Bauregion Zürich: Kanton behält Hand an Sparhebel
Auf den ersten negativen Rechnungsabschluss des Kantons Zürich seit neun Jahren folgte für 2024 wieder ein ungeplantes Plus von 150 Millionen Franken. Doch Finanzdirektor Ernst Stocker tritt in Sachen Bauvorhaben weiter aufs Bremspedal. Derweil bleibt trotz des verlangsamten Bevölkerungswachstums der Wohnraum rar.

Quelle: Avisec
Am Zürcher Unispital schreitet der Neubau des Campus Mitte 1 und Mitte 2 voran. Weitere Bauvorhaben im Gesamtwert von rund 940 Millionen Franken an seinem grossen Zentrumsspital hat der Kanton Zürich aus Spargründen zeitlich nach hinten verschoben.
An der Medienkonferenz zum Abschluss der Staatsrechnung 2024
gab Finanzdirektor Ernst Stocker (SVP) neulich ein Plus von 150 Millionen
Franken bekannt – anstelle der budgetierten 319 Millionen Franken Verlust. Der
Hauptgrund: Die Steuereinnahmen fielen um 565 Millionen höher aus als
veranschlagt.
Zwölf Monate vorher hatte Stocker noch über das erste
kantonale Defizit seit neun Jahren informiert. Mit 2 Millionen Franken blieb
der Verlust im Verhältnis zum Gesamtbudget von rund 19 Milliarden Franken zwar
im engen Rahmen. Doch der Magistrat griff in der Folge fest zum Sparhebel,
namentlich in Sachen Investitionen. Einzelne zeitliche Verschiebungen
kantonaler Bauprojekte gab Stocker bereits im Spätsommer bekannt, als er das
Budget fürs Jahr 2025 vorstellte. Die meisten Positionen auf der Prioritätenliste
blieben indes lange geheim – bis die «Neue Zürcher Zeitung» kurz vor der
Budgetdebatte im Parlament aus der internen Liste der Kantonsregierung
zitierte.
Diese enthielt nicht weniger als 83 kantonale Bauprojekte
mit einem Gesamtvolumen von knapp sechs Milliarden Franken. Gut die Hälfte
entfällt auf den Bereich Bildung. Neben der Zürcher Hochschule für Angewandte
Wissenschaften, die länger als vorgesehen auf Ersatzbauten für Labors oder die
Sanierung diverser Gebäude warten muss, sind hier auch die Kantonsschulen
betroffen. Neubau-Vorhaben in Affoltern am Albis, Dübendorf, Wädenswil und
Zürich sollen später realisiert werden als geplant. Das gilt ebenfalls für die
Spitäler. Allein am Universitätsspital Zürich werden Instandhaltungs-, Neu- und
Umbauvorhaben im Gesamtwert von rund 940 Millionen Franken zurückgestellt,
unter anderem der Neubau des Südtrakts für 150 Millionen sowie des
Nord-3-Trakts für 113 Millionen Franken.
Priorisierung geht weiter
Ins Budget selbst nahm der Kantonsrat keines der
verschobenen Vorhaben wieder auf. Lediglich im Konsolidierten Finanzplan, einem
langfristigen und wenig verbindlichen Planungsinstrument, fanden sich 21
Projekte nach der finalen Debatte wieder. Mit der Priorisierung geplanter
Investitionen werde der Kanton fortfahren, kündigte Ernst Stocker nun an der
Medienkonferenz zur Staatsrechnung 2024 an. Als Grund für die anhaltende
Zurückhaltung in Sachen Investitionen gab der Finanzdirektor den Schuldenstand
an. Trotz des Eigenkapitals von 12 Milliarden Franken wuchsen die
Verbindlichkeiten um 0,15 auf 4,4 Milliarden Franken.
Wird sich der kantonale Finanzchef mit seinem Hang zur
Vorsicht auch in Zukunft durchsetzen können? Angesichts der guten Prognosen für
das aktuelle Rechnungsjahr scheint eine gewisse Lockerung, von der die
Baubranche im Kanton profitieren könnte, nicht ganz ausgeschlossen.
Schliesslich ist für 2025 sogar ein Überschuss von 180 Millionen Franken
budgetiert. Und Anfang Januar gab die kantonale Finanzdirektion bekannt, einen
Anteil von 357 Millionen Franken am Gewinn der Nationalbank zu erhalten – 238
Millionen mehr als eingeplant.
Konstanz in Zürich
In der Stadt Zürich herrscht in Sachen Finanzen Kontinuität.
In der Budgetdebatte im Dezember scheiterte der Antrag der FDP auf eine Senkung
des Steuerfusses um drei Prozentpunkte. Dies, obwohl Finanzvorsteher Daniel
Leupi (Grüne) bei der Gelegenheit bereits andeutete, dass auch die Rechnung
2024 besser abschliessen werde als budgetiert. Tatsächlich resultierte nicht
nur zum zehnten Mal in Serie ein Gewinn. Vielmehr fiel der Überschuss mit 518
Millionen Franken so hoch aus wie seit 20 Jahren nicht mehr. Mit 507 Millionen
Franken annähernd gleich hoch waren die Einnahmen aus der
Grundstücksgewinnsteuer – ebenfalls ein rekordverdächtiger Wert.
Trotz der Rekordzahlen betonte Leupi gegenüber dem
«Tages-Anzeiger», es gebe keinen Grund, vom eingeschlagenen Weg abzuweichen.
Somit dürfte er auch für 2026 am Steuerfuss von 119 Prozent festhalten.

