15:32 VERSCHIEDENES

Güterverkehr: «Rollende Autobahn» wird per Ende Jahr eingestellt

Teaserbild-Quelle: RAlpin AG

Wegen unerwartet vieler Einschränkungen auf dem Schienennetz wird die «Rollende Autobahn» (Rola) per Ende 2025 eingestellt. Trotz Finanzhilfen des Bundes kann RAlpin den Bahnverlad von Lastwagen für die Fahrt durch die Alpen nicht mehr bewirtschaften.

Rollende Autobahn Rola RAlpin

Quelle: RAlpin AG

Die «Rollende Autobahn» für den Bahnverlad von Lastwagen für die Fahrt durch die Alpen wird per Ende Jahr eingestellt.

Trotz der laufenden finanziellen Abgeltungen des Bundes, einer vorhandenen Nachfrage und guter Auslastung von 80 Prozent sei der Betrieb der «Rollenden Autobahn» (Rola) nicht mehr wirtschaftlich möglich, teilte die Betreiberin RAlpin am Montag mit. Im Jahr 2024 seien bereits rund zehn Prozent der Züge ausgefallen. Grund dafür waren geplante sowie kurzfristig angeordnete Baustellen und weitere unvorhersehbare Ereignisse.

Das habe im vergangenen Jahr zu einem Verlust von rund 2,2 Millionen Franken geführt. Weiter verkehrten laut dem Unternehmen im ersten Quartal 2025 wegen Bauarbeiten im Vergleich zum Vorjahr rund ein Fünftel weniger Züge. Wie aus der Mitteilung hervorgeht, waren es dieses Jahr nur knapp 800, im Vorjahresquartal waren es über 1000 Züge.

Normalisierung «nicht in Sicht»

Vor zwei Jahren habe das eidgenössische Parlament beschlossen, die finanzielle Förderung der Rola durch den Bund ein letztes Mal zu verlängern und den Betrieb per Ende 2028 einzustellen, schreibt RAlpin. Man sei nun aber zum Schluss gekommen, dass die Rola unter den geänderten Voraussetzungen nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden könne. Eine Normalisierung der Situation sei nicht in Sicht.

Das Unternehmen hat deshalb in Absprache mit dem Bund beschlossen, den Betrieb bereits auf den Fahrplanwechsel im Dezember 2025 einzustellen. Die drei Aktionäre der RAlpin – die BLS, Hupac und die SBB – seien bereit, die Finanzierung der «Rollenden Autobahn» bis dahin sicherzustellen, heisst es weiter. 

Zudem erhöht der Bund gemäss Mitteilung bis zur Einstellung der Rola die durchschnittliche Abgeltung je verlagerten Lastwagen. Beim Unternehmen mit Sitz in Olten sind derzeit 16 Personen angestellt. RAlpin sucht nach nach Lösungen für die betroffenen Mitarbeiter.

80'000 LKWs pro Jahr auf Schiene verlagert

Trotz Kostensteigerungen für die Nutzung der Bahninfrastruktur, Energie, Terminals und Traktion konnten in den letzten Jahren die notwendigen Voraussetzungen geschaffen werden, um jährlich bis zu 80'000 Lastwagen im begleiteten kombinierten Verkehr durch die Alpen auf die Schiene zu verlagern, schreibt RAlpin. Dies entspreche sieben Prozent des kombinierten Verkehrs durch die Schweizer Alpen.

Das Unternehmen wird nach eigenen Angaben gemeinsam mit Kunden nach Möglichkeiten suchen, um ihre Mengen weiterhin auf der Schiene transportieren zu können. Es sei aber davon auszugehen, dass ein Teil, der auf der Rola transportierten Güter zunächst auf die Strasse zurück verlagert werde, bis eine Umrüstung auf kranbare Sattelauflieger erfolgt sei.

Rollende Autobahn Rola RAlpin

Quelle: RAlpin AG

Die «Rollende Landstrasse» war seit den späten 1960er-Jahren das erste Angebot, um den Güterschwerverkehr durch die Alpen von der Strasse auf die Schiene zu verlagern. Das Angebot war von Beginn weg als Übergangslösung bis zur Fertigstellung der NEAT konzipiert.

Störungsanfälligkeit im deutschen Bahnnetz

Die Situation der Rola sei symptomatisch für den ganzen alpenquerenden kombinierten Verkehr auf der Schiene, schreibt die Betreiberin. Grund für die zunehmenden Zugausfälle auf der Rola sei insbesondere die «anhaltend hohe Störungsanfälligkeit der Schieneninfrastruktur in Deutschland». 

Man erwarte aber, dass sich die Bedingungen in den kommenden Jahren verbessern werden und so neue tragfähige Lösungen möglich seien, um das Verlagerungsziel von der Strasse auf die Schiene zu erreichen. «Dazu wird es aber weiterhin flankierende Massnahmen durch die Politik brauchen», heisst es im Communiqué. 

Es müsse das Ziel sein, die Anstrengungen der letzten 25 Jahre für eine erfolgreiche Verlagerung des alpenquerenden Verkehrs durch die Schweiz auf die Schiene langfristig zu sichern, schreibt RAlpin.

Erstes Schienen-Angebot für Alpen-Schwerverkehr

Die «Rollende Landstrasse» (Rola) war seit den späten 1960er-Jahren das erste Angebot, um den Güterschwerverkehr durch die Alpen von der Strasse auf die Schiene zu verlagern. Dabei werden ganze Lastwagen oder Sattelschlepper auf die Schiene verladen und die LKW-Chauffeure reisen in einem Begleitwagen im Zug mit. Daher ist die Rola auch als «begleiteter kombinierter Verkehr» bekannt.

Im Zuge des Ausbaus der Alpentransitstrecken wurde die Rola 2001 mit der neu gegründeten RAlpin AG, einem Gemeinschaftsunternehmen von SBB, BLS und Hupac, modernisiert. Die Betreiberin transportiert Lastwagen auf der Strecke zwischen Freiburg im Breisgau und Novara. Das Angebot war von Beginn weg als Übergangslösung bis zur Fertigstellung der NEAT konzipiert. (mgt/pb)

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