09:00 MEINUNG

Christoph Starck: «Nachhaltiger Lebensraum braucht stärkere Stimme»

Geschrieben von: Christoph Starck
Teaserbild-Quelle: zvg

In der Kolumne berichten Exponenten der Branche über das, was sie bewegt. Christoph Starck, Geschäftsführer des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins (SIA), beschäftigt sich mit dem Thema Hitzewelle und nachhaltig geschaltetem Lebensraum. 


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Quelle: zvg

Christoph Starck ist Geschäftsführer des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins (SIA).

Sie werden sich sagen, «Jetzt kommt der auch noch…» Tja, leider führt nichts am aktuellen Hitzewelle-Thema vorbei: Welcher Fluss ist zurzeit die grösste Steinwüste? Wo kann man ihn zu Fuss passieren, wo sonst schwimmen angesagt wäre? Wie steht es um die Wassertemperaturen im Nordatlantik? Ganz zu schweigen von den Attraktionen rund um die Gletscher, die bald keine mehr sind. «Garbage Patches» in den Meeren sowie achtlos hinterlassene Abfallberge nach Open Airs und anderen Festen unterstreichen es weiter. Neophyten sollen ausgerissen werden, während gleichzeitig händeringend nach (neuen?) Baumarten der Zukunft gesucht wird, weil die altbekannten und wertvollen CO2-Speicher wegen dem Klimastress auf dem Rückzug sind.

Hand aufs Herz: Ist das wirklich die richtige Art mit unseren Lebensgrundlagen umzugehen, damit die Möglichkeiten der nächsten Generationen nicht eingeschränkt werden? Immer mehr neue Rekorde, Alarme und viel «Blabla» werden herumgeboten. Das wird wohl eher zu Abstumpfung und Verdrängung bei-tragen, im Sinn von «ich kann ja doch nichts tun».

Damit sind wir beim Punkt angelangt, der mich umtreibt: Beim Tun oder eben Nichtstun und beim riesengrossen Aber, das bei allen Lösungsansätzen sofort erschallt. Es findet sich doch immer wie-der ein Grund, weshalb die Solaranlage in der Bergregion oder das Windrad auf dem Jura eben genau nicht dorthin darf. Ja, ich finde es auch schade, wenn auf der Jurawiese, auf der ich am vergangenen Wochenende gestanden bin, ein Windpark gebaut werden soll. Aber seien wir ehrlich – um überlegte, abgewogene Lösungen und Kompromisse kommen wir nicht herum, wenn wir ernsthaft etwas erreichen wollen. Da gehört halt die eine oder andere Anlage dazu, auch wenn es nicht ohne Veränderungen im Landschaftsbild geht. Die unendlichen Dachflächen auf Industrie- und öffentlichen Bauten, die noch ohne PV-Anlagen dastehen, sehe ich natürlich auch von den besagten Jurahöhen. Auch das macht nachdenklich.

Aktuell habe ich den Eindruck, dass es beliebter ist, Gründe zu finden, um nichts zu tun. Gerade im Wahljahr auch jeweils der politisch anderen Seite die Schuld für den Schlamassel in die Schuhe zu schieben. Oder über all die Verhinderer jeglicher Couleur zu lamentieren – aber eben doch nichts tun. Wie kommen wir ins Handeln? Wo sind die Anbieter von Lösungen? Wo sind diejenigen, die umsetzen? Es gibt sie, natürlich. Die Baubranche und auch die Industrie haben in den letzten Jahren bewiesen, dass sie einen gewichtigen Hebel haben, um zur Dekarbonisierung beizutragen. Und sie tun das auch in grossen Schritten. Es geht noch weiter. Ingenieurinnen und Architekten, die sich der Lösungs-findung verschrieben haben, beschreiben mit dem in der Vernehmlassung stehenden «Klimapfad» die nächsten Schritte zu Netto-Null. Sie suchen nach Massnahmen, sie handeln und agieren.

Und was können wir alle tun? Ein Tipp von mir mit Blick auf den Herbst: Der nachhaltig gestaltete Lebensraum braucht eine stärkere Stimme. Der Schweizerische Ingenieur- und Architektenverein (SIA) setzt sich als Branchenverein der Planenden dafür ein. Viele Kandidatinnen und Kandidaten der anstehenden Parlamentswahl teilen dieses Grundanliegen. Eine Auswahl an jener, die sich hierfür stark machen, findet sich auf der Plattform die-nachhaltige-wahl.ch. Darunter auch Ingenieure und Architektinnen. Wir können also Anbieterinnen und Anbieter von Lösungen wählen und die Stimme für den nach-haltig gestalteten Lebensraum auch im National- und Ständerat stärken.

Geschrieben von

Geschäftsführer des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins (SIA).

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