Industrieareale an der Glatt, Teil 1: Siedlungsinseln in der Agglomeration
Er hat in der Weltgeschichte nie grosse Wellen geschlagen: der kleine Fluss Glatt, der vom Greifensee zum Rhein fliesst. Aber er hat Industriebetriebe angelockt, deren Spuren bis heute zum Wandern und Entdecken einladen. Im oberen Teil der Glatt ist auf solchen Arealen viel geschehen. Sie sind Ankerpunkte der Agglomeration.

Quelle: Manuel Pestalozzi
Beim Durchqueren des Zwicky-Areals in Wallisellen erhält die Glatt ein urbanes Flair.
Das deutsche Gewässernamenbuch leitet das Wort Glatt vom althochdeutschen Wort «glat» für «hell, klar, glatt» ab. Es nimmt gemäss dem Nachschlagewerk Bezug auf das klare Wasser. Im Dialekt wird das Adjektiv «glatt» auch für unterhaltsam, anregend verwendet – durchaus positiv konnotiert. Vom Fluss Glatt im Kanton Zürich kann diese zweite Bedeutung kaum abstammen; die Glatt ist normalerweise unscheinbar und diskret. Dies ist einer strengen Kontrolle und einem über weite Strecken künstlichen Bett zu verdanken. Zahlreiche Wasserbaumassnahmen bändigten ab dem frühen 19. Jahrhundert den mäandrierenden, sich ändernden Lauf, der im Ackerland regelmässig grosse Schäden hinterlassen hatte. Seine offizielle Länge beträgt seither 38,5 Kilometer.
Die Glatt gibt auch einem Tal seinen Namen. Das Glatttal ist allerdings grossenteils eine breite, schwer eingrenzbare Mulde. Sie wartet mit wenigen topographischen Hindernissen auf und geizt mit szenographischer Dramatik. Zum Glatttal gehören dafür grosse, ebene Moorlandschaften – ideal für das Anlegen von Flugplätzen. So überrascht es nicht, dass sowohl der erste als auch der zweite Zivilflughafen der Stadt Zürich im Glatttal beheimatet sind: Der Flughafen Dübendorf nahm seinen Betrieb 1910 auf; Zürich-Kloten 1948.
Respektvolle Distanz
Permanente menschliche Siedlungen gingen zu diesem Fluss lange auf respektvolle Distanz. Ausnahmen waren isolierte Mühlen, die oft mit Brückenübergängen kombiniert wurden. Sie entwickelten sich später oft weiter in Produktionsbetriebe der Textilindustrie. Deren Immobilienbestand ist teilweise noch erhalten. Der Umgang mit diesen Arealen ist ganz unterschiedlich. Wer sie auf einer Wanderung besucht, die Augen offenhält und die Ohren spitzt, erlebt zwar keine Wunder, darf sich aber auf ein sinnliches Erlebnis und interessante Geschichten gefasst machen. Darauf sollen einige Impressionen vom oberen Teil der Glatt in diesem Beitrag hinweisen. Alle Stationen sind für den Fuss- oder Veloverkehr untereinander verbunden. Auch der Unterlauf wartet diesbezüglich mit einigen Wanderzielen auf (mehr dazu in der nächsten Baublatt-Ausgabe am 3. Oktober).
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