07:29 VERSCHIEDENES

Spiegelrotschwänze: Sichere Nester dank menschlichen Siedlungen

Teaserbild-Quelle: MPI f. biologische Intelligenz/ Jinggang Zhang

In Gebieten, wo der Kuckuck unterwegs ist, suchen Spiegelrotschwänze die Nähe des Menschen: Sie bauen ihr Nest in Siedlungen oder gar in Gebäuden und schützen sich so davor, dass ihnen die eher menschenscheuen Kuckucke ein Ei unterjubeln. Ein internationales Forschungsteam konnte dies kürzlich in einer Studie erstmals belegen. Aber nicht nur das: Sie zeigt auch, wie sich die Urbanisierung auf Vögel auswirken kann.

Spiegelrotschwanz-Männchen

Quelle: Greg Peterson; Imported from 500px (archived version) by the Archive Team, CC BY-SA 3.0

Spiegelrotschwänze suchen in China die Nähe des Menschen, um sich unbehelligt fortplanzen zu können. (Im Bild: Spiegelrotschwanz-Männchen)

Selber Eier legen, aber das Brüten und Aufziehen anderen überlassen: Kuckucke sind sogenannte Brutparasiten. Das Weibchen entfernt in der Regel ein oder mehrere Eier aus dem Nest eines fremden Vogels und legt dann sein eigenes hinein. Ist das Kuckucksküken von der Ersatzmutter schliesslich ausgebrütet worden und geschlüpft, wirft es seine Stiefgeschwister meist aus dem Nest, damit es in den uneingeschränkten Genuss der Fürsorge seiner Pflegeeltern kommt.

Dass brütende Vögel ein Interesse daran haben, fremde Eier aus dem Nest zu verbannen, liegt auf der Hand. Es gibt  jedoch noch andere Taktiken, als ein Kuckucksei aufzuspüren und aus dem Nest zu schmeissen, wie eine aktuelle Studie eines Teams des Max-Planck-Instituts für biologische Intelligenz, der Beijing Normal University und der Beijing Forestry University in Peking zeigt.

Kuckucksattrappen und falsche Rufe

Kuckucke im Nordosten Chinas nutzen häufig die Nester des Spiegelrotschwanzes für ihre Fortpflanzung. Der kleine Sperlingsvogel brütet zweimal pro Saison – einmal vor und einmal nach der Ankunft der Kuckucke in der Region.

Die Forscher stellten fest, dass Spiegelrotschwänze ihre Nester für die zweite Brutperiode näher bei menschliche Siedlungen oder gar in Gebäuden errichteten. Vermutlich versuchten sie so die Kuckucke fernzuhalten, denn im Allgemeinen meiden Kuckucke engeren menschlichen Kontakt. In der Folge versuchte das Team, dasselbe Verhalten während der ersten Legeperiode hervorzurufen, indem es die Anwesenheit von Kuckucken simulierte, das heisst Attrappen des Vogels aufstellte und Kuckucksrufe abspielte.

Das Resultat: Die Vögel reagierten gleich wie in der zweiten Periode und platzierten ihre Brutstätten in der Nähe des Menschen. „Wir konnten zum ersten Mal experimentell zeigen, dass Spiegelrotschwänze ihr Nistverhalten ändern, wenn sie Kuckucke in der Umgebung bemerken“, sagt Jinggang Zhang, Postdoktorand in der Abteilung von Bart Kempenaers am Max-Planck-Institut für biologische Intelligenz. - Zudem fanden die Forscher auch heraus, dass das Risiko, ein Kuckucksei auszubrüten, umso grösser wird, je weiter die nächstgelegene menschliche Siedlung entfernt liegt.  

Vorliebe für Nester mit blauen Eiern

Der Spiegelrotschwanz hat so eine neue Strategie entwickelt, bei der er menschliche Siedlungen zu seinem Vorteil nutzt. Dabei stellt sich die Frage, wie und ob der  Kuckuck mit der fortschreitenden Ausdehnung städtischer Gebiete klar kommt. Eine Antwort lieferte eine zweite Studie, für die das Team untersuchte, welche Nester der Kuckucke auswählt. Nachdem Spiegelrotschwanz-Eier sind entweder hellblau oder rosa und Kuckuckseier sind blau sind, legt das Kuckucksweibchen seine Eier eher in solche mit hellblauen Einer, womit das Kuckucksei eher unentdeckt bleibt.

"Diese Strategie der Eiablage wurde schon früher beschrieben, aber die bisher durchgeführten Studien haben keinen experimentellen Beweis für ihre Existenz erbracht", erklärt Zhang. Über fünf Jahre hinweg untersuchte er mit Kollegen mehr als 500 Spiegelrotschwanznester auf Anzeichen von Brutparasitismus: Die Nester mit blauen Eiern wurden mit mehr als doppelt so hoher Wahrscheinlichkeit von Kuckucken für die Eiablage ausgewählt. (mgt/mai)

 

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