Quelle: Karl Naraghi, Zürich
So kann das neue Sekundarschulhaus Tüffenwies in Zürich-Altstetten nun gebaut werden: Visualisierung des Siegerprojekts «Todos Juntos» mit Blick auf die neue Schulanlage.
Schliesslich kommen auch in den nächsten Jahren
beträchtliche Investitionen auf die Stadt Zürich zu. Dafür sorgten nicht
zuletzt ihre Stimmbürgerinnen und Stimmbürger. Sie nahmen im Juni eine
Volksinitiative zur Schaffung von 2000 zusätzlichen Alterswohnungen bis im
Jahr 2035 an. In Anbetracht des angespannten Wohnungsmarkts bedarf es wenig
Fantasie, um sich auszumalen, dass die Umsetzung kostspielig wird. Ausserdem
genehmigte der Souverän 70 Millionen Franken für den Um- und Ausbau der
Feuerwache Süd.
Im September standen gleich drei Abstimmungen über neuen
Schulraum an. Ausgerechnet der Entscheid für das mit 22,9 Millionen Franken
günstigste Vorhaben fiel am knappsten aus: die Umwandlung des alten
Meteo-Hauses am Zürichberg in eine Sekundarschule. Der mit 111 Millionen
veranschlagte Bau des neuen Sekundarschulhauses Tüffenwies im Quartier Grünau
sowie die mit 102 Millionen Franken projektierte Erweiterung der Schulanlage
Luchswiesen in Schwamendingen fanden indes beide eine Dreiviertel-Mehrheit.
Die Höhenjagd in Holz
Im November schliesslich stimmte das Stadtzürcher Stimmvolk dem Kredit für den Ersatzneubau der Rathausbrücke über die Limmat im Herzen der Stadt zu. Kostenpunkt: 58,3 Millionen Franken. Am selben Abstimmungs-Sonntag genehmigte es den Gestaltungsplan «Areal VZAI». Die Bezeichnung steht für ein unmittelbar am Bahnhof Zürich-Altstetten gelegenes Bauvorhaben der UBS.

Quelle: Itten Brechbühl AG / Kengo Kuma & Associates
Büro-Arbeitsplätze für 2700 Mitarbeitende: das geplante Holzhybrid-Hochhaus der UBS in Zürich-Altstetten.
Die Grossbank darf nun ihr dortiges altes Bürogebäude
ersetzen – durch den 110 Meter hohen UBS-Turm. Mit Solarzellen, begrünten
Fassaden und Terrassen ausgestattet, soll der Holz-Beton-Hybridbau dereinst
2700 Mitarbeitenden Platz bieten.
Auf ein Nein zum Gestaltungsplan dürfte neben den Jungen
Grünen, welche die Unterschriften zum Referendum gesammelt hatten, auch der
eine oder andere Lokalpatriot in Winterthur gehofft haben. Denn wenn das
Gebäude in Altstetten dereinst steht, wird es jenem Winterthurer Wolkenkratzer
ähnlicher Bauweise den Rang als höchstes Holzhochhaus des Kantons abjagen: dem
100 Meter hohen Rocket im neuen Stadtteil Lokstadt. Dessen Baubeginn ist für
September 2025 geplant.

