13:42 BAUBRANCHE

Astra: Schweizer Nationalstrassennetz ist insgesamt in gutem Zustand

Teaserbild-Quelle: Nathan Queloz, Unsplash

Die Nationalstrassen sind in einem guten Zustand. Dies stellt das Astra im aktuellen Netzzustandsbericht der Nationalstrassen fest. Es investierte 2023 1,2 Milliarden in seinen Unterhalt. Risiken sieht es etwa in der steigenden Belastung der Strassen, weil immer mehr Fahrzeuge auf ihnen verkehren, und in den zunehmenden Naturgefahren im Zuge des Klimawandels.

Strasse und Tunnel bei Biel (Drohnenaufnahme)

Quelle: Nathan Queloz, Unsplash

Das Nationalstrassenetz der Schweiz ist gut unterwegs; das Astra attestiert ihm gute Noten.

Insgesamt umfasst das Schweizer Nationalstrassennetz 2258,9 Kilometer. Nebst der Fahrbahn gehören zahlreiche Bauten und Anlagen dazu; Brücken, Tunnel, Betriebs- und Sicherheitsanlagen. Müsste das gesamte Netz komplett ersetzt werden betrüge sein Wiederbeschaffungswert (WBS) aktuell rund 141 Milliarden Franken.

Für den Erhalt dieser Infrastruktur hat das Bundesamt für Strassen (Astra) vergangenes Jahr 1,2 Milliarden Franken ausgegeben. Laut dem aktuellen Netzzustandsbericht liegen sie im Vergleich zu den letzten zehn Jahren deutlich über dem Durchschnitt; im 2013 hatten die Ausgaben 764 Millionen betragen, im Jahr 2018 überschritten die Ausgaben mit 1,054 Milliarden erstmals die Milliardengrenze. Der deutlich höhere Betrag belege die zunehmende Bedeutung, die das Astra dieser Aufgabe zumesse, heisst es dazu im Bericht.

Insgesamt attestiert das Astra in seinem Bericht dem Nationalstrassennetz einen guten Zustand: Rund 88 Prozent der gesamten Anlagen befinden sich in einem guten oder annehmbaren Zustand (Zustandsklassen 1 und 2 von insgesamt fünf Klassen). Bei den Fahrbahnen und Belägen wurden 97 Prozent als gut oder mittel bewertet (Zustandsklasse 1 und 2), rund drei Prozent als ausreichend (Zustandsklasse 3).


Zustandserfassung und -bewertung der Nationalstrassen

Alle fünf Jahre werden die einzelnen Bauwerke umfassend inspiziert und beurteilt. Dabei werden die einzelnen Anlagen und Elemente eines Bauwerks sowie dessen Gesamteindruck untersucht. Diese Ergebnisse bilden die Grundlage für die Planung der Unterhaltsarbeiten auf dem Nationalstrassennetz. Der neue Netzzustandsbericht gibt den Stand per Ende 2023 wieder. Sanierungsarbeiten, die 2024 gestartet oder durchgeführt wurden, sind darin nicht berücksichtigt. 

Bei Bauwerken, welche in die Zustandsklassen 1 bis 4 eingeteilt werden, ist die Sicherheit nicht in Frage gestellt. Bei Bauwerken der Klasse 4 sind situativ mittelfristige Massnahmen notwendig. Bei Bauwerken der Stufe 5 werden kurzfristigere Massnahmen notwendig wie der Ersatz von Einzelelementen, Montage von provisorischen Abstützungen oder Einführung einer Gewichtsbeschränkung bei Brücken. (mgt)

Von den Kunstbauten – etwa Brücken, Wildtierüberführungen oder Galerien –  wurden 91 Prozent als gut oder akzeptabel bewertet. Knapp 9 Prozent weisen gemäss Bericht mittelschwere Schäden auf (Zustandsklasse 3), allerdings haben diese keine Auswirkung auf die Trag- und Verkehrssicherheit, wie das Astra mitteilt. Bei rund 0,7 Prozent der Bauwerke stellte das Astra einen schlechten Zustand fest (Zustandsklasse 4): Die Trag- und Verkehrssicherheit sei jedoch auch bei diesen Bauwerken gewährleistet, sie müssten in den nächsten Jahren saniert oder ersetzt werden.

