17:19 BAUBRANCHE

Schweizer Kreislaufwirtschaft: Die Umsetzung stockt

Teaserbild-Quelle: Boldizsar Bednarik, Unsplash

Von den Schweizer Unternehmen haben 27 Prozent die Kreislaufwirtschaft spürbar im Geschäftsmodell verankert, lediglich 10 Prozent setzen sie bereits um. Dies zeigt der «Statusbericht der Schweizer Kreislaufwirtschaft» der Berner Fachhochschule (BFH) und der Konjunkturforschungsstelle der ETH (KOF). Weiter zeigt die Studie, dass es beim Bau noch Entwicklungspotenzial gibt. 

«Die Entwicklung auf strategischer Ebene ist sehr dynamisch, das ist positiv und zeigt, dass das Konzept der Kreislaufwirtschaft bei Unternehmerinnen und Unternehmern zunehmend etabliert ist», stellt Co-Autor Tobias Stucki vom Departement Wirtschaft der Berner Fachhochschule (BFH) fest. Allerdings bleibt die Schweiz laut Stucki damit an der Oberfläche. «Noch fehlt die Tiefe. Im aktuellen geopolitischen Umfeld, in dem Lieferketten zunehmend unberechenbar werden, wäre es wichtig, mit Ressourcen zunehmend effizienter umzugehen.»

Grosse Unternehmern unter den Vorreitern der Kreislaufwirtschaft

Zudem sind in der Schweiz unter den Vorreitern der Kreislaufwirtschaft gemäss der Studie vor allem Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern: Sie haben im Durchschnitt die Kreislaufwirtschaft schon zu 54% strategisch verankert. Bei mittleren Unternehmen sind es 39%, bei Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitenden 23%. Auch bei den drei Indikatoren Investitionsanteil, Umsatzanteil und Anzahl Aktivitäten  schwingen die grossen Unternehmen obenaus. Derweil werden über alle Unternehmen hinweg besonders oft auch Aktivitäten im Bereich des Energieverbrauchs oder der Nutzung erneuerbarer Energiequellen umgesetzt.

«Im Vergleich dazu sind Aktivitäten im Bereich der Lieferkette oder der eingekauften Rohstoffe deutlich seltener. Dies wohl deshalb, da deren Umsetzung meist komplexer und oft von externen Partnern abhängig ist», konstatiert Co-Autor Martin Wörter von der KOF. «Im Durchschnitt der Unternehmen steht die Umsetzung der Kreislaufwirtschaft derzeit nur dann in einem positiven Zusammenhang mit der Umsatzproduktivität, wenn sie gleichzeitig die Effizienz des Unternehmens steigert.» Aus Umweltperspektive ist die Kreislaufwirtschaft jedoch zentral. Die Studie zeigt denn auch, dass sich die Umsetzung der Kreislaufwirtschaft positiv auf die Umwelteffekte der Unternehmen auswirkt.

Grosse Unterschiede zwischen Branchen und Regionen

Zwischen den Branchen zeigen sich grosse Unterschiede: Keine Branche schneidet bei allen Indikatoren durchgängig gut ab. Generell eher stark bei der Umsetzung von Aktivitäten im Bereich der Kreislaufwirtschaft sind Branchen wie Telekommunikation, Elektronik und Medizinaltechnik. Andere stehen gemäss der Studie noch am Anfang der Transformation, dazu gehören Immobilien, persönliche Dienstleistungen und der Bau. - Im Bau stellte die Studie immerhin fest, dass 23 Prozent der Unternehmen zirkuläre Geschäftsaktivitäten substanziell in ihrem Geschäftsmodell verankert haben. Allerdings liegt der Anteil bei den Unternehmen, die über 10 Prozent ihrer Geschäftsinvestitionen in die Umsetzung zirkulären Gechäftsaktivitäten investieren, bei gerade Mal 5 Prozent und rangiert damit unter den Schlusslichtern. 

Wie es zudem in der Studie heisst, hat sich Positionierung der Branchen seit 2020 nicht wesentlich verändert. Sie wird laut den Autoren stark von strukturellen Faktoren wie Innovationsgrad oder Energieintensität beeinflusst.

Auch je nach Region zeichnet die Studie ein unterschiedliches Bild: Bei der strategischen Verankerung liegen Unternehmen in der Zentralschweiz (35%) und Ostschweiz (30%) vorne, das Tessin (16%) bildet das Schlusslicht. Bei Umsatzanteilen im Bereich Kreislaufwirtschaft von mehr als 10% stellt das Tessin (16%)  zusammen mit der Zentralschweiz (19%) und der Ostschweiz (21%) hingegen die Top Drei. (mai/mgt)

Weiterführende Links:
Die Studie herunterladen auf  
https://ethz.ch
Die Kreislaufwirtschaft im eigenen Unternehmen checken im Online-Tool der KOF und der BFH überprüfen: 
https://circularitycheck.ch


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