13:03 MANAGEMENT

Studie der Empa: Was tut die Sommerzeit für den Klimaschutz?

Teaserbild-Quelle: Lucian Alexe, Unsplash

Nächstes Wochenende ist es wieder so weit: In der Nacht von Samstag auf Sonntag werden die Uhren eine Stunde vor gestellt. Ob die Sommerzeit beim Energiesparen helfen kann, hat ein Team Empa für Bürogebäude untersucht.

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Quelle: Lucian Alexe, Unsplash

Am Wochenende beginnt die Sommerzeit:. Uhren müssen um eine Stunde vor gestellt werden.

Am Wochenende werden wie jedes Jahr die Uhren um eine Stunde vorgestellt. Und ebenfalls wie jedes Jahr führt der Beginn der Sommerzeit zu Diskussionen darüber, ob die Zeitumstellung abgeschafft werden soll oder nicht. 

Während Gegner argumentieren, dass die Zeitumstellung negative gesundheitliche Effekte wie Schlafstörungen mit sich bringt, argumentieren Befürworter damit, dass die  Sommerzeit Stromsparen hilft. Denn wenn es abends eine Stunde länger hell ist, wird weniger künstliches Licht benötigt. Letzteres war in den Achtzigerjahren auch der Gedanke hinter der Einführung der Sommerzeit gewesen.

„Aus unserer Sicht macht es jedoch Sinn, nicht nur den Einfluss auf die Stromeinsparung bei der Beleuchtung, sondern auf den gesamten Energieverbrauch eines Gebäudes zu betrachten“, erklärt Sven Eggimann, der mit Massimo Fiorentini und weiteren Forschenden des «Urban Energy Systems»-Labs der Empa untersucht hat, ob und wie sich die Zeitumstellung auf den Heiz- und Kühlenergieverbrauch auswirkt.

Hypothese: Früherer Feierabend hilft Strom sparen

Die grundlegende Hypothese des Forscherteams lautete, dass Büroangestellte durch die Zeitumstellung im Sommer eine Stunde früher im Büro sind und dieses dadurch auch früher am Nachmittag wieder verlassen. Weil der grösste Teil der Kühlleistung am späteren Nachmittag anfällt, kann dadurch Energie eingespart werden – unter der Annahme, dass bei einem leeren Büro die Kühlung heruntergefahren oder ganz abgestellt werden kann. Im Hinblick darauf, dass Gebäude immer intelligenter werden, wäre dies künftig relativ einfach zu bewerkstelligen.

Um die Hypothese zu überprüfen, simulierte das Forschungsteam basierend auf Daten von verschiedenen Bürogebäuden in 15 US-amerikanischen Städten die aufgewendete Heiz- und Kühlenergie mit und ohne Sommerzeit für verschiedene Klimaregionen. Dabei wurden nicht nur das aktuelle Klima, sondern auch künftige Klimaszenarien bis 2050 mitberücksichtigt, um den Einfluss des Klimawandels miteinzubeziehen. Letzteres ist zentral, hat doch die Veränderung des Klimas hat einen grossen Einfluss auf den Energieverbrauch eines Gebäudes.  So fanden Fachleute der Empa beispielsweise in einer anderen Studie heraus, dass in der Schweiz künftig aufgrund des Klimawandels der gleiche Bedarf an Kühl- wie an Heizenergie anfallen könnte.

Studienergebnisse: Sommerzeit kann Kühlenergie eines Bürogebäudes verringern

„Die Umstellung auf die Sommerzeit kann die Kühlenergie eines Bürogebäudes um bis zu knapp sechs Prozent verringern“, erklärt Massimo Fiorintin. „Gleichzeitig kann der Heizbedarf aufgrund des früheren Arbeitsbeginns am Morgen um bis zu 4.4 Prozent ansteigen. Da im Sommer aber viel mehr Kühl- als Heizenergie verbraucht wird, hat die Zeitumstellung gesamthaft gesehen einen positiven Einfluss auf die Energiebilanz eines Gebäudes.“

Über die unterschiedlichen Klimaszenarien und Klimazonen hinweg variierte die eingesparte Energie zwar – die maximale totale Energieeinsparung lag bei 3 Prozent – sie schlug aber überall zu Buche. Obwohl sich dieses Ergebnis nur auf Bürogebäude in den USA bezieht, liefert es laut Empa auch wertvolle Erkenntnisse für die Schweiz, denn die klimatischen Bedingungen seien für mehrere der simulierten Klimazonen vergleichbar.

Zeitumstellung kann einen Beitrag zum Klimaschutz leisten

„Unsere Studie zeigt auf, dass die Zeitumstellung einen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann. Politische Entscheidungsträger sollten deshalb in der Diskussion um die Abschaffung der Sommerzeit nicht nur die Stromeinsparung bei der künstlichen Beleuchtung, sondern den Einfluss auf die Energiebilanz von Bürogebäuden insgesamt berücksichtigen“, sagt Eggimann.

Gleichzeitig betonen die Wissenschaftler aber, dass die Zeitumstellung nur eine von vielen Möglichkeiten ist, den Energieverbrauch eines Bürogebäudes zu beeinflussen. Auch die Verbesserung des Gebäudebestandes, Verhaltensänderungen oder eine generelle Anpassung der Arbeitszeit könnten einen Beitrag zur Energieeinsparung und damit zur CO2-Reduktion leisten. Unabhängig davon, ob dazu die Uhren umgestellt werden müssen oder nicht. (mgt/mai)

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