08:15 MANAGEMENT

Benjamin Schmid: «Wer hat’s erfunden?»

Geschrieben von: Benjamin Schmid
Teaserbild-Quelle: zvg

Benjamin Schmid, Geschäftsführer von Ziegelindustrie Schweiz, beschäftigt sich in seiner Kolumne mit dem Schweizer Erfindergeist. Er zeigt auf, wie Firmen der Ziegelbranche mit Innovation und Forschung ihre Produkte weiterentwickeln – von Wärmedämmsteinen über Photovoltaik-Lösungen bis zu keramischen Fassaden.


Benjamin Schmid Geschäftsführer Ziegelindustrie Schweiz

Quelle: zvg

Benjamin Schmid ist Geschäftsführer der Ziegelindustrie Schweiz.

Die Schweiz ist ein Erfinderland. Der «Wer-hat’s-erfunden»-Spot mit Erich Vock als Gesicht von Ricola hat schon lange Kultstatus erreicht. Dass hinter der Marke Ricola die Schweizer Familie Richterich steckt, weiss hingegen nicht jede/r. Mittlerweile 3 Familien-generationen haben den Kräuterzucker allen Herausforderungen zum Trotz zur weltbekannten Marke gemacht.

Worauf ich mit dieser Geschichte hinaus will? Auch die Schweizer Ziegeleien sind typische familiengeführte KMUs und begegnen den Marktherausforderungen mit typisch schweizerischem Erfindergeist – nur sind ihre Produkte härter als ein Bonbon und anstatt aus Schweizer Kräutern aus natürlichem Schweizer Ton.

Tradition und Innovation zu verbinden, lautet hier wie dort das Erfolgsrezept: Tonbaustoffe punkten mit bewährten Eigenschaften und werden mit Bedacht weiterentwickelt. Im Bereich Mauerwerk zum Beispiel, führte die Entwicklung vom Standardsortiment hin zu vielfältigen Produkten für unterschiedliche Anwendungsbereiche. So werden innovative Wärmedämmsteine mit mineralischen Dämmstoffen, Schafwolle oder Nadelholzfasern gefüllt und erreichen Spitzenwerte bei Wärmedämmung und Nach-haltigkeit.

Weithin sichtbaren Erfindergeist beweisen zudem innovative Photovoltaik-Lösungen. Einerseits können Indach-Module nahtlos mit schützenden Ziegeldächern kombiniert werden. Andererseits gibt es Aufdach-Lösungen, welche die Installation von kleinen, passgenauen PV-Modulen ermöglichen. Beide Varianten vereinen die Vorteile einer modernen PV-Anlage mit den klassischen Eigenschaften, von Tonziegeldächern: Zuverläs-sigkeit, Langlebigkeit und niedrige Wartungs- und Reparaturkosten. Auf diese Weise gefertigte Solaranlagen genügen den Anforderungen des Schweizer Ortsbildschutzes und der Denkmalpflege und schlagen eine Brücke zwischen identitätsstiftender Architektur und moderner, nachhaltiger Energiegewinnung. Das Ergebnis: Ästhetik, Funktion und Schweizer Baukultur in perfekter Harmonie.

Neu und innovativ sind auch keramische Fassaden. Langlebig und unterhaltsarm unterstützen sie den sommerlichen Wärmeschutz, sind robust und im Bedarfsfall flexibel anpassbar. Auch sie fügen sich als gestalterisches Element nahtlos in die bestehende Gebäudelandschaft der Schweiz ein. Zudem können sie mit Photovoltaik kombiniert werden: so kann sogar dann Strom produziert werden, wenn Schnee liegt. Im Innosuisse-Forschungsprojekt «GreenBrick», wird zudem untersucht, wie sich Tonprodukte als Trägersystem für begrünte Fassaden einsetzen lassen. Erste Modell-Fassaden existieren bereits.

Apropos Forschung: Ziegelindustrie Schweiz arbeitet eng mit der ETH Zürich, der Hochschule Luzern und anderen Forschungs- und Lehrinstitutionen zusammen, um baustoffliches Fachwissen systematisch fortzuentwickeln und weiterzugeben. Dort, wo Schweizer Erfindergeist, engagiertes Unternehmertum und Forschung zusammentreffen, werden etablierte Prozesse und Produkte fit gemacht für die Zukunft. 

Wichtig erscheint in diesem Zusammenhang auch die Tatsache, dass unsere Mitgliederfirmen mehrheitlich Familienunternehmen sind, die seit Generationen Tonprodukte herstellen. Sie bilden Fachkräfte aus, schaffen wertvolle Arbeitsplätze in ländlichen Gegenden und tragen zur regionalen Wertschöpfung bei. Nachhaltiges Handeln, das Vergangenheit und Zukunft verbindet, ist ein integraler Bestandteil ihrer DNA. Sie haben bei ihren Entscheiden nicht den kurzfristigen Profit vor Augen, sondern stets die nachfolgenden Generationen.

Mein Résumé: Vor dem Hintergrund der zunehmenden Dekarbonisierung der Schweizer Bauwirtschaft und des Schweizer Gebäudeparks sowie der steigenden Bedeutung der Nachhaltigkeit von Baustoffen bietet Ton als heimischer, natürlicher und bewährter Baustoff ein enormes Potenzial. Es gilt, dieses Potential für die kommenden Generationen zu bewahren und weiter zu erschliessen. Der Schlüssel dazu: mutiges Unternehmertum, engagierte Nachwuchsförderung, und – Sie ahnen es – Schweizer Erfindergeist.

Geschrieben von

Geschäftsführer der Ziegelindustrie Schweiz.

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