Marco Sonego: «Die Bauwirtschaft braucht starke Kader – und faire Regeln»
Marco Sonego, Geschäftsführer Baukader Schweiz, beschäftigt sich in seiner Kolumne mit der Frage nach fairen und zeitgemässen Arbeitsbedingungen für Kader und plädiert für einen neuen Baukader-Vertrag.

Quelle: zvg
Marco Sonego, Geschäftsführer Baukader Schweiz
Die Baubranche ist so etwas wie das Rückgrat unseres Landes.
Sie gibt Tausenden von Menschen Arbeit und prägt das Gesicht der Schweiz.
Baumeister, Baukader und Bauarbeiter ziehen dabei an einem Strang. Als Baukader
stehen wir Tag für Tag Schulter an Schulter mit den Unternehmern. Wir übernehmen
Verantwortung, wir lösen Probleme, wir bringen Projekte voran. Uns eint ein
klares Ziel: Wir wollen bauen, gestalten, liefern. Die Branche liegt uns am
Herzen – und wir wollen, dass sie stark bleibt.
Wir teilen viele Ansichten des Schweizerischen
Baumeisterverbandes (SBV). Der Wohnungsbau muss dringend erleichtert werden.
Die Planungs- und Bewilligungsverfahren dauern viel zu lange. Missbräuchliche
Einsprachen blockieren wichtige Projekte. Hier braucht es Lösungen: Verfahren
beschleunigen, Einsprachemöglichkeiten gezielt einschränken. Wir wollen bauen –
Wohnungen für eine wachsende Bevölkerung, Strassen, Brücken und Tunnel für die
Mobilität von morgen. Und das tun wir mit Herzblut, mit Leidenschaft, mit
grossem Einsatz.
Wir stehen auch hinter dem SBV, wenn er die Dezentralität
unserer Branche als Stärke betont. Der Bau ist überall präsent: im Tal, auf dem
Berg, in der Stadt, auf dem Land. Diese Vielfalt und Nähe machen uns stark und
krisenfest. Doch gerade diese Stärke bringt für die Kader grosse Belastungen.
Unsere Poliere und Bauführer sind oft stundenlang unterwegs – in entlegene
Täler, auf entfernte Gipfel. Reisezeit ist keine Freizeit. Sie muss endlich als
Arbeitszeit anerkannt werden. Denn Freizeit ist wertvoll: für die Erholung, die
Familie, die Gesundheit.
Auch wir halten die Sozialpartnerschaft hoch. Sie ist
zentral für unsere Branche. Wir handeln mit Augenmass, wir setzen auf Vertrauen
und Dialog. Wir haben kein Misstrauen gesät und keine unnötigen Konflikte
geschürt. Deshalb erwarten wir, dass wir nicht in einen Topf geworfen werden
mit Gewerkschaften, die andere Wege gehen. Pauschale Kritik schwächt die
Grundlage unseres gemeinsamen Erfolgs. Wir sind offen für neue Wege, bereit für
konstruktive Verhandlungen und überzeugt: Nur gemeinsam sichern wir die Zukunft
der Branche.
Doch klar ist auch: Wer so viel gibt wie die Kader im
Bauhauptgewerbe und im Holzbau, braucht faire Bedingungen. Der Erfolg auf dem
Bau hängt nicht von Algorithmen ab, sondern von motivierten, gut ausgebildeten
Fachkräften. Diese brauchen endlich verlässliche Rahmenbedingungen. Es braucht
einen neuen Baukader-Vertrag – um klare Regeln zu schaffen, damit den Nachwuchs
zu sichern und die Branche zu stabilisieren.
Das bedeutet konkret: Maximal 50 Stunden pro Woche – auch
für Bauführerinnen und Bauführer. Vereinbarkeit von Beruf und Familie dürfen
keine leeren Worte bleiben. Ich treffe mich regelmässig mit befreundeten
Bauführern aus verschiedenen Bereichen des Baus. Etliche haben gesundheitliche
Probleme. Andere haben, um dies zu verhindern, die Branche gewechselt.
Zu viele gesundheitlich angeschlagene oder geschiedene Kader
sind ein Alarmsignal. Es braucht bezahlte Znünipausen, wie sie in anderen
Branchen längst selbstverständlich sind. Und: Die unbezahlte Vorbereitungs- und
Reisezeit der Poliere muss der Vergangenheit angehören.
Die Bauwirtschaft ist stark, weil ihre Menschen stark sind.
Jetzt ist es an der Zeit, ihnen die Bedingungen zu geben, die sie verdienen.
Wir freuen uns darauf, mit dem SBV konstruktive und zukunftsgerichtete Lösungen
zu erarbeiten – für eine starke Branche, heute und morgen.

Quelle: zvg
Damit die Bauwirtschaft auch in Zukunft stark bleibt, braucht es gut ausgebildete und motivierte Kaderleute. Diese wiederum verdienen faire und zukunftsträchtige Arbeitsbedingungen.