Kein Tunnel laut Astra in alarmierendem Zustand

78 Prozent der untersuchten Tunnels befinden sich in einem guten oder akzeptablen Zustand (Zustandsklasse 1 und 2). 19 Prozent weisen mittelschwere Schäden auf und müssen daher verstärkt überwacht werden (Zustandsklasse 3). Sechs Bauwerke seien in einem schlechten Zustand und müssten deshalb mittelfristig saniert werden, heisst es weiter. -  In alarmierendem oder vielmehr einem nicht betriebsfähigem Zustand, befindet sich kein Tunnel.

Die Betriebs- und Sicherheitsausrüstungen (BSA) wie Kabelanlagen, Beleuchtungen oder Signalisationen befinden sich mehrheitlich in guter technischer Verfassung: 85 Prozent sind in gutem oder annehmbarem Zustand (Zustandsklasse 1 und 2). 14 Prozent der Anlagen weisen mittlere Schäden auf. Bei fünf Prozent der Tunnelobjekte stellten die BSA einen schlechtem Zustand fest, sie müssen in den nächsten Jahren saniert werden. In alarmierenden Zustand waren Ende 2023 die  Betriebs- und Sicherheitsausrüstungen der Tunnel Neuenhof und Baregg (A1 AG): Sie werden derzeit umfassend erneuert. 

Klimawandel, mehr Verkehr und Fachkräftemangel

Der Netzstrassenbericht listet auch mögliche Risiken auf. Das gilt etwa für Naturgefahren, die im Zuge der Klimaveränderung zunehmen und Schäden verursachen können. Ein anderes Risiko stellt die zunehmende Belastung der Strassen dar: Weil immer mehr Fahrzeuge auf den Nationalstrassen unterwegs sind, nutzen sich diese auch schneller ab und müssen eher saniert werden.  Problematisch kann sich überdies der Fachkräftemangel auswirken, weil Unterhaltsmassnahmen nicht rechtzeitig oder nicht im erforderlichen Umfang erledigt werden können. Ebenfalls als Risiko führt das Astra materielle Ressourcen auf: Lieferengpässe bei den Betriebs- und Sicherheitsausrüstungen sowie ihren Komponenten verursachen Verzögerungen bei der Umsetzung von Unterhaltsarbeiten, was wiederum Folgen für die Sicherheit und die Verfügbarkeit von Strassen haben kann.

Unterhalt des Nationalstrassennetzes gegenüber dem Ausbau des priosisieren

Um solche Risiken möglichst gering zu halten, setzt das Astra bei den BSA neben anderem auf eine frühzeitige Materialbestellung -  dies ist eine Reaktion auf die Lieferengpässe bei den Betriebs- und Sicherheitsausrüstungskomponenten. Und um sicherzustellen, das notwendige Unterhaltsmassnahmen auch bei höheren Planungs- und Baukosten durchgeführt werden können, priorisiert das Astra den Unterhalt gegenüber dem Ausbau. Eine weitere Massnahme ist die flächendeckende Zustandsbeurteilung der Infrastrukturen: Schäden oder vielmehr Sanierungsbedarf sollen so frühzeitig erkannt werden und sich damit bei der Planung des Unterhalts berücksichtigen lassen.

Das Astra sieht sich für solche Herausforderungen als gut gerüstet. Es sieht seine «grosses Know-how im Bereich der Zustandsbewertung der Infrastrukturen» als Chance. Ebenso seine dezentrale Struktur aus Filialen und Gebietseinheiten und seine technischen Innovationen. Des Weiteren verweist das Astra im Bericht in diesem Zusammenhang auf die Digitalisierung, die Planung und Umsetzung von Erhaltungsmassnahmen werden dank digitalen Technologien optimier. (mai/mgt)

Der Bericht kann auf der Website des Astra heruntergeladen werden.

 

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