11:09 BAUPROJEKTE

Unwetter von Brienz BE im 2024: Grossprojekt soll Milibach fernhalten

Teaserbild-Quelle: Sturmjaeger Tobi, Pixabay-Lizenz

Der 12. August 2024 war ein schwarzer Tag für Brienz im Berner Oberland: Damals verwüstete ein Unwetter Teile des Dorfes. Schlamm- und Geröllmassen, die der Milibach mit sich gerissen hatte, sorgten für heftige  Zerstörungen. Seither wurden viele Schäden behoben, ein grosses Projekt steht noch an.

Brienz und umliegende Ortschaften sind zum Teil auf den Schwemmkegeln von Wildbächen entstanden. Denn oberhalb der Siedlungen ist im Mittelalter für die Gewinnung von Alpweiden viel Wald gerodet worden. In der Folge setzte Erosion ein und die Wildbäche entwickelten grösseres Zerstörungspotenzial. Denn der Milibach ist nicht der einzige Bergbach an den steilen Hängen unter denen sich  Brienz befindet: In der Vergangenheit brachten auch der Trachtbach, der Glyssibach, der Schwanderbach oder der Lammbach immer wieder Not.

Glyssibach und Trachtbach sorgten für Katastrophe im August 2005

An Bächen zu siedeln, war gefährlich, hatte aber auch Vorteile. So konnten mit dem Bachwasser etwa Mühlen betrieben werden. Gegen Ende des 19. Jahhrunderts kam man - nach zahlreichen verheerenden Bachausbrüchen - zu Schluss, dass es eine Kombination von Wasserbau- und Forstmassnahmen, um der Wildbäche Herr zu werden. Das geht aus dem Papier "Brienzer Wildbäche" des Amtes für Wald des Kantons Bern hervor.

Darauf folgte ein gutes Jahrhundert relativer Ruhe, bis es im August 2005: Damals kam es zu einer erneuten Grossereignis am Glyssibach und Trachtbach, das zwei Todesopfer forderte: "Nach tagelangen intensiven Regenfällen traten Trachtbach und Glyssibach über die Ufer und richteten im Siedlungsgebiet verheerende Verwüstungen an", ist auf der Website der Gemeinde Brienz nachzulesen. "Zwei Menschen verloren ihr Leben, eine weitere Person wurde schwer verletzt. Gegen 30 Häuser wurden total zerstört oder schwer beschädigt. Fast 100 Einwohnerinnen und Einwohner unseres Dorfs verloren ihr Heim, einige nur vorübergehend, andere bleibend." Es folgten umfangreiche Verbauungsmassnahmen. Rund 80 Millionen Franken seien seither investiert worden, erklärt Andrea Andreoli, der Präsident der Schwellenkorporation Brienz, gegenüber der  Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Bei der Katastrophe vom 12. August 2024 trat der Milibach nach einem ausserordentlich heftigen Gewitter über die Ufer. In der Folge türmten sich Schlamm und Geröll   meterhoch. An Gebäuden und Infrastrukturen im Ortsteil  Aenderdorf entstanden heftige Schäden. Immerhin waren keine Todesopfer zu beklagen. - In der Folge mussten 70 Personen evakuiert werden. Nach dem Unglück karrten wochenlang Lastwagen den geräumten Schutt durch die engen Brienzer Gassen zu den Deponien. Aus den grössten Felsbrocken wurde das Gerinne des Milibachs wiederhergestellt und verbaut. Wie Andreoli erklärt, sind Sofortmassnahmen am Bach im Umfang von 1,8 Millionen Franken umgesetzt worden. Es flossen Subventionen von Bund und Kanton, aber auch die Patenschaft für Berggebiete unterstützte die Massnahmen. 

Unterlauf des Milibach soll nun verlegt werden

Nun soll ein Grossprojekt den Milibach in Zukunft aus dem Dorf verbannen: Nach dem Unwetter hat die Gemeinde umgehend eine zwei Jahre gültige Planungszone für das Gebiet erlassen, um den Raum für Wasserbaumassnahmen und die Umsetzung der Gefahrenkarte zu sichern. In dieser Zone dürfen keine Vorhaben realisiert werden, die diese Planung in Frage stellen könnten.

Die Schwellenkorporation hat das Unwetterereignis analysieren lassen und darauf basierend mit Fachleuten Ideen für die Zukunft des Milibachs entwickelt: Konkret soll der Unterlauf des Bachs nach Westen in weniger bebautes Gebiet verlegt werden. Die Realisierung dieses Millionenvorhabens dürfte gegen zehn Jahre dauern. Aktuell wird das entsprechende Vorprojekt erarbeitet, wie Andreoli der Nachrichtenagentur Keystone-SDA im Rahmen eines Lokaltermins erklärt wird. Erst wenn das Vorprojekt im kommende Sommer/Herbst vorliegt, werde man klarer sagen können, wer wieder aufbauen könne und wer nicht, führt Andreoli aus.

Für das neue Bachbett wurde planerisch bereits ein 50 Meter breiter Korridor ausgeschieden. Wie viel Land es am Ende braucht, bleibt abzuwarten. Zudem müsste auch der erst 2017 erstellte Geschiebesammler angepasst werden. Des weiteren stellt sich die Frage, wie das Gebiet strassenmässig erschlossen wird, wie Fuchs weiter erläutert. Ein sensibles Thema ist auch der Friedhof, von dem ein Teil betroffen wäre.

Die Gemeinde Brienz hat den verbleibenden Betroffenen anerboten, das Land zu kaufen, um Umsiedlungen zu ermöglichen. Es gebe Interesse an dem Angebot, erklärt Gemeinderatspräsident Bernhard Fuchs. Ob und wie es letztlich genutzt werde, sei aber noch offen. Über Baulandreserven verfügt die Gemeinde gemäss Fuchs aber nicht. (mai/mit Material der sda/mgt)



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