Sanierungsarbeiten im Nationalpark starten nach Giftunfall
Acht Jahre nach der wohl grössten Umweltkatastrophe im Schweizerischen Nationalpark in Graubünden wird mit der Sanierung des Flusses Spöl begonnen. 2016 war bei Sanierungsarbeiten einer Staumauer Gift in den Fluss gelangt.

Quelle: EKW
Das PCB hat sich in den Sedimenten des Flusses Spöl festgesetzt.
Am Montag wird am Fuss der Staumauer Punt dal Gall ein Installationsplatz erstellt, der Schwemmkegel bei Val da l'Acqua gesichert und die Umsiedlung der Fischpopulation gestartet, wie der Schweizerische Nationalpark (SNP) in einer Mitteilung mit den Engadiner Kraftwerken (EKW) am Montag schrieb. Weiter wird im Zuge der Arbeiten am Ende der Sanierungsstrecke eine temporäre Abflussmessstation errichtet.
Betriebsunfall der EKW
Die Verschmutzung geht auf einen Betriebsunfall der EKW zurück. Vor acht Jahren gelangte bei der Sanierung an der Mauer des Livignostausees der Giftstoff PCB in den Fluss. Bei einer Untersuchung von am Spöl brütenden Singvögeln konnte der SNP 2024 immer noch eine bis zu 800-fache Überschreitung des krebserregenden PCB nachweisen, wie er in seinem Jahresbericht schrieb.
Ein stark belastetes Becken direkt unter der Staumauer war direkt nach dem Unfall saniert worden. Was mit dem Rest des verschmutzten Spöl geschehen sollte, wurde jahrelang diskutiert. Schliesslich konnten sich alle beteiligten Umweltverbände, Behörden und Unternehmen auf eine Sanierung auf drei Flusskilometern einigen.
Schwemmkegel wird gesichert
Der durch den Schwemmkegel bei Val da l’Acqua aufgestaute Spöl dient als natürliches Absatzbecken, um allenfalls durch die Sanierung mobilisiertes und potenziell belastetes Feinmaterial zurückzuhalten. Gleichzeitig wirkt er als Fischabsperrung. Die Sicherung des Schwemmkegels erfolgt gemäss Mitteilung mit in den Untergrund eingebundenen Steinkörben, die mit lokalem Material befüllt werden.

Quelle: EKW
Vor acht Jahren gelangte bei der Sanierung an der Mauer des Livignostausees der Giftstoff PCB in den Fluss.
Die temporäre Abflussmessstation am Ende der Sanierungsstrecke besteht aus einem Stahlkanal mit Holzrahmenkonstruktion. Im Kanal misst eine Sonde den Wasserstand und überwacht, dass der minimale Abfluss, der für die Fischpopulation im Unterlauf der Sanierungsstrecke notwendig ist, nicht unterschritten wird.
Reichen die natürlichen Abflussmengen aus dem Zwischeneinzugsgebiet – einschliesslich der Seitenflüsse – nicht aus, wird Dotierwasser über eine neu zu errichtende Rohrleitung abgegeben.
Zwei Wochen lang Fische ausfliegen
Für die Entnahme des mit PCB kontaminierten Materials muss das Flussbett trockengelegt werden. Damit dabei nicht alle Fische sterben, werden sie ab Anfang September während zwei Wochen täglich auf rund 300 Metern gefangen und mit dem Helikopter flussabwärts in einen gesicherten Bereich gebracht.
Zwanzig Fachleute begleiten die Umsiedlung. Um die Fischbergung und die anschliessenden Sanierungsarbeiten vorbereiten zu können, müssen gemäss Mitteilung ab dem 18. August auch einige Bäume im Projektperimeter geschnitten oder Totholz entfernt werden.
Der Wanderweg von der Staumauer Punt dal Gall bis zur Abzweigung zwischen Punt Periv und Charbunera bleibt dafür bis mindestens Ende 2026 geschlossen. Die eigentliche Sanierung des Spöl beginnt dann im Frühling kommenden Jahres. (pb/mgt/sda)