Steinblöcke vom Leuchtturm von Alexandria aus dem Meer geborgen
Der Leuchtturm von Alexandria war spektakulär: Als er vor rund 2300 Jahren Seeleuten den Weg wies, war zwischen 115 und 160 Meter hoch. Im 14. Jahrhundert fiel er Erdbeben zum Opfer. Nun sind Überreste vom Meeresgrund geborgen worden – sie sollen beim virtuellen Wiederaufbau des Turms helfen.

Quelle: Hermann Thiersch
So stellte sich der deutsche Archäologe Herrmann Thiersch (1874-1939) den Leuchturm von Alexandria vor.
Er ist eines der Sieben Weltwunder der Antike: der Leuchtturm von Alexandria. Auch Pharos von Alexandria genannt, nach der langgezogenen vor dem Ufer der ägyptischen Metropole gelegenen Insel, bei der ihn Ptolemäus I vor zirka 2300 Jahren hatte errichten lassen. Die Wissenschaft geht von einer Bauzeit von 17 bis 20 Jahren aus.
Mit einer Höhe von zwischen 115 und 160 Metern war das Bauwerk nicht nur für damalige Verhältnisse spektakulär: Es galt bis ins 20. Jahrhundert hinein als höchster Leuchtturm. Dies, obwohl dem Turm im Laufe der Jahrhunderte Erdbeben zusetzen sollten – Zeitzeugen berichteten im 4. Jahrhundert, dass das Seebeben von Kreta die sagenhafte Konstruktion aber auch Alexandria getroffen hatte. Schliesslich zerstörten Erdbeben im 1303 und 1323 den Pharos von Alexandria ganz. Seine Trümmer liess man liegen.
Immerhin erhielt ein Teil der Steinblöcke und die Fundamente des Pharos ein neues Leben: Im 15. Jahrhundert rezyklierte sie Sultan El Ascharaf Saif ed-Din Quaitbay für den Bau der Zitadelle am einstigen Standort des Leuchtturms.
Der Pharos von Alexandria faszinierte während Jahrhunderten

Quelle: GEDEON Programmes / CEAlex
Die Gesteinsblöcke des vor rund 700 Jahren eingstürzten Leuchtturms werden aus dem Meer gehievt.
Dennoch, ganz verschwunden ist der Pharos eigentlich nie. Zumindest nicht aus den Köpfen von Altertums- und Architekturinteressierten, deren Fantasie er während Jahrhunderten beflügelte. Schliesslich entdeckte der Archäologe Jean-Yves Empereur vom Centre d'Études Alexandrines (CEAlex) 1995 auf dem Grund vor der ägpytischen Küste die Überreste des Leuchtturms.
Und vor kurzem sind nun 22 der grössten Steinblöcke aus dem Wasser geborgen worden: Darunter sind 70 bis 80 Tonnen schwere Türstürze und Pfosten, die Türschwelle und grosse Bodenplatten. Ebenfalls ans Licht gelangte ein bislang unbekanntes Monument, ein Pylon oder vielmehr eine Toranlage im ägyptischen Stil aus hellenistischer Zeit, wie die französische Stiftung Fondation Dassault Systèmes (FDS) mitteilt, die das Projekt unterstützt.
Leuchturm von Alexandria wird virtuell wieder aufgebaut

Quelle: Isabelle Hairy - Centre d'Etudes Alexandrines
Am Bildschirm sollen die vermessenen Trümmer wie ein Puzzleteil wieder zu einem ganzen zusammengefügt werden.
Das Ziel dieses Projekts: Die architektonischen Elemente untersuchen und scannen, sodass die über 100 Blöcke, die in den letzten zehn Jahren unter Wasser digitalisiert worden sind, ergänzen. Sind sie photogrammetrisch vermessen, werden die Daten respektive die gescannten Blöcke an freiwillige Ingenieure der FDS übermittelt: Sie analysieren jeden Block, positionieren ihn virtuell neu, und fügen die einzelnen Teile dann wie ein gigantisches Puzzle zusammen. Mit Hilfe von Simulationen will das Team dann die Hypothesen über den Bau des Pharos und seinen Einsturz prüfen. Zuletzt wird ein digitaler Zwilling des Leuchturms erstellt. Das digitale Modell soll es ermöglichen, den Leuchtturm virtuell zu erkunden als wäre man vor Ort, schreibt die Stiftung. (mai)
Mehr über die Konstruktion auf Wikipedia: www.wikipedia.ch

Quelle: GEDEON Programmes / CEAlex
Die Trümmer des Turms sollen helfen, ihn digital wieder aufzubauen.

Quelle: Friedrich Wilhelm Putzger (1849-1913), nach O. Puchstein in Pauly, Real-Encycl. - F. W. Putzgers Historischer Schul-Atlas, Public Domain
Stadtplan des antiken Alexandria. Der Pharos befand sich direkt vor dem Hafen.

Quelle: Johann Bernhard Fischer von Erlach, denstoredanske.dk, Gemeinfrei
Der Turm faszinierte während Jahrhunderten: So stellte sich der österreichische Architekt und Bildhauer Johann Fischer von Erlach (1656-1723) den Leuchtturm vor.

Quelle: Omniasobh, eigenes Werk, CC BY-SA 4.0
DIe Qāitbāy-Zitadelle (Kait Bey-Zitadelle) bei Alexandria heute.