09:31 MEINUNG

Melanie Aliverti: «Wo die Fachkräfte zu finden sind»

Geschrieben von: Melanie Aliverti
Teaserbild-Quelle: Bauenschweiz

In ihrer Kolumne für Bauenschweiz beschäftigt sich Melanie Aliverti mit der Frage, warum Frauen in der Baubranche immer noch unterrepräsentiert sind. Dabei ist der Fachkräftebedarf in der Bauwirtschaft enorm. In ihrem Text versucht Melanie Aliverti die wichtigsten Fragen zu beantworten und mögliche Lösungen aufzuzeigen.

Melanie Aliverti, Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Quelle: Bauenschweiz

Melanie Aliverti ist wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Bauenschweiz.

Der Fachkräftebedarf in der Bauwirtschaft ist enorm. Dennoch sind in der Schweizer Bauwirtschaft Frauen immer noch stark unterrepräsentiert. Je nach Quelle variiert der Frauenanteil zwischen zehn und fünfzehn Prozent. Die Branche scheint ein grosses Potenzial brach liegen zu lassen. Doch weshalb ist dieser Anteil so tief? Liegt es an den gesellschaftlichen Erwartungen, den verschiedenen Interessen oder branchenspezifischen Problemen? Gewiss spielen viele Faktoren eine Rolle, aber werfen wir zuerst einen Blick auf das, was wir als Branche am ehesten verändern können – die Ausgangslage. 

Wenn man etwas genauer hinschaut – etwa auf die Anzahl Lernende – fällt rasch auf, dass einige Berufe in der Bauwirtschaft bei Frauen sehr beliebt sind, andere wiederum gar nicht. Architektinnen und Malerinnen trifft man relativ häufig an, wohingegen man lange suchen muss, bis man eine Maurerin findet. Alle noch so unterschiedlichen Berufe unserer Branche teilen jedoch ein Problem: Viele Frauen kehren ihrem Beruf den Rücken, spätestens wenn Kinder ins Spiel kommen. Ein wichtiger Grund dafür ist, dass Teilzeitmodelle oft noch nicht etabliert sind. Für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie könnte viel getan werden, indem mehr Offenheit gegenüber Teilzeitarbeit gezeigt würde.

Viele unserer Mitgliedsverbände haben den Handlungsbedarf erkannt und engagieren sich, um mehr Frauen für die Bauwirtschaft zu begeistern, zu fördern und die Arbeitsbedingungen so zu verbessern, dass sie möglichst lange im Beruf bleiben. So hat der Schweizerische Maler- und Gipser-Unternehmer-Verband (SMGV) beispielsweise das Projekt Teilzeitbau ins Leben gerufen, um Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. Der SIA setzt sich mit dem Netzwerk «Frau und SIA» für Anliegen der Architektinnen ein. Der Schweizerische Baumeisterverband (SBV) widmete dem Thema Frauen in der Bauwirtschaft letzten Herbst eine Ausgabe seines Magazins, und der Campus-Sursee organisiert wertvolle Events wie «Wir bauen auf Frauen». 

Frauen können eine wahre Chance für die Schweizer Bauwirtschaft sein. Sie bringen neue Perspektiven ein und sind hochqualifiziert. Somit besteht hier ein erhebliches –bisher weitgehend ungenutztes – Potenzial, dem Fachkräftebedarf zu begegnen. Dafür muss die Baubranche weiterhin an ihrem Image arbeiten und sich konkret darum bemühen, für Frauen attraktiver zu werden. Dazu gehört, die Gestaltungsmöglichkeiten und Kreativität am Bau zu betonen, die Sinnhaftigkeit, einen Teil zur Energiewende beizutragen, hervorzuheben, oder eben auch flexible Arbeitsmodelle zu fördern und faire Entlöhnung und ein angenehmes Arbeitsklima anzubieten. All das mag Geduld und Ressourcen erfordern, wird der gesamten Branche langfristig jedoch helfen.

Bauenschweiz setzt sich als Dachverband genau für diese Anliegen ein und ermutigt Mitgliedsverbände und Unternehmen gleichermassen, als Branche gemeinsam für mehr Inklusion auf dem Bau einzustehen. Gemeinsam mit «EnergieSchweiz» und der Konferenz der Gebäudetechnikverbände (KGTV) möchte Bauenschweiz dieses Jahr ausserdem gemeinsame Dachaktivitäten für mehr Fachkräfte in der Baubranche lancieren. Hierzu laufen aktuell Finanzierungsgespräche mit den Mitgliedsverbänden.

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Wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Bauenschweiz.

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