14:03 BAUPRAXIS

Le Corbusiers Farben: «Kleine Auswahl, starke Wirkung»

Geschrieben von: Claudia Porchet (cet)
Teaserbild-Quelle: Roland Fischer / Wikimedia Commons / CC BY-SA 3.0

Le Corbusier setzte Farben wirksam in seinen Bauten ein, zudem entwickelte er zwei eigene Farbpaletten. Das Baublatt hat die Architektin und Farbgestalterin Bettina Gerhold gefragt, worin für sie die besondere Qualität der Corbusier-Farben besteht.

Pavillon Le Corbusier

Quelle: Roland Fischer / Wikimedia Commons / CC BY-SA 3.0

Die strahlenden, emaillierten Farbflächen bilden eigenständige Kompositionen, die das grosse Volumen des Pavillons optisch auflösen.

Frau Gerhold, was fasziniert Sie an Corbusiers Farben?

Die zwei Farbpaletten Le Corbusiers bestehen zusammen aus 63 Farbtönen. Das ist relativ wenig. Le Corbusier hat ein Minimum an Farben so ausgewählt, dass damit ein Maximum an harmonisch und lebendig wirkendenden Kombinationen möglich wird. Kleine Auswahl – starke Wirkung – auf diese Formel könnte man es bringen. Wie ihm das gelungen ist, fasziniert mich.

Zu welchem Zweck hat le Corbusier seine beiden Farbpaletten entwickelt?

Für die Kollektionen der Basler Tapeten-fabrik Salubra. Seine erste Palette erschien 1931, die zweite 1959.

Warum hat er gleich zwei Paletten geschaffen – und nicht nur eine?

Die beiden Paletten erfüllen unterschiedliche Funktionen. Während die zartere erste vor allem eine Reaktion auf die fehlenden Materialwerte in der weissen Moderne war, ist die zweite eine Reaktion auf den «beton brut» in der Nachkriegsarchitektur. Die zweite Palette besteht aus 20 kräftigeren Einzelfarben, die sich untereinander alle kombinieren lassen. Die Strahlkraft dieser Farben muss dem rohen Material des rauen Sichtbetons standhalten können.

Was zeichnet die erste Palette aus?

Sie umfasst zwölf Farbklaviaturen mit insgesamt 43 Tönen. Eine Farbklaviatur besteht aus drei breiten Streifen mit vor-wiegend hellen Farbtönen, die für die stimmungsbildenden Hauptwände eines Raumes vorgesehen sind. Zwischen ihnen sind zwei schmale Streifen mit Kontrastfarben angeordnet für die untergeordneteren Bauteile. Le Corbusier hat als Werkzeug für Laien einen Schieber aus Karton entwickelt, mit dem sich immer passende Farbkombinationen von drei bis fünf Farben isoliert betrachten lassen. Die Hauptfarben vermitteln vertraute Stimmungen, man assoziiert sie zum Beispiel mit dem Himmel, mit Samt, Sand oder einer Landschaft. Le Corbusier liefert zu jeder Raumstimmung die harmonischen Kontrastfarben.

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