07:01 BAUPROJEKTE

Projekte Grimselsee, Oberaarsee und Trift: Kanton Bern und Verbände einigen sich

Teaserbild-Quelle: Mary Leibundgut, CC BY-SA 4.0,

Umweltverbände wie WWF, Pro Natura, Aqua Viva und der Schweizerische Fischerei-Verband haben dem Kanton Bern und den Kraftwerke Oberhasli AG (KWO) zugesichert, dass sie keine Beschwerden mehr gegen die Speicherprojekte Trift, Grimselsee und Oberaarsee einlegen. Dies ist das Resultat des rund einjährigen Grimsel-Dialogs. – Das seit diesem Jahr geltende Bundesgesetz über eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien, attestiert dem Trift- und dem Grimselprojekt eine besondere Bedeutung für die Stromversorgungssicherheit in der Schweiz.

Triftsee

Quelle: Mary Leibundgut, CC BY-SA 4.0,

Mit dem Rückzug der Gletscher entstehen neue Landschaften: Am Südufer des Triftsees hat der Gletscher eine hügelige Grundmoränenlandschaft mit viel Feinmaterial und eine grosse Schwemmebene geschaffen.

Beim Trift-Projekt will die KWO mit einer Staumauer den Gletschersee des sich zurückziehenden Triftgletschers fassen. Dagegen ist laut der KWO nach wie vor eine Beschwerde des Grimselvereins hängig. Darum verzichtete der Verein auf eine Teilnahme am «Grimsel-Dialog». Für die Vergrösserung des Grimselsees haben die KWO vergangenes Jahr ein aktualisiertes Konzessionsgesuch eingereicht. Und für die Vergrösserung des Oberaarsees liegt eine grobe Machbarkeitsstudie vor.

Im Rahmen des rund einjährigen «Grimsel-Dialogs» haben sich die Verbände, der Kanton und die KWO nun auf Ausgleichsmassnahmen geeinigt und dazu am 16. September eine Vereinbarung unterzeichnet. Sie ist breit abgestützt: In die Verhandlungen involviert gewesen sind die beiden Ämter des Kantons Bern für Wasser und Abfall sowie für Landwirtschaft und Natur, die KWO und die Standortgemeinden Guttannen und Innertkirchen. Ebenfalls beteiligt haben sich die Verbände WWF Schweiz, WWF Bern, Pro Natura Schweiz, Pro Natura Bern, Aqua Viva, die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz, der Schweizer Alpen-Club SAC, der Schweizerische Fischerei-Verband und der Bernisch Kantonale Fischerei-Verband. Wie Barbara Egger-Jenzer, Verwaltungsratspräsidentin der KWO, heute vor den Medien sagte, hat die Einigung «Modellcharakter».  Weiter hielt sie heute vor den Medien fest, dass der Austausch mit den Verbänden konstruktiv gewesen ist.

Pro-Natura-Präsidentin Ursula Schneider Schüttel attestierte der Vereinbarung «Pioniercharakter». Gleichzeitig mahnte sie, dass bewusst bleiben müsse, dass auch ein sorgfältiges Projekt mit Ausgleichsmassnahmen einen schweren Eingriff in die Natur bedeute. In Zeiten von Biodiversitätskrise und zunehmendem Druck auf die Gewässer seien das schmerzliche Verluste. Insgesamt zeigten sich die Umweltverbände aber zufrieden. Das Ergebnis der Gespräche sei kein fauler Kompromiss, sondern eine gute Lösung, so Thomas Vellacott, der CEO des WWF Schweiz.

Rückbau vom Simmewehr und Rückbau von Kleinwasserkraftwerken in Bätterkinden und Hagerhüsli

Bei den Vereinbarungen geht es konkret um Massnahmepakete für die Projekte Trift sowie die Vergrösserung des Grimselsee respektive des Oberaarsees. Von letzterem steht erst ein Teil des Pakets. 

Für das Projekt Trift bedeuten die Vereinbarungen: Gewässernutzungsverzichte an 18 Fliessgewässern oder Fliessgewässerabschnitten im Kanton Bern. Zudem soll das Simmewehr des Wasserkraftwerks Spiez rückgebaut werden. Weiter sind künftig Bau- und Nutzungsbeschränkungen im Gletschervorfeld Steingletscher, der zum Konzessionsgebiet KWO gehört, vorgesehen. 

Das Massnahmenpaket im Zusammenhang mit der Vergrösserung des Grimselsees beinhaltet Gewässernutzungsverzichte an 29 Fliessgewässern oder Fliessgewässerabschnitten im Kanton Bern sowie den Rückbau von den beiden Kleinwasserkraftwerken an der Emme in Bätterkinden respektive in Hagerhüsli. Zudem gehören auch Bau- und Nutzungsbeschränkungen in den Gletschvorfeldern des Bächli- und Grubengletschers dazu, auch sie liegen KWO-Konzessionsgebiet. Weiter sollen artenreiche Wiesen gefördert werden ebenso die Vernetzung von wertvollen, ansonsten vergandenden Kulturlandschaften. 

Sowohl für das Trift- als auch für Grimselsee-Projekt richten die KWO eine Stiftung ein, sie soll jeweils langfristig Aufwertungs- und Revitalisierungsmassnahmen sicherstellen. 

Für das Projekt zur Vergrösserung des  Oberaarsees liegt erst ein Teilpaket vor. Oder vielmehr Gewässernutzungsverzichte an 6 Fliessgewässern oder Fliessgewässerabschnitten im Kanton Bern fest. Weitere Massnahmen sind noch offen. (mai/mgt/sda)



Gletschervorfeld Triftgletscher mit dem Triftsee

Quelle: Mary Leibundgut, CC BY-SA 4.0

Das Gletschervorfeld des Triftgletschers mit dem Triftsee und Tümpeln im August 2022. Beim Felsriegel zwischen Windegg und Drosiegg ist eine Staumauer geplant, das Seebecken wird verschwinden.

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