13:20 MANAGEMENT

Aufschwung für Coworking-Spaces nach der Coronakrise?

Teaserbild-Quelle: Shridar Gupta, Unsplash

Die Corona-Pandemie hat die Arbeitswelt aktuell grundlegend verändert, sie zwingt viele ins Homeoffice. Die Erfahrungen aus dem neuen Arbeitsalltag zu Hause und die Frage, wie und wo man künftig arbeitet, wird der Diskussion um Coworking-Spaces neuen Aufschwung geben. Insbesondere im ländlichen Raum bieten die geteilten Arbeitsräume eine gute Alternative zum Pendeln und zum Homeoffice, gleichzeitig fördern sie die wirtschaftliche Entwicklung einer Region.

Menschen in einem Coworking Space in New York, von oben gesehen.

Quelle: Shridar Gupta, Unsplash

Eine Alternative zum Home Office: der Coworking Space.

Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben Mitte März das Büro gegen Homeoffice getauscht. Vorgesetzte erkennen, dass mobil-flexibles Arbeiten möglich ist und die Aufgaben auch ausserhalb des Büros erledigt werden. Gleichzeitig werden auch die Vor- und Nachteile vom Arbeitsplatz zuhause auf einen Schlag sicht- und erlebbar.

Corona verdeutlicht die Schwachstellen des Homeoffice

Der grosse Vorteil vom Arbeitsplatz zuhause liegt auf der Hand: Wer sich gut organisiert, gewinnt durch den Wegfall des Pendelns an Work-Life-Balance. Gleichzeit verdeutlicht die aktuelle Situation aber auch die Grenzen des Homeoffice. Ein gut eingestellter Bürotisch fehlt, der Drucker kann nicht scannen, die Kinder lenken ab und soziale Kontakte aus dem Berufsumfeld fehlen.

Die Suche nach sogenannten Dritten Orten, weder herkömmlicher Arbeitsplatz bei der Arbeitgeberin noch das Zuhause, wird nach der Corona-Pandemie an Bedeutung gewinnen und die Diskussion um Coworking-Spaces beleben. Denn die geteilten Arbeitsräume vereinen die Vorteile des Homeoffice mit einer professionellen Arbeitsumgebung und der Möglichkeit des sozialen Austauschs.

Professionelle Infrastruktur, sozialer Austausch und kreative Ideen

Im Gegensatz zum Homeoffice bieten Coworking-Spaces die gewünschte professionelle Infrastruktur, vom Drucker über Sitzungszimmer bis hin zu stillen Ecken zum Telefonieren oder konzertierten Arbeiten. Gleichzeitig gewährleisten sie in kurzer Distanz von zu Hause die Unabhängigkeit zwischen Wohnen und Arbeiten. Gerade im ländlichen Raum ist die Nähe zum eigenen Wohnort ein wichtiger Grund für Coworking, wie eine Studie der Hochschule Luzern* belegt: Von den 250 Befragten arbeiten die meisten mindestens einmal pro Woche einen Tag im Coworking-Space, um Pendlerwege zu reduzieren und Reisezeit zu sparen. Die Diskussion um Coworking-Spaces im ländlichen Raum muss nach Corona vermehrt geführt werden, um die Lebensqualität der Arbeitnehmenden zu steigern und die Pendlerströme zu reduzieren.

Homeoffice, Mann auf dem Sofa, vor dem Laptop. (Symbolbild)

Quelle: Convertkit, Unspslash

Das Homeoffice hat nicht nur Vorteile, sondern auch Nachteile. Dies erfahren aktuell viele, die wegen der Coronakrise von zu Hause aus arbeiten.

Ein weiterer wichtiger Grund für Coworking ist der gegenseitige Austausch und das Entkommen aus der sozialen Isolation im Homeoffice. Aus diesem Grund nutzen viele Selbstständige Coworking, aber auch Angestellte mit einem längeren Arbeitsweg könnten davon profitieren.

