12:05 KOMMUNAL

Schweizer Siedlungsgebiet und Wald wachsen

Teaserbild-Quelle: Nathan Queloz, Unsplash

Zwei Mal der Zürichsee oder 182 Quadratkilometer: Um so viel sind die Siedlungsflächen der Schweiz in den letzten rund zehn Jahren gewachsen. Dennoch, gegenüber den vorangegangenen Jahrzehnten verlangsamte sich das Siedlungswachstum leicht. Dies geht aus der aktuellen Arealstatistik vom Bundesamt für Statistik (BFS) hervor.

Winterwald von oben

Quelle: Nathan Queloz, Unsplash

Die Waldfläche hat in den vergangenen rund zehn Jahren vor allem in höher gelegenen Gebieten zugenommen.

Während lediglich acht Prozent des Schweizer Bodens von Siedlungen bedeckt wird, beanspruchen Landwirtschaftsflächen mit 35 Prozent sowie Wälder und Gehölze mit 32 Prozent deutlich mehr Platz. Der übrige Grund der Schweiz ist von Gewässern und Gletschern, Fels, Geröll sowie von unproduktiver Gras- und Strauchvegetation überzogen und liegt mit Ausnahme der Gewässer grösstenteils in den Alpen. 

Dies geht aus den Bodennutzungsdaten der neuesten Erhebung 2018 des BFS hervor. – Seit der vorhergehenden Erhebung im Jahr 2009 haben sich die Siedlungen und Wälder weiter ausgedehnt, während die landwirtschaftlich genutzten Flächen geschrumpft sind. 

Jeden Tag acht Fussballfelder Siedlungsfläche

So breiteten sich Siedlungen in den Jahren zwischen 2009 und 2018 landesweit um 6 Prozent oder 181 Quadratkilometer aus. Dies entspricht der doppelten Fläche des Zürichsees oder einer Vergrösserung um beinahe acht Fussballfelder pro Tag. Damit hat das Tempo des Siedlungswachstums im Vergleich zu früher aber etwas abgenommen: So sind zwischen 1997 und 2009 waren täglich noch neun und zwischen 1985 und 1997 zehn Fussballfelder verbaut worden. – Am stärksten sind die Siedlungen in den letzten Jahrzehnten in den tiefen Lagen gewachsen, nicht nur in absoluten Zahlen, sondern auch prozentual.

Von den verschiedenen Arten von Siedlungsflächen haben die Wohnareale am stärksten zugelegt: So vergrösserte sich die von Wohngebäuden und deren Umschwung eingenommene Fläche zwischen 2009 und 2018 um 11 Prozent und wuchs damit sogar etwas stärker als die Wohnbevölkerung (+10%). Die Gründe dafür ortet das BFS in den gestiegenen Ansprüchen bezüglich Wohnungsgrösse sowie in der Zunahme von Ein- und Zwei-Personen-Haushalten. 

Dennoch: Auch bei den Wohnarealen gibt es statistische Anzeichen für eine allmählich sparsamere Bodennutzung. Wie das BFS schreibt, waren die Wachstumsraten bei den flächenzehrenden Ein- und Zweifamilienhäusern in den letzten Jahrzehnten rückläufig, während sie bei den Mehrfamilienhäusern deutlich angestiegen sind. Zudem beobachteten die Fachleute des BFS auch, dass sich Gebäudeumschwünge verkleinert haben.

Weniger schnell als das Wohnareal wuchsen zwischen 2009 und 2018 das Industrie- und Gewerbeareal (+7%) sowie die Strassenfläche mit (+3%). Letztere wuchs damit weitaus schwächer als die Zahl der Motorfahrzeuge (+16%). 

Landwirtschaftsland schrumpft wegen Siedlungswachstum

Rund 90 Prozent der neuen Siedlungsflächen entstanden zwischen 2009 und 2018 auf vormaligem Landwirtschaftsland. Damit hat das Siedlungswachstum besonders viel dazu beigetragen, dass sich die landwirtschaftlich genutzte Fläche der Schweiz seit 2009 um 2% dezimiert haben, dies entspricht 302 Quadratkilometer oder etwa der Fläche des Kantons Schaffhausen.

Die Schweizer Landwirtschaftsflächen mehrheitlich aus Grasland: Gemäss den neusten Zahlen machen Wiesen und Weiden rund 70% des Agrarlands aus, wovon wiederum die Hälfte auf die saisonal genutzten Alpwirtschaftsflächen entfällt. Das Ackerland nimmt 27% aller Landwirtschaftsflächen ein, wobei sein Anteil im Mittelland mit 57% deutlich höher ist als in den Alpen.

Auf die verbleibenden 3% der Landwirtschaftsflächen sind Spezialkulturen wie Obst und Reben oder dem Gartenbau vorbehalten. Die Treibhäuser belegen eine Fläche von insgesamt zehn Quadratkilometern, im 2009 waren es noch neun. Treibhausflächen haben sich seit 1985 verdoppelt.

Mehr Wald, weniger Weiden und Wiesen

Allerdings ist das Siedlungswachstum nicht die einzige Ursache dafür, dass sich die Landwirtschaftsflächen verkleinern: So ist in den höheren Lagen die Nutzung von Wiesen und Weiden stellenweise aus ökonomischen Gründen auch einfach aufgegeben worden. Infolgedessen breiteten sich dort Sträucher und später Bäume wieder aus. Entsprechend konnten die Wald- und Gehölzflächen zwischen 2009 und 2018 wie schon in den Jahrzehnten davor weiter wachsen, und zwar gesamtschweizerisch um 2%. Dabei handelt es sich um eine Fläche von 206 Quadratkilometern oder von knapp der Grösse des Neuenburgersees.

Ab 1000 Meter über Meer gilt dabei: Je höher die Lage, umso mehr hat die Fläche der Wälder zugenommen. In den Gebieten oberhalb von 2000 Metern erreichte die Zunahme gar 16%. In diesen Höhen eroberte der Wald nicht nur Land zurück, die er einst an die Landwirtschaft verloren hatte, sondern es zeichnet sich dort auch ein allmählicher Anstieg der natürlichen Baumgrenze infolge des Klimawandels ab. Unterhalb von 1000 Metern sind die Waldflächen seit 2009 dagegen insgesamt stabil geblieben. Als waldreichste Regionen der Schweiz können die Alpensüdflanke (Tessin und Bündner Südtäler) sowie der Jurabogen gelten.

Ein Zehntel der Gletscher und Firnfelder geschwunden

Die Gletscher und Firnfelder der Schweizer Alpen sind seit 2009 um weitere 10% oder 119 Quadratkilometer kleiner geworden: So bedeckten sie 2018 noch Fläche von 1030 Quadratkilometern, dies entspricht der doppelten Fläche des Bodensees. Prozentual am stärksten zogen sich die Gletscherflächen erwartungsgemäss in den tiefsten und somit wärmsten Lagen zurück, aber auch oberhalb von 3000 Metern wurde ein Rückgang um 4% verzeichnet.

Wo das Gletschereis schmilzt, bleiben Geröll und Felsflächen zurück, manchmal auch kleinere Seen. Später kann hier stellenweise Vegetation gedeihen – was Zeit braucht: Auf den seit 1985 von Gletschern freigegebenen Flächen konnte bisher nur vereinzelt ein klar erkennbarer Pflanzenbewuchs festgestellt werden. (mai/mgt)

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