09:46 MANAGEMENT

«Ich freue mich darauf, Neues zu entwickeln und umzusetzen»

Geschrieben von: Claudia Porchet (cet)
Teaserbild-Quelle: Archijeunes

Eveline Althaus ist seit April 2023 Geschäftsführerin von Archijeunes. Sie engagiert sich für baukulturelle Bildung für Kinder und Jugendliche in der Schweiz. In der Interview-Serie «Chefsache» nimmt sie Stellung zu Fragen rund um das Thema Führung.


Eveline Althaus

Quelle: Archijeunes

Eveline Althaus ist seit April 2023 Geschäftsführerin von Archijeunes. Sie engagiert sich für baukulturelle Bildung für Kinder und Jugendliche in der Schweiz.

Was fasziniert sie am Verein Archijeunes?

 Das Engagement für baukulturelle Bildung für Kinder und Jugendliche in der Schweiz. Viele Leute und Organisationen setzen sich dafür ein. Archijeunes bietet eine Plattform, die viel von diesem Wissen und dieser Kreativität zusammenbringt, publik macht und Menschen vernetzt. Lehrpersonen und Leute, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, erhalten Ideen, Inspirationen und Kontakte zu Angeboten in ihrer Region. Es ist eine Plattform, die lebendig und beweglich ist – und die wir pflegen, weiterbauen und sicher kontinuierlich verbessern müssen.

 Worauf freuen Sie sich als neue Geschäftsführerin am meisten?

Archijeunes hat in den letzten Jahren viele gute Sachen auf die Beine gestellt. Von dem her freue ich mich darauf, das Aufgebaute sorgsam weiterzuführen. Dazu gehört zum Beispiel das Projekt «Brennpunkt baukulturelle Bildung», mit dem wir mit einer kleinen Wanderausstellung und Veranstaltungen an pädagogische Hochschulen gehen, um für baukulturelle Bildung zu sensibilisieren. Natürlich freue ich mich aber auch darauf, Neues zu entwickeln und umzusetzen.

Wie gehen Sie mit Kritik um?

Ich versuche nachzufragen, zuzuhören, zu verstehen und zu schauen, wo mein Part ist. Es gibt immer Dinge, die man verbessern kann, und es gibt für fast jedes Problem eine Lösung. Manchmal muss man etwas danach suchen. Und manchmal muss man akzeptieren, dass man nicht alle Menschen glücklich machen kann.

Sie waren in der Forschung am ETH Wohnforum tätig. Sind das gute Voraussetzungen für die Leitung von Archijeunes?

Archijeunes geht auf die Abschiedsvorlesung des Architekturprofessors Alexander Henz an der ETH Zürich zurück. Er hat auch das ETH Wohnforum mitgegründet. Beide Organisationen sind aus meiner Sicht von einem weitsichtigen, klugen Esprit getragen. Die Kraft einer Anfangsidee ist nicht zu unterschätzen. Denn darauf lässt sich gut weiterbauen. Als Wohnforscherin war es mir ein Anliegen, eine Vielfalt an Perspektiven und Konzepten zu erfassen – und die Analysen verständlich zu vermitteln. In all meinen Projekten habe ich versucht, Menschen aus verschiedenen Welten zusammenzubringen, die sonst kaum miteinander reden – Leute aus der Wohnungswirtschaft und dem Sozialen etwa. Archijeunes will die Welt der Baukultur mit derjenigen der Schule zusammenbringen. Die Frage, wie uns dies gelingen kann, beschäftigt mich sehr. Auf beiden Seiten sind wir auf unterstützende Türöffner und Weggefährten angewiesen. Im Archijeunes-Netzwerk gibt es zum Glück schon etliche, dafür bin ich dankbar – neue und weitere sind immer willkommen!

Was erachten Sie als zentral bei der Architekturvermittlung an Kinder und Jugendliche?

Dass sie dabei bestärkt werden, sich mit ihrer Lebensumwelt auseinanderzusetzen und Räume, Materialien und Atmosphären wahrzunehmen. Und dass sie Mittel an die Hand kriegen, um ihre handwerklichen Fertigkeiten und ihren gestalterischen Ausdruck zu entwickeln und zu verfeinern. Und natürlich ist auch die Wissensvermittlung wichtig: wie Häuser, gebaute und öffentliche Räume, Landschaften und Städte aufgebaut sind und was dabei gute Qualitäten ausmachen. Diese Qualitäten zu erkennen und einschätzen zu können, ist grundlegende Voraussetzung, um in Partizipationsprozessen informiert über Bau- und Planungsvorhaben mitdiskutieren, und bei Abstimmungen mitentscheiden zu können. Baukulturelle Bildung hängt auch eng mit Umwelt- und Nachhaltigkeitsfragen zusammen – und ist letztlich ein lebenslanger Prozess. Es ist wichtig, dass wir schon in der Kindheit solide Grundlagen dazu vermittelt bekommen.

Was schätzen Sie an der Architekturbranche und was nicht?

Ich schätze den kreativen Geist, das umfassende Wissen zur Gestaltung von Räumen, die von Ästhetik bis Bauökonomie und Statik reicht. Es ist ein komplexes Feld und Knochenarbeit – und ich habe Hochachtung vor allen, die zukunftsweisende Bau- und Umbauvorhaben machen. Manchmal bin ich erstaunt, wie meinungsstark viele Leute sind und wie rasch im Urteil. Dies wird schon in der Architekturausbildung gefördert und kann ganz schön hart sein. In meinem Studium der Sozialanthropologie habe ich gelernt, das Urteilen möglichst zu lassen und vielmehr verschiedene Logiken – und die Mechanismen und gesellschaftlichen Strukturen, die dahinterstehen – verstehen zu versuchen, auch wenn ich diese persönlich nicht teile.

Welche Probleme sollte die Politik sofort angehen?

Baukultur muss gesetzlich verankert werden. In den letzten Jahren ist viel gute Arbeit geleistet worden. Die aktuelle und vom Bundesrat verabschiedete «Strategie Baukultur» gibt meiner Ansicht nach die richtige Stossrichtung vor. Zuversichtlich stimmt auch der aktuelle Entwurf des Aktionsplans 2024-2027 dazu. Dass die erste der zehn geplanten Massnahmen, die Baukultur im Schweizer Bildungssystem verankern will, begrüssen wir von Archijeunes natürlich sehr – und freuen uns darauf, mitzuwirken, wenn es um die Realisierung geht. 

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