Die Community im Coworking-Space befruchtet sich gegenseitig, indem Ideen diskutiert und neue Lösungen angeregt werden. Ein Aspekt, der durch Corona noch wichtiger werden dürfte und zum Überleben vieler Unternehmen beitragen könnte. Da sich das soziale Umfeld im Coworking-Space stetig verändert und die Nutzenden meist aus unterschiedlichen Branchen kommen, können sie sich gegenseitig neue Perspektiven aufzeigen, Impulse setzen und kreative Ideen fördern. So entstehen innovative Projekte, Produkte, Geschäftsmodelle oder Kooperationen. Gleichzeitig erweitern die Coworkerinnen und Coworker ihr berufliches Netzwerk durch die Community.

Treiber für die Regionalentwicklung

Auch aus Sicht der Immobilienverwaltung und Nutzung der lokalen Infrastruktur sind Coworking-Spaces interessant. Im ländlichen Raum bietet sich die Umnutzung oder Zwischennutzung von öffentlichen Gebäuden an. Öffentliche Liegenschaften sind oftmals zentral gelegen und gut an den öffentlichen Verkehr angebunden, was für Coworkerinnen und Coworker wichtige Aspekte sind.

Gemeinden aber auch private Immobilienliegenschaften können den Betreibenden des Coworking-Spaces als Starthilfe mit der Miete entgegenkommen und so die Auslastung von Immobilien verbessern und die Bildung vielfältiger Arbeitsgemeinschaften in der Region anregen. Coworking-Spaces lassen sich folglich auch als Instrument für die Regionalentwicklung einsetzen.

Quelle: Sebastian Imhof, Hochschule Luzern, Wirtschaft

Von den über 200 Coworking-Spaces in der Schweiz liegen heute bereits rund 50 im ländlichen Raum.

Nicht zuletzt profitiert auch die lokale Wirtschaft von den geteilten Arbeitsräumen: Viele der Coworkerinnen und Coworker nutzen die Angebote der Gastronomie und des Detailhandels sowie lokale Dienstleistungen, wodurch Wertschöpfung und Arbeitsplätze entstehen. Ausserdem dienen die Gemeinschaftsräume als Plattform, um die Nutzerinnen und Nutzer mit den lokalen Unternehmen in Kontakt zu bringen, beispielsweise wenn dort Veranstaltungen mit lokalen Unternehmen oder Inputreferate stattfinden.

Im ländlichen Raum beleben die geteilten Arbeitsräume somit den regionalen Austausch, erhöhen die Attraktivität einer Gemeinde als Wohnort und stärken die Wettbewerbsfähigkeit der lokalen Unternehmen. (Jana Z’Rotz, HSLU / Dieser Artikel wurde von der HSLU zur Verfügung gestellt.)

Weitere Ergebnisse aus der Studie sind im Artikel «Coworking-Spaces erobern die Peripherie» der Volkswirtschaft hier.

*Studie zu Coworking-Spaces

Im Rahmen eines Projektes des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) haben Forschende der Hochschule Luzern und der Berner Fachhochschule 2019 eine Umfrage bei Nutzerinnen und Nutzern von Coworking-Spaces durchgeführt. Unter anderem wollten sie herausfinden, warum man sich für diese Arbeitsform entscheidet. Die Befragung zeigt: Coworking bietet eine attraktive Alternative zum Pendeln und zum Homeoffice. Geschätzt werden insbesondere der soziale Austausch und die berufliche Vernetzung sowie die zeitliche Flexibilität des Raumangebots.

In einem weiterführenden Projekt untersuchen die Forschenden derzeit, ob Coworking-Spaces von einem Arbeitsort zu einem Ort für soziale Innovationen werden können – beispielsweise in Form von Anlauf- und Beratungsstellen, die soziale Dienstleistungen vermitteln. Im Zentrum der Studie steht die Frage, inwiefern sich Coworking-Spaces als soziale Treffpunkte eignen und die Lebensqualität der Einwohnerinnen und Einwohner einer Gemeinde verbessern können.

Weiterführende Links:

  • ITC-Projekt: Potentiale von Coworking Spaces im ländlichen Raum hier
  • SNF-Projekt: Digital lives in coworking spaces: do mobile lifestyles reduce rural-urban disparities hier

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