Extreme Waldbrände nehmen in Europa gemäss Studie zu
Extreme Waldbrände werden in Europa immer häufiger. Laut einem neuen Bericht der Dachorganisation der europäischen Akademien der Wissenschaften (EASAC) liegt dies etwa am Klimawandel, an der Landflucht und an Änderungen bei der Landnutzung. Sie fordert, dass Europa verstärkt präventiv vorgeht und gleichzeitig lernt, «mit den Feuern zu leben».

Quelle: Pierre Markuse, CC BY 2.0
Im Juli 2017 wüteten an der Adriaküste während Tagen Waldbrände, ausgelöst von einer starken Trockenheit und heftigem Wind. Im Bild: Waldbrand binter Split (Kroatien.)
Eine halbe Million Hektar Wald - beinahe die doppelte Fläche von Luxemburg - fällt in der EU durchschnittlich im Jahr Bränden zum Opfer. Verantwortlich dafür ist laut der Dachorganisation der europäischen Akademien der Wissenschaften (EASAC) ein komplexer Mix aus Klimaerwärmung, Monokulturen, aber auch aus Landflucht und anderen Faktoren. In vielen Regionen werde es künftig zu einer starken Zunahme mehrjähriger Dürren kommen, die die Wahrscheinlichkeit extremer Brände erhöhen, prognostiziert die EASAC. Bis zum Jahr 2100 könnte sich die Wahrscheinlichkeit für diese intensiven Feuer in Europa verdoppeln.
Einzelne Brände werden laut EASAC grösser und intensiver
Die Anzahl der Brände und das Ausmass der betroffenen Flächen sind gemäss der Organisation insgesamt zwar etwa wegen der verbesserten Bekämpfungsmöglichkeiten rückläufig. Die einzelnen Brände würden aber grösser und intensiver. In einigen Gebieten in Südeuropa werde es wahrscheinlich alle zwei Jahre zu schweren Ereignissen kommen, sagte EASAC-Umweltdirektor Thomas Elmqvist im Vorfeld der Veröffentlichung des Berichts im Rahmen einer Medieninformation. An dem Report der EASAC waren insgesamt 23 europäische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beteiligt, deren Geschäftsstelle in Wien angesiedelt ist.
Hauptbetroffen bleibt laut Elmqvist die Mittelmeerregion, wenngleich sich auch andere Regionen wie Zentraleuropa vorbereiten müssten und beispielsweise die Temperatur in den Gebirgsregionen schnell steigt. In Europa gibt es, wie der Wissenschaftler erklärt, es auch viele gefährdete städtische Gebiete - mehr als in Nordamerika oder Asien. Das könnte zu grossen wirtschaftlichen Schäden führen, verwies der Experte etwa auf das Feuerinferno bei Los Angeles im Januar, und bringe auch die Versicherungswirtschaft zum Nachdenken.
Fokus auf der EU-Waldbrandpolitik auf Bekämpfung und Notfallmassnahmen
Aktuell liege der Fokus der EU-Waldbrandpolitik auf der Bekämpfung und Notfallmassnahmen, heisst es seitens der Vereinigung. Man müsse nun der Prävention Vorrang einräumen. Das heisst, den Klimawandel besser bekämpfen, und risikobasiertes Landmanagement verstärken – etwa indem man stärker in widerstandsfähige Landschaften investiert. Notwendig ist laut der Organisation auch eine Renaturierung mit Schwerpunkt bei der Wiederherstellung kohlenstoffreicher Moore und der nachhaltigen Bewirtschaftung von Wäldern.
Viele der Massnahmen hätten auch positive Effekte auf die Biodiversität und die Kohlenstoffspeicherung, erklärte Elmqvist. Europa werde aber auch lernen müssen, mit den Waldbränden zu leben und die Gesellschaft "an eine neue, herausfordernde Realität anzupassen". Hier brauche es Investitionen in Bildung und Kommunikation, um die "Brandkompetenz" zu verbessern. (apa/sda/mai)