08:42 BAUPRAXIS

Stiftung Umwelt Arena Schweiz: Wohnen auf kleinem Raum

Geschrieben von: Karin Stei
Teaserbild-Quelle: Stiftung Umwelt Arena

Die Stiftung Umwelt Arena Schweiz setzt mit ihren Leuchtturmprojekten immer wieder neue Impulse für modernes, nachhaltiges Bauen. Ihre neueste Entwicklung: Mikrowohnungen – kompakt, ressourcenschonend und zukunftsweisend. Eine Musterwohnung lässt sich in Spreitenbach besichtigen.

Gruppenführungen durch Mikrowohnung

Quelle: Stiftung Umwelt Arena

Die Stiftung Umwelt Arena zeigt in der Ausstellung in Spreitenbach, wie ein 4-Personen-Haushalt auf nur 50 Quadratmetern nachhaltig und komfortabel wohnen kann. Auf Kurzführungen wird das innovative Wohnkonzept vorgestellt.

2024 lebten erstmals über 9 Millionen Menschen in der Schweiz. Neue Prognosen des Bundesamts für Statistik sehen im Jahr 2040 die 10-Millionen-Grenze überschritten. Dies treibt die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum vor allem in städtischen Gebieten an. Doch dieser ist zunehmend knapp. Es fehlt zum einen an verfügbarem Bauland. Zum anderen verteuern die steigenden Preise für Rohstoffe und Energie das Bauen. Vor allem um die Zentren sind deshalb neue Wohnkonzepte gefragt, die erschwinglichen, komfortablen Wohnraum bieten und gleichzeitig Rücksicht auf die ökologische Verträglichkeit nehmen.  

Multifunktionelles Wohnen 

Die Stiftung Umwelt Arena Schweiz hat sich dieser gesellschaftlichen Herausforderung gestellt. In Spreitenbach zeigt sie in ihrer Dauerausstellung «Mikrowohnung – 50 m² für 4 Personen», wie ein Lösungsansatz in der drängenden Wohnfrage aussehen kann. Bauherren, Architekten, Baufachleute und die breite Bevölkerung können sich auf Führungen informieren, wie ein 4-Personen-Haushalt – ohne auf Komfort verzichten zu müssen – auf 50 Quadratmetern Wohnfläche günstig leben kann. 

Zum Vergleich: Die durchschnittliche Wohnfläche für einen Vierpersonenhaushalt liegt in der Schweiz in der Regel zwischen 120 und 140 Quadratmetern. Kern des Konzepts ist eine multifunktionelle Raumnutzung. Durch clevere Raumplanung und multifunktionale Möblierung lässt sich das Wohnzimmer auf Knopfdruck in ein Schlafzimmer verwandeln, und das Kinderzimmer wird bei Bedarf zum Büro oder Spielzimmer. Hinzu kommt eine kompakte, energieeffiziente Bauweise, die Energie spart. So sinken die Kosten. Die Miete wird erschwinglicher und erlaubt so auch urbane Nähe. Der Anreiz aufs Land für niedrigere Mieten zu pendeln, entfällt. Und die geringere Wohnfläche schont zusätzlich Ressourcen an Land, Bau- und Energiekosten. 

Lindenstrasse 3 Opfikon

Quelle: Stiftung Umwelt Arena

In Opfikon bauen Ausstellungspartner der Umwelt Arena noch in diesem Jahr ein Mehrfamilienhaus mit Mikrowohnungen.

Aus Vision wird Wirklichkeit 

Viele gute Ideen bleiben oft in der Planungsphase stecken. Nicht so die «Mikrowohnung – 50 m² für 4 Personen». Denn in Opfikon bauen Ausstellungspartner der Umwelt Arena ein Mehrfamilienhaus mit eben solchen Mikrowohnungen in der Nähe des Bahnhofs. Sie bestehen aus zwei Zimmern plus Bad, einem begehbaren Kleiderschrank sowie – nicht in den 50 Quadratmetern inbegriffen – Loggia und Kellerabteil. Der Baustart erfolgt dieses Jahr. 

Das Projekt soll zeigen, wie sich hohe Wohnqualität auf kleiner Fläche umsetzen lässt. Und zwar zum Nulltarif bezüglich Energiekosten für die Mieterschaft. Das bewährte «Minergie +3 Gewinner»-Konzept der Stiftung Umwelt Arena kommt auch in Opfikon konsequent zum Einsatz. Es basiert auf einer nachhaltigen Bauweise, die ökologische, wirtschaftliche und soziale Vorteile vereint. So profitieren Vermieter von einer energieeffizienten Immobilie mit langfristig stabilen Kosten, Mieter von reduzierten Wohn- und Energiekosten – und die Umwelt von einem geringeren Ressourcenverbrauch und CO₂-Ausstoss.

