18:45 KOMMUNAL

Zürich: Kein Haus „Zum Mohrenkopf“ und kein Rassismus im Niederdorf

Teaserbild-Quelle: Archäologie 2020

Verschwinden Hausnamen wie „Zum Mohrenkopf“ oder „Zum Mohrentanz“ aus der Altstadt von Zürich? Der Stadtrat will koloniale und rassistische Namen sowie entsprechende Zeichen aus dem Stadtbild entfernen oder in einen Kontext stellen.

Haus zum Mohrentanz

Quelle: Archäologie 2020

Eines der Häuser im Niederdorf: Solche Hausnamen sollen Geschichte werden.

„Zum Kleinen Mohrenkopf“, „Zum Mohrentanz“ und „Zum kleinen Mohren“ sind die Namen dreier Häuser im Zürcher Niederdorf. Letzteres ist zusätzlich noch mit einer entsprechenden Malerei versehen, die zur Bäckerei gehört haben dürfte, die einst in dem Haus untergebracht war: ein schwarzer Junge, der eine Bretzel in der Hand hält. Sie sind allesamt im Inventar der kunst- und kulturhistorischen Schutzobjekte gelistet.

"Rassistische Zeitzeichen im öffentlichen Raum"

Solche Namen, Inschriften und Malereien konfrontieren laut Stadtrat Direktbetroffene mit bestehendem Rassismus. Zudem können sie „der Gesamtbevölkerung eine unhinterfragte Normalität suggerieren“. Darum sollen solche „rassistischen Zeitzeichen im öffentlichen Raum“ entfernt, aufgearbeitet oder kontextualisiert werden, wie es in einer Medienmitteilung des Präsidialdepartements heisst.

Der Stadtrat folgt damit den Empfehlungen einer Projektgruppe, unter anderem bestehend aus Fachleuten der Denkmalpflege, der Integrationsförderung und des Stadtarchivs, die er letzten Sommer mit einer Auslegeordnung zum Thema beauftragt hatte.

Von den drei erwähnten Häusern befinden sich zwei in Privatbesitz und eines im Besitz der Stadt. Weil es sich um geschützte Bauten handelt, müssen Veränderungen mit der Bauberatung der Denkmalpflege abgesprochen werden. Wie es im Bericht der Projektgruppe heisst, steht einer Entfernung der Hausnamen oder der Übermalung des Wandbildes aus Sicht der Denkmalpflege nichts entgegen. 

Den entsprechenden Anstoss hatten Schreiben aus der Bevölkerung gegeben, die einem Aufruf des «Kollektiv Vo. Da.» gefolgt waren.

Historisches Wandbild im Hirschengraben-Schulhaus

Allerdings gibt es neben den drei fraglichen Häusern noch andere, die einer Überprüfung bedürfen: zwei tragen den Namen „Zum Mohrenkönig“ und zwei weitere „Zum Mohrenkopf“. Davon gehört auch eines der Stadt. 

Ebenfalls problematisch gilt die Wandmalerei in der Aula des denkmalgeschützten Schulhauses Hirschengraben, ein prächtiger, Ende des 19. Jahrhunderts nach Plänen des Zürcher Architekten Alexander Koch erstellter Backsteinbau, dessen Inneres mit etwas Phantasie an Hogwarts und Harry Potter erinnert. Das Bild zeigt fremde Völker, wie dies zurzeit des Baus üblich gewesen ist. „Damit die Darstellungen nicht als unhinterfragte Normalität stehen bleiben" will der Stadtrat Massnahmen prüfen.

Wer nun neugierig geworden ist, mehr über das Schulhausgebäude erfahren will und sich auf der Website der Schule umschaut, wird nicht fündig. "Dieser Text wird nach einem Beschluss der Behörden derzeit überarbeitet", heisst es da. Mit der Aufarbeitung des Wandbildes rechnet man bei der Stadt mit einem längeren Prozess, wie der Medienmitteilung zu entnehmen ist. In diesen sollen auch wissenschaftliche Expertisen sowie Sichtweisen von Betroffenen einbezogen werden.

Die Entfernung der Inschriften im Niederdorf kann jedoch gemäss Stadt voraussichtlich bald realisiert werden. (mai)

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