Glatt-Renaturierung: Ein blauer Faden schafft Raum für Mensch und Natur
«Fil Bleu Glatt» – ein überregionales Vorhaben verbindet die Städte und Gemeinden entlang des Flusses im Kanton Zürich. An den Ufern der Glatt sollen bis zirka im Jahr 2031 Naherholungszonen für die Bevölkerung entstehen. Ebenso wie durchgängige Rad- und Fusswege.

Quelle: AWEL
Neuer Lebensraum für lange nicht gesehene Vögel: So wie hier in der Nähe des Stadtzürcher Aussenquartiers Altried soll es künftig an sehr vielen Abschnitten der Glatt aussehen.
Im 20. Jahrhundert wurde die Glatt fast gänzlich in ein gerades Flussbett gezwungen - eine Folge des steten Bevölkerungswachstums und des dafür nötigten Bedarfs an Bauland. Der blaue Faden des Flusses bietet daher bis heute vielerorts einen wenig attraktiven Anblick. Nun sollen die Bausünden der Vergangenheit rückgängig gemacht werden: mit einer Renaturierung des gesamten Glattlaufs. Zumindest dort, wo es möglich ist. Das heisst: vom Ursprung der Glatt im Greifensee über Fällanden, Dübendorf, Wallisellen, Opfikon, Zürich, Kloten, Ober- und Niederglatt nach Bülach. Kurz nach Glattfelden taucht die Glatt in einen unterirdischen Kanal ab, bevor sie in den Rhein mündet.
Für die Renaturierung zuständig ist das Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (AWEL). Zusätzlich sind Fuss- und Velowege entlang der Glatt unter der Federführung des kantonalen Tiefbauamts geplant (TBA). Projektleiter Thomas Berchtold vom AWEL erklärt das Projekt vor Ort. Treffpunkt ist die Glattbrücke zwischen dem Stadtzürcher Quartier Schwamendingen und Wallisellen. Von der einen Seite der Brücke aus sieht man Richtung Altried in die Zukunft – hier ist die Glatt bereits renaturiert und mäandert frei. Auf der anderen Seite der Brücke reicht der Blick in die Vergangenheit, beziehungsweise in die Gegenwart: Der Fluss wird hier im Bereich Herzogenmühle noch durch einen schnurgeraden Betonkanal geführt.
Der veränderte Fokus
Das Projekt «Fil Bleu Glatt» sei erst am Anlaufen, obwohl erste Ideen dazu bereits Ende der 1980er-Jahre bestanden hätten, erklärt Thomas Berchtold. Damals sei es allerdings weniger darum gegangen, der Glatt ihre Freiheit wiederzugeben. Der Plan war vielmehr ein durchgehender Radweg. Heute haben sich gemäss Berchtold die Prioritäten verlagert: Zwar sollen nach wie vor Rad- und Fusswege der Glatt entlang verlaufen. Doch vorderhand geht es darum, das Fliessgewässer und seine unmittelbare Umgebung zu renaturieren. Dazu gehört wesentlich: es aus seinem Zwangsbett zu befreien. Wie wertvoll dies für die Natur sein kann, zeigt sich nur wenige Meter weiter, am erneuerten Glatt-Abschnitt. Dort beobachten zwei ältere Herren mit ihren Feldstechern, wie einst verschwundene Tiere erneut heimisch werden. Sie zählen etliche Vogelarten auf, die sie nach langer Zeit nun wieder an der Glatt sehen.
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