Der wichtigste Lawinenschutz der Schweiz
Verheerende Lawinenwinter haben 1950/51 und 1998/99 den
Alpenraum getroffen. Welche Bedeutung Wäldern beim Schutz gegen solche Naturgefahren
zukommt, erforschen Wissenschaftler seit 50 Jahren am Stillberg bei Davos.
Quelle: WSL
Lawinen sind bedeutende Naturgefahren. Solch eine Staublawine kann eine zerstörerische Luftdruckwelle erzeugen und Menschen, Siedlungen oder Verkehrsverbindungen bedrohen.
Peter Bebi weiss seit seiner Kindheit, wie wichtig
Schutzwälder sind. Der Umweltnaturwissenschaftler ist auf einem Bauernhof in
Graubünden aufgewachsen. «Ohne den schützenden Wald wäre ein Leben dort
nicht möglich gewesen», sagt er. Der Wald ist nicht nur Holzlieferant und
Erholungsgebiet, sondern auch ein wichtiges Instrument im Naturgefahrenschutz.
Seit über 20 Jahren erforscht der Leiter der Gruppe Gebirgsökosysteme und
Leiter des Forschungszentrums CERC am WSL-Institut für Schnee und
Lawinenforschung (SLF) die Funktion von Schutzwäldern. Die Forscherinnen und Forscher konnten
dabei vier Eigenschaften des Waldes identifizieren, die eine Lawinenbildung
erschweren, beziehungsweise verhindern:
- Interzeptionswirkung: Der Schnee wird von den Baumkronen und Ästen abgefangen. Zum Teil sublimiert er, sodass die Schneedecke im Wald weniger mächtig wird als im Freiland. Und zum Teil fällt Schnee klumpenweise auf den Boden. Das verhindert die Bildung instabiler Schneeschichten, die ausserhalb des Waldes zu Schneebrettern und Lawinen führen können. Dichte Wälder schützen dabei besser vor Lawinen als gelichtete oder offene Wälder.
- Mechanische Stabilität: Stehende Bäume, aber auch die Wurzelteller umgestürzter Bäume oder liegende Bäume wirken abstützend und halten den Schnee mechanisch zurück. Die Schneedecke gleitet dadurch weniger ab.
- Geringere Abstrahlung: In der Nacht wird weniger Kälte abgestrahlt, was die gefährliche Oberflächenreife verhindert. Wenn Schnee auf diese Eiskristalle fällt, ergibt sich eine instabile Schicht, die abgleiten kann.
- Weniger Windspitzen: Die Bäume fungieren als «Windfänger». Die Ansammlung grösserer Schneemengen, die ins Rutschen geraten könnten, kommt im Wald kaum vor.
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