Quelle: Peter Weiss
Profilstangen, die zu reden geben: Wenn das Holzhybrid-Hochhaus Rocket fertig ist, wird es die Silhouette im Westen Winterthurs dominieren,
Ende September 2024 erfolgte die Baueingabe. Kurz danach
wuchsen die Profilstangen in die lichte Höhe und sorgen seither für
Gesprächsstoff. Kommt es zu keinen Verzögerungen, werden Rocket und seine drei
«Tigerli» genannten Sockelbauten ab Herbst 2028 Raum für insgesamt 272
Wohnungen, ein Hotel mit Restaurant sowie weitere Gewerbe- und Eventnutzungen
schaffen. Der zusätzliche Wohnraum ist in Winterthur hochwillkommen: Gemäss dem
aktuellen Immobilien-Monitoring der Beratungsfirma Wüest Partner betrug die Angebotsziffer
in der Stadt und ihren angrenzenden Gemeinden lediglich drei Prozent.
Bevölkerung wächst langsamer
Die Bevölkerung der Eulachstadt wuchs 2024 um ein Prozent,
wie aus den Zahlen des Statistischen Amts des Kantons hervorgeht. Damit knackte
Winterthur erstmals die 120'000er-Marke.
Das Wachstum übertraf jenes von Zürich (0,6%, neu 435 031 Personen) klar. Die grösste Bevölkerungszunahme aller 160
politischen Gemeinden im Kanton verzeichnete Ossingen im Zürcher Weinland mit 7,4 Prozent. Von den Städten erreichten Horgen mit 3,4 Prozent, Dübendorf
(3,3%) und Regensdorf (2,9%) die höchsten
Zuwachsraten. Im gesamten Kantonsgebiet lebten per 31. Dezember 2024 rund 1,62 Millionen Menschen, 14'000 beziehungsweise 0,85 Prozent
mehr als zwölf Monate zuvor. Damit verlangsamte sich
das Bevölkerungswachstum markant, hatte es 2023
doch 24'000 Personen
respektive 1,5 Prozent betragen.
Die Entschleunigung bewirkte noch keine Entspannung auf dem
Wohnungsmarkt. So lag die kantonale Leerwohnungsziffer zum Stichtag am 1. Juni bei 0,56 Prozent. Hinter
dem Durchschnittswert verbergen sich beträchtliche
lokale Unterschiede: So standen in der Stadt Zürich
lediglich 0,07 Prozent der Wohnungen leer, in Uster waren es immerhin 1,84
Prozent.
Die Zürcher Sorge Nummer 1
Kein Wunder, nannte in der jüngsten Bevölkerungsbefragung
der Stadt Zürich die Hälfte der Teilnehmenden den Wohnraum als ihr grösstes
Problem. Auf dem politischen Parkett spiegelte sich das in auffällig vielen
Abstimmungen über Wohnraum-Initiativen wider – auch ausserhalb der
Stadtgrenzen. In Zürich selbst nahmen die Stimmberechtigten den Gegenvorschlag
zur Volksinitiative «Bezahlbare Wohnungen für Zürich» an. Dieser beinhaltet
unter anderem, den vier städtischen Wohnstiftungen insgesamt 300 Millionen Franken
zum Erwerb preisgünstiger Wohnungen zu übertragen.

Quelle: Silva Maier
Ausgerechnet in Dübendorf, das in den vergangenen Jahren dank der Fertigstellung von Grossbauten wie hier im Bild der Überbauung Three Point rasant gewachsen ist, scheiterte eine Wohnraum-Initiative vor dem Stimmvolk.
Der Winterthurer Souverän stimmte dem Gegenvorschlag zur
Initiative «Wohnen für alle» zu. Er verlangt, dass in der Eulachstadt bis 2040
jährlich 120 gemeinnützige Wohnungen entstehen sollen. In Wädenswil entschieden
sich die Stimmberechtigten knapp – und für viele überraschend – für die
Initiative «Boden behalten – Wädenswil erhalten». Diese verpflichtet die Stadt,
Grundstücke mit wenigen Ausnahmen nur noch im Baurecht abzugeben.
Weiter nördlich am linken Zürichsee-Ufer wurde die
Einzelinitiative «für mehr bezahlbare Wohnungen in Thalwil» mit 50,77
Ja-Stimmen hauchdünn angenommen. Drei Monate später scheiterte ein Vorstoss zur
Umsetzung indes klar: die Einzelinitiative zur «Errichtung einer Stiftung zur
Förderung von preisgünstigem, nachhaltigem Wohnraum in Thalwil vorwiegend für
Einheimische». Im zuletzt rasant gewachsenen Dübendorf lehnten die
Stimmbürgerinnen dagegen die von der SP lancierte Initiative «Dübendorf für
alle» ab, welche die Stadt zu einer aktiven Bodenpolitik verpflichtet hätte.
Sugus mit bitterem Beigeschmack
Zur Problemwahrnehmung des Themas Wohnen trägt neben
Knappheit und hohen Kosten auch die verbreitete Praxis bei, vor Sanierungs-
oder Neubauvorhaben Leerkündigungen auszusprechen. Sogar für landesweite
Schlagzeilen sorgten Vorgänge um die aufgrund ihrer würfelartigen Form und der
bunten Farben als «Sugus-Häuser» bezeichneten Liegenschaften in der Stadt
Zürich: Kurz vor Weihnachten erhielten rund 100 Mietparteien die Kündigung.
Noch vor Ostern, sprich Ende März 2025, sollten sie wegen einer angeblich anstehenden
Kernsanierung ausziehen. Dabei sind die «Sugus-Häuser» gerade einmal 25 Jahre
alt. In der Zwischenzeit verlängerte die Vermieterin die Kündigungsfrist um ein
halbes Jahr. 90 Mietparteien gehen nun gerichtlich dagegen vor.

