10:58 MANAGEMENT

Cristina Schaffner: «Zuschlagskriterium Nachhaltigkeit: Richtung stimmt, Tempo nicht»

Geschrieben von: Cristina Schaffner
Teaserbild-Quelle: zvg

Nach vier Jahren Vergaberechtsrevision zieht Cristina Schaffner, Direktorin bei Bauenschweiz, erstmals Bilanz zur Anwendung von Nachhaltigkeitskriterien in öffentlichen Ausschreibungen.


CristinaSchaffner_Bauenschweiz_gross_farbig

Quelle: zvg

Die Direktorin von Bauenschweiz, Cristina Schaffner.

Die Studie von Bauenschweiz zeigt eine signifikante Zunahme von Nachhaltigkeitskriterien seit Inkrafttreten der Revision bei Bund und Kantonen. Damit lässt sich erstmals auf Datenbasis bestätigen, was lange vermutet wurde: Die Revision des öffentlichen Beschaffungsrechts scheint in Bezug auf das Zuschlagskriterium Nachhaltigkeit zu wirken. Für die Studie wurden Ausschreibungen des Bundes und der Kantone auf simap.ch daraufhin untersucht, ob Vergabekriterien für die Baubranche relevante Nachhaltigkeitsaspekte enthalten. 

Starke Zunahmen bei Bund und Kantonen

Die Ergebnisse zeigen bei allen ausgewählten politischen Ebenen (Bund, Kantone Aargau, Basel-Stadt, St. Gallen und Zürich) teils starke Zunahmen bei der Nachhaltigkeit. Lag die Bandbreite vor der Revision noch zwischen 21,1% und 53,4%, so betrug diese per Ende 2024 bereits 38,4% bis 87,1%. An der Gesamtreihenfolge änderte sich nichts, sowohl vor als auch nach der Revision lag der höchste Wert beim Kanton St. Gallen, der tiefste beim Bund.

Nachhaltigkeit_Deep_Dive_Abb_4

Quelle: zvg


Auch zeigt sich, dass die Entwicklungen nicht einheitlich verlaufen. Politische Ebenen mit tieferem Ausgangsniveau zeigen einen besonders starken Zuwachs, was auf einen Nachholeffekt hindeutet. Umgekehrt ist die Zunahme geringer, je höher die Ausgangswerte vor der Revision waren. Dies lässt vermuten, dass der Anpassungsbedarf bei der Vergabepraxis abhängig von der individuellen Ausgangslage der jeweiligen politischen Ebene ist.

Führung der Kantone Ausdruck der föderalen Schweiz

Die  öffentliche Hand macht bei der Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien bei Ausschreibungen Fortschritte. Zudem ist es ein Abbild der gelebten föderalen Kultur. Dass die Kantone sowohl in Zahlen als auch beim Tempo besser abschneiden als der Bund spricht für eine hohe Akzeptanz der Revision.

Die Analyse zeigt aber auch, dass obwohl seit fast fünf Jahren die Grundlagen bestehen, der Bund mit dem vorliegenden Tempo seine gesetzlich verankerte Vorbildfunktion beim Klimaschutz und der Kreislaufwirtschaft kaum erreichen wird.  

Aufruf: Vergabekriterien direkt in der Eingabemaske publizieren

Bauenschweiz hat sich von Beginn an für die Realisierung der Totalrevision des öffentlichen Beschaffungsrechts eingesetzt. Mindestens so wichtig ist die Nachverfolgung. Diesen Beitrag leistet Bauenschweiz mit dem regelmässig erscheinenden Vergabemonitor und den darauf basierenden Analysen.

Basis dieser Arbeit sind die immer besser zugänglichen Beschaffungsdaten von simap.ch sowie die täglichen Bemühungen der Vergabebehörden, die Plattform mit verlässlichen Daten zu versorgen. Deshalb der Aufruf an die öffentlichen Beschaffungsstellen, die Vergabekriterien nicht in den Dokumenten zu verstecken, sondern direkt in der Eingabemaske bei simap.ch einzupflegen. Damit kann der Kulturwandel noch besser gemacht werden. 

Vergabemonitor

Das revidierte und zwischen Bund und Kantonen harmonisierte Beschaffungsrecht markierte einen Paradigmenwechsel in der Vergabekultur: Das vorteilhafteste Angebot erhält den Zuschlag, nicht das wirtschaftlich günstigste. Bauenschweiz untersucht mit dem Vergabemonitor der Schweizer Bauwirtschaft ob der geforderte Kulturwandel in Ausschreibungen der öffentlichen Hand sichtbar wird und führt auch 2025 wieder Webinare zum Thema Beschaffungsrecht durch.

Mehr Infos unter: www.bauenschweiz.ch/de/vergabemonitor

Geschrieben von

Direktorin von Bauenschweiz

Auch interessant

Anzeige

Firmenprofile

Constri AG

Finden Sie über die neuen Firmenprofile bequem und unkompliziert Kontakte zu Handwerkern und Herstellern.

Reports

construction-report

Die neuen Baublatt Reports

Neben dem Report Baublatt Project Categories (ehem. Baublatt Analyse), bieten wir ab sofort zwei weitere brandneue Reports als Zusatz. Erfahren Sie hier was Baublatt Top Players und Baublatt Regional Projects zu bieten haben – wie gewohnt digital, prägnant und graphisch auf den Punkt gebracht.

Dossier

Spannendes aus Print und Online für Abonnenten
© James Sullivan, unsplash

Spannendes aus Print und Online für Abonnenten

Dieses Dossier enthält die Artikel aus den letzten Baublatt-Ausgaben sowie Geschichten, die exklusiv auf baublatt.ch erscheinen. Dabei geht es unter anderem um die Baukonjunktur, neue Bauverfahren, Erkenntnisse aus der Forschung, aktuelle Bauprojekte oder um besonders interessante Baustellen.

Bauaufträge

Alle Bauaufträge

Newsletter abonnieren

newsico

Mit dem Baublatt-Newsletter erhalten Sie regelmässig relevante, unabhängige News zu aktuellen Themen der Baubranche.