Studie: Das ungenutzte Wind- und Solarenergiepotenzial der Golfplätze?
In vielen Industrieländern belegen Golfplätze gesamthaft mehr Fläche als Wind- und Solarparks. Ein deutsches Forschungsteam hat die weltweite Situation im Rahmen einer Studie unter die Lupe genommen und zieht darin den Schluss: Auf diesen Sportanlagen liessen sich Hunderte von Gigawatt erneuerbarer Energie erzeugen.

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Golfplätze bergen viel Potenzial für die Produktion von Solar-und Windenergie - wenn auf ihnen nicht gespielt würde.
Wind- und Solarparks brauchen Flächen, die oft in Konkurrenz zu Landwirtschaft, Naturschutzgebieten oder Wohnsiedlungen stehen. In der Folge stossen solche Bauprojekte oft auf Ablehnung. Ebenfalls viel Fläche belegen Golfplätze, während oft nur eine kleine, eher wohlhabende Minderheit von ihnen profitiert. Ausserdem bedarf der Rasen dieser weitläufigen, künstlichen Landschaften aufwendiger Pflege, viel Wasser und je nachdem auch chemischer Behandlungen, was wiederum die Umwelt belastet. „Trotzdem stehen sie oft weni-ger in der Kritik als Wind- und Solarparks“, resümiert Jann Weinand, er ist der Hauptautor der Studie und Lei-ter der Abteilung Integrierte Szenarien am Institute of Climate and Energy Systems – Jülicher Systemanalyse am Forschungszentrum Jülich. Das bedeute nicht, dass die Golfplätze umgewandelt werden sollten, so der Wissenschaftler. „Aber es ist wichtig zu hinterfragen, wie Land verteilt wird – besonders angesichts der Dis-kussionen um den Flächenbedarf von Wind- und Solaranlagen.“
Weinand hat deshalb zusammen mit seinem Team anhand von Open-Street-Map-Daten die Fläche von Golfplätzen im Vergleich zu derjenigen von Wind- und Solaranlagen in den zehn Ländern mit den meisten Golfanlagen unter die Lupe genommen: Die USA führen mit 16‘000 Golfplätzen, gefolgt von Grossbritannien und Japan mit jeweils rund 3000. In beinahe allen untersuchten Ländern übertrifft die Golfplatzfläche diejenige von Solar- und Windanlagen. So wird zum Beispiel in Grossbritannien sechsmal so viel Fläche von Golfplätzen belegt wie von Wind- und Solaranlagen, in Kanada ist es 16-mal so viel.
China hat die grössten Golfplätze
Die grössten Golfplätze an sich hat China, wo der Durchschnittsgolfplatz eine Fläche von 0,8 Quadratkilometern hat, dicht dahinter folgt Japan mit 0,5 Quadratkilometern umfassen. Überdies nähmen Golfplätze einen beträchtlichen Teil der Landfläche innerhalb einzelner Nationen ein, ist in der Studie zu lesen. Die Top Drei in diesem Zusammenhang sind: das Vereinigte Königreich, wo 0,49 Prozent des Landes belegen, gefolgt von Südkorea mit 0,42 Prozent und Japan mit 0,37 Prozent. Besonderes Detail: In China seien sowohl Wind- als auch Solarparks flächenmässig dominant, heisst es in der Medienmitteilung des Forschungszentrums Jülich.
Um herauszufinden, wie viel Energieleistung den jeweiligen Staaten wegen der mit Golfplätzen belegten Flächen entgehen könnte, berechneten Weinand und seine Kollegen, wie viel Leistung Anlagen vom selben flächenmässigen Umfang wie die Golfplätze genierten. Das Ergebnis: Würden 25 Prozent der Flächen für erneuerbare Energien genutzt, liessen sich Windturbinen mit einer Leistung von 174 Gigawatt oder Solaranlagen mit einer Leistung von 281 Gigawatt Solaranlagen installieren. Bei 75 Prozent der Flächen wären es bis zu 659 Gigawatt Wind- oder 842 Gigawatt Solaranlagen. Weinand dazu: „Das ist mehr Solarleistung als derzeit in den zehn Ländern insgesamt installiert ist, das sind aktuell nur rund 646 Gigawatt.“ (mgt/mai)