12:17 VERSCHIEDENES

Räume zu gemalten Portraits verdichtet

Geschrieben von: Stefan Schmid (sts)
Teaserbild-Quelle: Martin Kasper

Martin Kasper spürt in seinen Bildern dem Wesen von Räumen nach. In der Struktur sindLicht und Szenen auf minimalistische Weise umgesetzt. Meist fehlen Menschenoder dann verweisen sie auf die Funktion vomRäumlichkeiten.

Quelle: Martin Kasper

Wind

Licht spiegelt sich auf glatten Bodenflächen, an Wänden setzen Lichtkegel flüchtige Akzente. Im Bild «Wind» weht ein Lufthauch den Vorhang in den Raum und evoziert auf minimalistische Art Bewegung in der Statik gebauter Räume. Bei «Staircase»vermitteln architektonische Elemente Dynamik. Die raumgreifende Treppe eines Theaters ist wie eine begehbare Skulptur inszeniert. Martin Kasper spürt in seinen Bildern der Wirkung von Räumen nach. In den ästhetisch verdichteten Raumportraits werden Form, Farbe und Funktion durchdekliniert.

Ins Bild setzt Kasper Ensembles mit stimmigen Proportionen und monochromen Flächen und Fluchtlinien. Oder er zeigt mit dem umfangreichen Bildprogramm die Schönheit durchdachter Farb- und Raumkonzepte. Gegenstand der Abbildungen sind meist Profanbauten. Mitunter stellen sich sakrale Stimmungen ein, die zum Teil impressionistisch umgesetzt sind. Das Gemälde «Sequenzen»ist auch ein Spiel mit der Vorstellung eines Raums, abstrahiert durch die zweidimensionale kubistische Abbildung und mit einem Tryptichon verfremdet.

Kasper präsentiert subjektive Sichtweisen auf meist öffentlich zugängliche Räume, oft handelt es sich um Innenräume. Es sind Begegnungsorte oder sie dienen der Repräsentation, Theaterfoyers, Flughafenterminals oder Wartesäle. Privaträume sind selten abgebildet. Nur vereinzelt halten sich Menschen in den Räumen auf. Bei den Ankunftshallen oder Hotel-Lobbies fehlt das Gewimmel der Menschen. Die Leere kippt manchmal ins Bedrohliche und Beklemmende wie imBild «Verhörraum», bei demdie Position des Betrachters ambivalent erscheint.

Auch erschliesst sich dem Betrachter die Funktion der Räume nicht immer auf den ersten Blick. Dann rückt Kasper Menschen in die Szenerie.Im Kommandoraum führen sie Befehle aus. Oder er zeigteinentürkisfarbenen Kontrollraum mitTechnikern, während beim Gemälde «Lubmin-Reaktor»das Gebäude in düsteres Dämmerlicht gehüllt ist. Nur der Himmel leuchtet wie Yellow Cake, dem Ausgangsstoff zur Herstellung von Brennelementen für Kernkraftwerke. Das Bild «Sapienza»wählt zudem einen speziellen Blickwinkel auf ein Theater oder einen Kinosaal, wobeidie Zuschauerdie eigentlichen Protagonisten sind.

Auch denVerfall von Gebäuden setztKasper formal umwie im Gemälde «Baracke», bei dem Bretter vor violettem Himmel zur dekonstruktiven Komposition arrangiert werden. Mit «Leere»nimmt sich der Maler selbstironisch auf die auf die Schippe oder er verweist auf andere Künstler. DasTableaumit dem Titel «Bar» weckt Erinnerungenansikonografische Werk «Nighthawks»des amerikanischen Malers Edward Hopper.Jeden Moment könnten Personenin den Raum schreitenund sich an den Tresen setzen.

Gebäude sind oft Bühnen, die gemalten Bilder davon Projektionsflächen unserer Vorstellungen von Szenerien des Lebens. Für Geschichten überÄsthetik und Andeutungen vonDramatik bieten die Werkevon Kasper Raum in zweidimensionaler Form.

Geschrieben von

Redaktor Baublatt

Seine Spezialgebiete sind wirtschaftliche Zusammenhänge, die Digitalisierung von Bauverfahren sowie Produkte und Dienstleistungen von Startup-Unternehmen.

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