Jahrtausendealte Grabbeigaben bei Dagmersellen LU entdeckt
Die Kantonsarchäologie Luzern hat in Dagmersellen bei der Untersuchung eines Grabhügels auf dem Santenberg bei Buchs mehrere Bestattungen und reiche Beigaben entdeckt. Die Fundstücke stammen aus der Bronze- und Eisenzeit.

Quelle: Kantonsarchäologie Luzern
Grabungssituation: Das Skelett wird dokumentiert und die Blockbergung der Grabbeigaben vorbereitet.
Der urgeschichtliche Grabhügel im Grundwald sei seit den 1990er-Jahren bekannt, heisst es in einer Mitteilung der Luzerner Kantonsarchäologie von Mittwoch. Anfang Jahr habe eine archäologische Zustandskontrolle deutliche Spuren von Raubgrabungen gezeigt. Zusätzlich kamen zwei bronzene Armringe wenige Zentimeter unter dem heutigen Waldboden zum Vorschein, was eine Notgrabung nötig machte.
Während der archäologischen Grabung wurden mindestens zwei Körperbestattungen und drei Brandbestattungen untersucht. Sie stammen gemäss Mitteilung aus der mittleren Bronzezeit (um 1500 v.Chr.) und der frühen Eisenzeit (um 650 v.Chr.). Ob und was für Fundgut durch die illegalen Eingriffe verloren ging, ist laut der Kantonsarchäologie momentan nicht geklärt.
Bronzeschwert und Bernsteinperlen
Der Grabhügel wurde laut Mitteilung ursprünglich für eine zentrale Bestattung errichtet. Dafür wurde der Moränenkamm abgetragen und eine 2 x 3 Meter grosse Steinsetzung für eine Kammer aus Holz oder Stein ausgelegt, in die die verstorbene Person mit den Beigaben gebettet wurde. Anschliessend wurde die Grabkammer mit Steinen überdeckt und der Hügel mit Erde aufgeschüttet.
Die reichen Grabbeigaben bestanden aus einem Bronzeschwert, einer bronzenen Gewandnadel, einem bronzenen Fingerring, einer Bernsteinperle, zwei Keramikgefässen und einer bronzenen Zierscheibe. Dank der Funde lasse sich das Grab in die mittlere Bronzezeit um 1500 v. Chr. datieren.
Vom Skelett selbst sind im sauren Boden nur wenige Reste erhalten geblieben. Da Bestattungen aus dieser Zeit in der Schweiz äusserst selten sind, habe das Grab vom Grundwald einen hohen wissenschaftlichen Wert, schreibt die Kantonsarchäologie.

Quelle: Kantonsarchäologie Luzern
Körperbestattung mit Beigaben: Schädel mit Keramikgefäss (rechts), Nadel auf Brustbereich und daneben in linker Lage färbt sich das Bronzeschwert ab.

Quelle: Kantonsarchäologie Luzern
Freilegung des Bronzeschwerts im Labor.
Weitere Gräber eingebracht
Im Verlauf der Zeit seien weitere Körper- wie auch Brandgräber in den Grabhügel eingebracht worden. Die jüngste Bestattung wurde auf Basis gefundener Armringe in die frühe Eisenzeit (um 650 v. Chr.) datiert. Dies zeuge von einer sehr langen Bestattungstradition und der Bedeutung dieses Platzes, heisst es. Siedlungsspuren aus nachgewiesenen Epochen fehlten bislang in der näheren Umgebung.
Die sehr fragilen Beigaben und Teile der Gräber wurden blockweise geborgen, damit sie geröntgt und unter Laborbedingungen freigelegt werden konnten. Aktuell werden die Metallobjekte von einer Restauratorin und weiteren Spezialistinnen auf potenziell anhaftende Textilien untersucht. Zudem werden die Brandbestattungen freigelegt und die Gefässe auf mögliche Getränke- oder Speisebeigaben untersucht.
Wichtig sei die Analyse der menschlichen Skelettreste aus den verschiedenen Bestattungen, so die Kantonsarchäologie. Denn sind die Knochenreste genügend gut erhalten, können im besten Fall Informationen wie Alter, Grösse, Verwandtschaft gewonnen werden. Durch Genanalysen seien sogar Erkenntnisse zu Herkunft, Krankheiten und Aussehen der Verstorbenen möglich.

Quelle: Kantonsarchäologie Luzern
Das Übersichtsfoto/Orthofoto zeigt die Grabkammer (untere Bildhälfte) und ein freigelegtes Brandgrab (oben rechts) für die Blockbergung.
Illegale Raubgräberei
Der archäologische Wert des Grabhügels sei hoch einzuschätzen, da er in fast ungestörtem Zustand mit den neusten Dokumentations- und Analysemethoden untersucht werden konnte, heisst es weiter. Diese lieferten neue Erkenntnisse über frühere Lebensverhältnisse.
Vor diesem Hintergrund sei es immens wichtig, auf die Bedrohung des archäologischen Kulturerbes durch illegale Raubgräberei – etwa durch den Einsatz von Metalldetektoren – hinzuweisen. Auch die Bevölkerung könne hier einen Beitrag leisten und verdächtige Aktivitäten der Polizei oder der Kantonsarchäologie Luzern melden.
«Schliesslich sollen die Funde und die daraus gewonnenen Erkenntnisse über unsere Vergangenheit allen Menschen und nicht nur einer Einzelperson zugutekommen», so die Kantonsarchäologie. (mgt/pb)

Quelle: Kantonsarchäologie Luzern
Keramikgefäss aus der zentralen Bestattung.