion von Mittwoch. Diese standen beidseits der ehemaligen Zihl, welche nach der Juragewässerkorrektion verlandete.
Während Bauarbeiten im selben Bereich seien nun mehr als 300 Eichenpfähle zutage gekommen, heisst es in der Mitteilung. Diese hätten sich im Grundwasser erhalten. Die Archäologinnen und Archäologen entnahmen Proben der Pfähle auf der Baustelle, untersuchten sie im Labor, und bargen zahlreiche weitere Funde aus der Römerzeit.
Jahrgenaue Altersbestimmung
Jahrringuntersuchungen zeigten gemäss Mitteilung, dass die Brückenjoche immer wieder repariert oder neu erbaut wurden. Nach derzeitigem Stand der Messungen wurde die früheste Konstruktion in der Zeit um 40 v. Chr. erbaut, kurz nach der römischen Eroberung der keltischen Helvetier.
Die jüngsten Teile stammen von 369 n. Chr., als das römische Militär unter Kaiser Valentinian den rückwärtigen Raum hinter dem Rheinlimes, der damaligen Nordgrenze des Römischen Reiches, vermehrt sicherte. Die Brücke wurde somit also mehr als 400 Jahre lang genutzt, schreibt die Direktion.

Quelle: Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Joel Furrer
Von den Eichenpfählen sind noch mehrere Meter lange Pfahlspitzen erhalten. Sie wurden mit dem Bagger aus dem Sediment gezogen.
Teil der Juratransversale
Die Brücke stand gemäss Mitteilung einst vor den Toren der Kleinstadt Petinesca (Studen), einem wichtigen Kreuzungspunkt von Wasserwegen und Landstrassen. Über die Aare, die Zihl und die drei Jurarandseen waren die damals grössten Orte des Mittellandes miteinander verbunden.
Zudem führte eine bedeutende Strasse über die helvetische Hauptstadt Avenches/Aventicum durchs Mittelland nach Osten. Bei Studen/Petinesca zweigte die Verbindung durch die Taubenlochschlucht bei Biel über den Jura nach Augst/Augusta Raurica ab. Die neu entdeckte Brücke gehörte laut Mitteilung zu dieser Strasse.
Zahlreiche Funde aus dem Flussbett
Von der Brücke wurden offenbar viele Gegenstände in den Fluss geworfen oder gingen verloren. Die Mitarbeiter des Archäologischen Dienstes fanden so zahlreiche Metallobjekte im Schwemmsand. Gefunden wurden unter anderem Schuhnägel, Hufschuhe, Kummete, Äxte, ein Dreizack zum Fischfang, Schlüssel und Münzen.
Besonders bemerkenswert sei ein gut erhaltener grosser Hobel aus Holz und Eisen, der sich dank der Lagerung im sauerstoffarmen Feuchtboden ausnahmsweise erhalten habe, heisst es. Die Funde werden nun konserviert und untersucht. Sie könnten gemäss Mitteilung wertvolle Einblicke in den Alltag der Römerzeit liefern. (mgt/pb)

Quelle: Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Markus Leibundgut
Matthias Bolliger misst im Dendrolabor des Archäologischen Dienstes die Jahrringe eines Eichenpfahls.

Quelle: Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Daniel Marchand
Der vollständig erhaltene Hobel ist aus einem Holzstück gearbeitet und weist eine eingesetzte Eisenklinge auf. Er ist 41 cm lang, 7 cm breit und 5 cm hoch.