Nachhaltigkeit durch Effizienz und Suffizienz 

Der Einsatz zukunftsweisender Technik spielt dabei eine entscheidende Rolle. Photovoltaikmodule auf dem Dach und der Fassade produzieren Strom. Die Hybridbox, eine von der Stiftung Umwelt Arena entwickelte intelligente Energiezentrale, bildet das Herzstück der Gebäudetechnik. Dank des optimierten und patentierten Zusammenspiels von Wärmepumpe und Wärmekraftkoppelung mit integrierter Wärmerückgewinnung reagiert das System flexibel auf wechselnde Produktionsbedingungen wie Wetter und Wärmebedarf. 

Die Hybridbox erzeugt hohe Vorlauftemperaturen für Heizung, Warmwasser und Prozesswärme und kann im Sommer optional zur Gebäudekühlung eingesetzt werden. Zusätzlich ermöglicht sie die direkte Stromerzeugung aus Erd- / Biogas und garantiert somit eine sichere Versorgung. Eine automatisierte Steuerung optimiert den Energieverbrauch und reduziert Nebenkosten. Mieterinnen und Mieter haben so keine Kosten für Strom und Wärme im Rahmen des Energieverbrauchsbudgets. Mit dem Energiebudget wird ein Bewusstsein geschaffen und konkret Strom eingespart; eine Erkenntnis, welche die Stiftung Umwelt Arena aus früheren Projekten gewonnen hat. 

Nachhaltigkeit fördern die Mikrowohnungen auch im sozialen Kontext. Da die reduzierte Wohnfläche Miet- und Energiekosten senkt, wird mehr Menschen das Leben in urbanen Zentren ermöglicht. Dass sich die Mikrowohnung je nach Lebensphase den Bedürfnissen von Paaren, Familien und Senioren leicht anpassen lässt, verringert auch die Wohnungssuche und trägt zu langfristig sicherem Wohnen bei. 

Zusammengefasst lässt sich sagen, aller guten Dinge sind drei: Durch Mikrowohnungen wird ein Drittel weniger Land benötigt, es fallen ein Drittel weniger Bau- und Energiekosten an und der Mietzins ist ebenfalls um ein Drittel günstiger.

Dauerausstellung

Die Dauerausstellung «Mikrowohnung – 50 m² für 4 Personen» ist in der Umwelt Arena Schweiz in Spreitenbach erlebbar. Besucherinnen und Besucher haben die Möglichkeit, die 1:1 aufgebaute Musterwohnung im Rahmen von Kurzführungen zu entdecken. Diese finden zweimal täglich um 14 und um 15.30 Uhr statt und sind für Besucher der Umwelt Arena kostenlos (Platzzahl begrenzt, Ausschreibung vor Ort). Für Gruppen (Firmen, Vereine, Schulen) sind Führungen auf Anfrage buchbar, wobei das Thema Mikrowohnen bei den beiden Führungen «Nachhaltigkeit im Alltag» und «Bauen und Modernisieren» als Schwerpunkt gewählt werden kann. Die Ausstellung vermittelt praxisnah und nachvollziehbar, wie nachhaltiges Wohnen der Zukunft aussehen kann. 

Ausstellungswelten Stiftung Umwelt Arena in Spreitenbach

Quelle: Stiftung Umwelt Arena

Welche innovativen Möglichkeiten im Bereich Umwelt und Energie verfügbar sind, zeigen die Ausstellungswelten der Stiftung Umwelt Arena in Spreitenbach.

Stiftung Umwelt Arena Schweiz

Umwelt Arena Schweiz

Quelle: Stiftung Umwelt Arena

Eine Photovoltaik-Anlage umspannt die einzigartige Architektur des Gebäudes der Umwelt Stiftung Schweiz. Es produziert mehr Energie als für ihren Betrieb benötigt wird.

Die Stiftung Umwelt Arena hat u.a. zum Ziel, die Bevölkerung über Innovationen im Baubereich zu informieren. Das Projekt wurde von Walter Schmid, dem Erfinder des Kompogas-Verfahrens, privat geplant und ausgeführt. Auf fünf Etagen sind rund 140 Firmen und Organisationen präsent, die Besuchende über nachhaltige Produkte und Dienstleistungen, nachhaltiges Leben und alltagstauglichen Umweltschutz informieren. Die Ausstellungswelten sind das ganze Jahr hindurch geöffnet. 

Öffnungszeiten:
Mittwoch bis Sonntag, von 10 bis 17 Uhr
Weitere Informationen unter: www.umweltarena.ch

Geschrieben von

Freie Mitarbeiterin für das Baublatt.

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