17:01 KOMMUNAL

Die Zukunftsmusik in der Gegenwart

Teaserbild-Quelle: Visualisierung: MX3D

Für viele ist die Digitalisierung Herausforderung und Segen zugleich. Auch bei der Infrastruktur birgt sie ein enormes Potenzial. Doch wo soll man beginnen? Zunächst müssen die betroffenen Branchen und politischen Akteure eine gemeinsame Sprache finden, um im Umgang mit neuen Technologien optimal von deren Möglichkeiten und voneinander profitieren zu können.

3D-gedruckte Brücke

Quelle: MX3D

3D-Druck im Brückenbau: Dieser Roboter baut – oder besser gesagt: druckt – in Amsterdam eine Stahlbrücke (Visualisierung).

Eine Stahlbrücke in Amsterdam, deren Bestandteile vollständig aus einem 3D-Drucker stammen? Klar, kein Problem. Und der ganze Brückenbau soll vollständig von einem Roboter ausgeführt werden? Aber natürlich – wieso auch nicht? Die heutigen Innovationen wären vor wenigen Jahren noch als illusorische Träume belächelt worden. Doch das hat sich geändert. Das Brückenprojekt des holländischen Start-ups MX3D klingt ehrgeizig, aber nicht unmöglich: Ein 3D-druckender Roboter fügt, respektive druckt, die Brückenbestandteile eins nach dem andern aneinander. Die aufwendige Handarbeit fällt weg. Bereits in diesem Jahr soll die Brücke für Fussgänger geöffnet werden.

Das «MX3D Bridge Project» beweist: Die Digitalisierung ist im Infrastrukturbau angekommen. Roboter und 3D-Drucker sind nur ein Teil davon. Für besonders viel Diskussionsstoff sorgt aktuell die Methode Building Information Modeling (BIM). Was vor gar nicht so langer Zeit klang wie höchst komplexe Zukunftsmusik, rüttelt heute die gesamte Baubranche auf. Auch die öffentlichen Bauherren und Infrastrukturverantwortlichen werden diesen Trends und Entwicklungen nicht entgehen können. Die Frage ist nur, sind die Gemeinden bereit dafür?

Erträgliche Etappen sind nötig

«Die digitale Technik ist heute nicht mehr wegzudenken. Und sie entwickelt sich laufend weiter. Viele Gemeinden stehen dadurch vor der Herausforderung, wie und in welchem Ausmass sie IT-Lösungen für kommunale Infrastrukturprogramme umsetzen wollen oder können», sagte Barbara Streit-Kofmel, Vize-Stadtpräsidentin von Solothurn, einleitend am Kongress Infrastrukturmanagement in Gemeinden. Doch rasante Entwicklungen hin oder her, die Umsetzung und Implementierung neuer Technologien kann nicht von heute auf morgen geschehen. «Man kann die Digitalisierung nicht auf einmal erträglich konsumieren. Das muss man etappenweise, in Scheiben, machen», ist Peter Scherer, Leiter der Geschäftsstelle von «Bauen digital Schweiz», überzeugt.

Die Interessengemeinschaft «Bauen digital Schweiz» ist eine Plattform, die sich mit dem Thema Digitalisierung im Bauwesen beschäftigt. Anhand der Neumitglieder sowie der Anfragen, die an die Interessengemeinschaft gelangen, zeigt sich, wer sich wo für das Thema interessiert: «Insbesondere Gemeinden, aber auch Kantone, äussern vermehrt Interesse», so Scherer. Zudem sei die Westschweiz derzeit etwas fortschrittlicher als die Deutschschweiz. Die Erklärung dafür sieht Scherer in der verstärkt globalen Ausrichtung der Westschweiz, insbesondere der Stadt Genf. «Globale Projekte, wie zum Beispiel die UNO, oder verschiedene internationale Bauherren, die in Genf ihre Gebäude erstellen, beeinflussen diese Entwicklung.»

Gemeinsame Sprache finden

Das Interesse am Fortschritt durch die Digitalisierung ist also vorhanden. Dennoch steht die Baubranche noch ganz am Anfang dieses Prozesses. «Bis eine Mehrheit beginnt, die Fortschritte zu adaptieren, wird es noch eine Weile dauern», sagt Scherer. Und wie üblich bei Innovation und Veränderung wird es auch diejenigen geben – ob aus der Baubranche oder von Seiten der Bauherren –, die einen anderen Weg einschlagen oder sich gegenüber dem Fortschritt ganz verschliessen. Scherer und seine Kollegen von «Bauen digital Schweiz» sind jedoch überzeugt, dass kein Weg an der Digitalisierung vorbeiführt.

Doch wie geht dieser Wandel von bewährten Vorgehensweisen zu neuen Methoden und Tools vonstatten? So ganz genau weiss das eigentlich niemand. Im Zentrum steht zu Beginn vor allem die gemeinsame Sprache. Damit sich alle Beteiligten entlang der Wertschöpfungskette im Rahmen des Digitalisierungsprozesses in eine ähnliche, kompatible Richtung entwickeln, müssen sie dasselbe Verständnis davon haben, was möglich ist, was erwartet werden kann, welche Vorteile sie sich zunutze machen können und welche Nachteile wenn möglich verhindert werden sollen. Nur so kann sichergestellt werden, dass auch tatsächlich interdisziplinäre Mehrwerte geschaffen und die Chancen der Digitalisierung voll ausgeschöpft werden. (...)

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