Quelle: Projektteam «Mittag»
Soll auch langjährigen Mieterinnen und Mieterinnen der alten Gartensiedlung Frohburg in Zürich-Oerlikon ein neues Zuhause bieten: Siegerprojekt «Mittag».
Dass es auch anders geht, zeigen andere Beispiele. So wird
die Plazza AG am Sommer 2025 die Küchen, Nasszellen und Fenster all Ihrer
Mietwohnungen in der Siedlung Im Tiergarten etappenweise und in bewohntem
Zustand sanieren (siehe Artikel «Quartier Tiergarten in Zürich: Sanierung in bewohntem Zustand»). Die Helvetia-Versicherung
ihrerseits plant, ihre aus den 1950er-Jahren stammende Siedlung Frohburg in
Zürich-Oerlikon durch einen doppelt so grossen Neubau mit 657 Wohnungen sowie
Café, Quartierladen, Kindergarten und Hort zu ersetzen. Auch hier wird der Bau
gemäss einem Bericht im «Tages-Anzeiger» etappiert erfolgen. So sollen
Mieterinnen und Mieter, die vor 2017 eingezogen sind, während der Bauphase in
der Siedlung wohnen bleiben können. Und: Im Neubau sollen sie in den Genuss von
Mietzinsen zum Vorzugspreis kommen.
Anhaltendes Hickhack
Noch mehr günstige Wohnungen dürften in den nächsten Jahren
in Zürich-Witikon entstehen: Im Frühjahr kaufte die Stadt Zürich für 211
Millionen der Swisscanto Anlagestiftung das Areal «Harsplen» mitsamt den
Bauplänen für eine Siedlung mit 370 Wohn- und 6 Gewerbeeinheiten ab. Für die
Planung, die bis Sommer dieses Jahres zu einem baureifen Projekt führen soll,
genehmigte der Gemeinderat einen Zusatzkredit.
Eine weitere Gross-Siedlung innerhalb der Stadtgrenzen nahm
vor Kurzem eine juristische Hürde: der Ersatzneubau, welchen die Pensionskasse
der untergegangenen Grossbank Credit Suisse am Brunaupark erstellen möchte. Das
Zürcher Verwaltungsgericht hat die Pflicht zur Erstellung eines
Gestaltungsplans als unverhältnismässig beurteilt und aufgehoben. Das Zürcher
Stadtparlament hatte die Pflicht vor Jahren beschlossen. Bis am Brunaupark die
Bagger auffahren, dürfte dennoch einige Zeit vergehen. Denn die juristische
Auseinandersetzung um die bereits zweite Baubewilligung ist derzeit vor
Bundesgericht hängig.
Absturz in der Flughafenstadt
Im nahen Adliswil plant die Swiss Re eine Wohnsiedlung mit
235 Wohneinheiten für rund 500 Personen. Gegen den Gestaltungsplan und eine
nötige Teilrevision der Nutzungsplanung sammelte eine IG von Anwohnenden
genügend Unterschriften. Doch aus dem laut «Zürichsee-Zeitung» hitzig geführten
Abstimmungskampf ging die Rückversicherung als knapper Sieger hervor. So kann
sie nun die Planungen inklusive Baugesuch vorantreiben.

