Wintersport-Akademie geplatzt: Was wird aus dem Sanatorio del Gottardo?
Das Sanatorio del Gottardo bei Quinto TI wird doch keine Wintersport-Akademie: Die hinter dem Projekt stehende Ice Sport International SA befindet sich in Liquidation. Damit bleibt die Zukunft der beliebten «Lost Place»-Klinik im Tessin weiterhin ungewiss.
Quelle: Gemeinfrei
Während rund 57 Jahren wurde das «Sanatorio del Gottardo» als Spital genutzt.
Der kasachische Unternehmer Timur Azimow, respektive die Ice Sport International SA, hatte das Sanatorio del Gottardo 2016 für 750'000 Franken vom Kanton Tessin übernommen. Die Gemeinde Quinto erteilte kurz darauf die Baubewilligung. Geplant war ein Wintersportcampus mit Platz für 500 Schülerinnen und Schüler.
Das Vorhaben setzte sich aus drei Teilen zusammen: Im Sanatorium sollten Unterrichtsräume eingebaut, auf dem Gelände des Kraftwerks Ritom Wohnheime für die Studenten realisiert und zu guter Letzt eine Eislaufbahn gebaut werden. In der Region hätten durch die Akademie zudem rund 100 Arbeitsplätze entstehen sollen.
Machbarkeitsstudie sollte Projekt voranbringen
Trotz der vorliegenden Bewilligung der Gemeinde wurde aber seit dem Kauf nie gebaut. Dabei schien das Akademie-Projekt im Sommer 2023 noch voranzuschreiten: Aus einer Botschaft der Gemeinde Quinto war hervorgegangen, dass eine Machbarkeitsstudie zur Errichtung eines Sportcampus ausgearbeitet werden sollte.
Wie der «Corriere del Ticino» damals berichtete, hatten sich die Kosten für die Sportakademie inzwischen aber verdreifacht: Statt der ursprünglich geplanten 40 Millionen sollte das Projekt neu 120 bis 150 Millionen Franken kosten. Zu konkreten Bauarbeiten kam es aber auch in den folgenden Jahren nicht.
Drohnenaufnahmen zeigen das Sanatorium von Innen und von Aussen. (Quelle: Depp, Youtube)
Unternehmen in Liquidation
Nun ist klar: Aus der Wintersport-Akademie wird nichts. Die Ice Sport International Academy SA, die die frühere Klinik zur Wintersport-Akademie umbauen wollte, befindet sich seit dem 22. Juli 2025 in Liquidation. Dies bestätigte das Betreibungs- und Konkursamt Lugano im August gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Wie der «Corriere del Ticino» im August berichtete, wurden selbst die Planer und Aktionäre von der Nachricht überrascht. Die Gründe für den Konkurs seien unbekannt, die Zeitung geht aber von Liquiditätsproblemen aus. Damit steht das Sanatorio del Gottardo also erneut vor einer ungewissen Zukunft.
Laut Medienberichten wird nun geprüft, ob der Gebäudekomplex versteigert wird. Offizielle Entscheide liegen bislang aber noch nicht vor.
Bewegte Vergangenheit
Während rund 57 Jahren wurde das am Berghang oberhalb von Quinto gelegene Sanatorio del Gottardo als Spital genutzt. In der Blütezeit bestand die Klinik aus einem Hauptgebäude, einem Ärzte- und Waschhaus und diente 1918 während dem Ersten Weltkrieg als Militärspital für verwundete Soldaten.
Nach Kriegsende ging das fünfstöckige Bauwerk dann in den Besitz des Kantons Tessin über und wurde bis in die frühen 1960er-Jahre als «Sanatorio Popolare Cantonale di Piotta» zur Behandlung von Tuberkulosekranken genutzt. Im Jahr 1962 stellte man den unrentabel gewordenen Betrieb ein. Seither steht der prachtvolle Jugendstil-Bau leer.
Heute ist das Gebäude praktisch eine Ruine, deren Fenster und Eingänge verbarrikadiert sind. Denn das ehemalige Sanatorium ist in den letzten Jahren in der «Lost Places»-Szene zu einem beliebten Ausflugsziel geworden. Die Faszination für die stillgelegte Klinik am Berg zeigt sich auch heute noch in Form von zahlreichen Videoaufnahmen und Bildern – auch wenn das Betreten eigentlich verboten ist.
Quelle: Gemeinfrei
Eine historische Aufnahme von 1919 zeigt das Sanatorium (oben links) am Berghang.