Im Gebenstorf AG gab es Lagerhallen für römisches Legionslager Vindonissa
Die Aargauer Kantonsarchäologie hat bei einer Rettungsgrabung in Gebenstorf AG römische Siedlungsreste mit gut erhaltenen Steinbauten dokumentiert. Die Grossbauten standen in Zusammenhang mit dem Legionslager Vindonissa.

Quelle: Kantonsarchäologie, Kanton Aargau
Drohnenaufnahme am Ende der Ausgrabung. Die Mauerreste mehrerer langrechteckiger Grossbauten sind gut zu sehen.
Die Rettungsgrabung wurde aufgrund einer Wohnüberbauung nötig, die seit Anfang Juni auf der Parzelle gebaut wird. Der geplante Bau einer Tiefgarage machte auf dem rund 4000 Quadratmeter grossen Areal vorgängig umfangreiche archäologische Untersuchungen notwendig. So wurde das Gelände 2019 und 2020 bereits sondiert. Dabei wurden erste Mauerzüge von römischen Grossbauten freigelegt.
Die 14-monatige Grossgrabung habe nun neue Erkenntnisse zur möglichen Funktion des grossen Baukomplexes gebracht, teilte die Staatskanzlei Aargau am Mittwoch mit. Die Grundrisse der Gebäude, die Bauweise, ihre Datierung und das spezifische Fundspektrum deuteten auf eine Nutzung als Warenumschlagplatz in engem Bezug zum etwa 2,2 Kilometer entfernten Legionslager Vindonissa hin.
Die Funde unterstreichen gemäss der Kantonsarchäologie die enge Verbindung der Fundstelle mit dem Warenhandel. Auf Abfallhalden zwischen den steinernen Grossbauten seien mehrere Tonnen Scherben von Amphoren – römische Transportgefässe für Waren aus Italien, Südfrankreich und Spanien – gefunden worden.
Bauwerke für die Legionen?
Diese seien nach ihrer Nutzung auf dem Gebiet im heutigen Gebenstorf entsorgt worden. Die Funde und Befunde von Gebenstorf-Steinacher liessen darauf schliessen, dass die in Vindonissa stationierten Legionen während rund 50 Jahren grosse Umschlaglager für die eigene Versorgung errichtet und betrieben hätten.
Der Abzug der 11. Legion um 101 nach Christus habe schliesslich zur Aufgabe und zum kontrollierten Abbruch der Gebäude bis auf die Fundamente geführt. Der Platz südlich der Limmat wurde demnach bereits in römischer Zeit aufgegeben und geriet in den Jahrhunderten danach in Vergessenheit.
Die Resultate der Ausgrabung eröffnen laut Mitteilung wichtige neue Erkenntnisse für das Legionslager Vindonissa und das römische Gebenstorf. In den kommenden Monaten erfolgt nun die Nachbearbeitung der Grabungsdokumentation. Im Herbst erscheint zudem eine Filmdokumentation zur Rettungsgrabung. (pb/mgt/sda)

Quelle: Kantonsarchäologie, Kanton Aargau
Die Siedlungsreste waren in ausserordentlich gutem Zustand. Manche Mauern waren teils noch mannshoch erhalten.

Quelle: Kantonsarchäologie, Kanton Aargau
Durch die ausserordentlich guten Erhaltungsbedingungen konnten sowohl Teile der Stampflehmwände als auch der Wandmalerei in ihrem ursprünglichen Zustand dokumentiert und geborgen werden.

Quelle: Kantonsarchäologie, Kanton Aargau
Mehrere Reste von Wandmalerei konnten in ihrem ursprünglichen Zustand dokumentiert werden.

Quelle: Kantonsarchäologie, Kanton Aargau
Zwischen den Grossbauten lagen mehrere Tonnen von Amphorenscherben.

Quelle: Kantonsarchäologie, Kanton Aargau
Ein römischer Gewichtsstein. Er verdeutlicht den Bezug zu Handel und Verwaltung.