Quelle: Architron GmbH
Kommt bei Klotens Stimmbevölkerung deutlich schlechter an als im Parlament der Flughafenstadt: Die Vorstellung, dass die Glattalbahn dereinst wie hier in der Visualisierung in Richtung einer gemischten Wohn- und Gewerbezone im heutigen Industriegebiet Steinacker führt.
Zurück auf Feld 1 heisst es dagegen in Kloten: Das Stimmvolk
lehnte eine Änderung der Bau- und Zonenordnung ab, die eine gemischte Nutzung
des 50 Hektaren grossen Industriegebiets Steinacker im Osten der
Flughafenstadt ermöglicht hätte. Dabei hatte das Stadtparlament dem
Vorhaben mit Wohnraum-Potenzial für rund 7000 Menschen Monate zuvor mit grosser
Mehrheit zugestimmt.
Meilensteine in Winterthur
Mehr Grund zur Freude hatte am gleichen Abstimmungs-Sonntag
der Winterthurer Stadtrat: Mit der Zustimmung des Souveräns zu jährlich
wiederkehrenden Kosten von 2,9 Millionen Franken für Betrieb und Miete könnte
die Stadt im dritten Anlauf zu ihrem langersehnten zweiten öffentlichen
Hallenbad kommen. Als nächster Schritt muss die private Bauherrin Win4 AG ein
konkretes Bauprojekt auf dem Areal am Sportpark Deutweg ausarbeiten und bis
Ende dieses Jahres Investoren finden.

Quelle: Peter Weiss
Rekordkredit für Erneuerung: Die Kehrichtverbrennungsanlage Winterthur wird in den kommenden Jahren eine ihrer beiden Ofenlinien ersetzen. Die Investition von 293 Millionen Franken dient nicht zuletzt der Strom- und Wärmeerzeugung.
Einen Erfolg feierte die Winterthurer Exekutive auch in der
Abstimmung über den höchsten Betrag, der je vors Stimmvolk ihrer Stadt kam.
Dieses bewilligte 293 Millionen Franken für einen Kredit an die lokale
Kehrichtverbrennungs-Anlage (KVA). Nach über 30 Betriebsjahren gilt es, eine
ihrer beiden Ofenlinien zu ersetzen. Die damit verbundenen Optimierungen
ermöglichen laut einem Leitartikel im «Landboten» einen Ausbau der Strom- und
Wärmeproduktion – ohne zusätzliche Kehrichtverbrennungs-Kapazität. Der Anteil
der KVA-Abwärme an der städtischen Wärmeversorgung soll so auf einen Drittel
steigen.
Viel Wirbel um Windräder
Eine zentrale Rolle in der kantonalen Energieversorgung der
Zukunft ist der Windkraft zugedacht. Um sie zu nutzen, plant der Regierungsrat,
über den Kanton verteilt 20 geeignete Gebiete im Richtplan einzutragen. Bis
Ende Oktober hatten Behörden, Organisationen und Private Gelegenheit, sich dazu
zu äussern. Das Resultat: rund 5500 Einwendungen. Inhaltlich kreisten diese
vielerorts um ähnliche Punkte. Die mögliche Gefahr für Vögel und Fledermäuse
wurde häufig genannt, ebenso wie der Lärm oder die Verschandelung von
Ortsbildern und Landschaft.

Quelle: Hans, pixabay, gemeinfrei
Sie können auch eine malerische Seite haben: Windräder im Abendrot (Symbolbild). In den dafür geeigneten Gemeinden des Kanton Zürich wecken die Windenergie-Pläne des Regierungsrats bei vielen den Widerstandsgeist.
Auch die Auswahl der Eignungsgebiete und das fehlende
rechtliche Gehör wurden vielfach kritisiert. Tatsächlich taxiert es die
kantonale Baudirektion für unzulässig, dass Gemeinden Vorschriften zum
Mindestabstand grosser Windkraftanlagen zum Siedlungsgebiet in ihren lokalen
Bau- und Zonenordnungen (BZO) erlassen. In einer Verfügung zur revidierten BZO
Hittnaus hielt die Baudirektion dies vor Kurzem erstmals juristisch fest. Die
Exekutive der Gemeinde im Zürcher Oberland kündigte an, dagegen rechtlich vorzugehen.
Neben all dem Gegenwind für seine Pläne durfte Baudirektor Martin Neukom (Grüne) Mitte Februar Aufwind erleben: Wetzikons Stimmbevölkerung lehnte eine Windkraftinitiative der lokalen SVP mit 57 Prozent Nein-Stimmen ab. Die Initiative zielte auf einen Mindestabstand von 1000 Metern zwischen einem Windrad und dem nächstgelegenen Wohnhaus ab.