08:25 KOMMUNAL

Rekordhohes Ja zur Übernahme der Weissen Arena Bergbahnen

Teaserbild-Quelle: Weisse Arena Gruppe

Die Weisse Arena Bergbahnen bleiben regional. Alle drei Gemeinden haben der Übernahme mit teilweise über 90 Prozent Ja-Stimmen deutlich zugestimmt. Der Kauf der Infrastrukturen soll nun bald abgeschlossen werden.

Skigebiet Weisse Arena

Quelle: Weisse Arena Gruppe

Hauptziel des Kaufs ist es, zu verhindern, dass ausländische Investoren die für die Region wichtigen Bergbahnen übernehmen.

Falera sagte mit 93,24 Prozent Ja, Laax mit 93,21 Prozent und Flims mit 85,48 Prozent Ja. Das sei beinahe ein «nordkoreanisches Abstimmungsergebnis», sagten die Verantwortlichen am Sonntag vor den Medien in Laax GR. Die Deutlichkeit des Resultats sei ein klarer Vertrauensbeweis in die Behörden und die Weisse Arena Gruppe, sagte der Laaxer Gemeindepräsident Franz Gschwend (parteilos).

Reto Gurtner, Präsident und Delegierter des Verwaltungsrates der Weissen Arena hatte gar Freudentränen in den Augen. «Diese deutliche Mehrheit hat mich wirklich sehr berührt», sagte er zu Keystone-SDA.

Nach dem Ja wird nun die gemeindeeigene Finanz Infra AG die Bahnen, Skilifte, Gebäude und Leitungsnetze der Weissen Arena Bergbahnen für insgesamt 50 Millionen Franken übernehmen. Man werde versuchen, dies noch in diesem Jahr abzuschliessen, sagte der Projektleiter Adrian Wolf zu Keystone-SDA. Ein genauer Zeitplan liege aber nicht vor.

Der Zeitpunkt des Vorhabens ist an einen Generationenwechsel gebunden. Reto Gurtner ist 70 Jahre alt und wird die Geschäfte bald weitergeben müssen. Die Gemeinden wollten den Deal noch abschliessen, bevor er weg ist. Eine Nachfolgelösung werde aktuell vom Verwaltungsrat der Weissen Arena aufgegleist, sagte Gurtner im Gespräch weiter. Künftig werde es keinen CEO mehr geben, sondern einzelne Vorstehende für die verschiedenen Geschäftsbereiche.

Schweizer Bergbahngeschichte geschrieben

Die Übernahme ist das erste sogenannte «Sell-and-lease-back» Vorgehen in der Schweiz. Die Bergbahnen werden die Infrastrukturen von der Finanz Infra zurück pachten und betreiben wie bisher. «Bubieinfach» sei das, sagte Reto Gurtner dazu. Ein Modell, das künftig «Schule machen werde», war sich Projektleiter Wolf sicher.

Überall dort, wo Bergbahnen in privater Hand sind, könnte dieses Bündner Modell ein Thema werden. Bergbahnen seien in den betreffenden Regionen systemrelevant, alle Leistungsträger seien von deren Entscheidungen abhängig. Ein Tourismuskonzern verfolge jeweils seine Gesamtinteressen. Regionale Interessen müssten dann hinten anstehen. Deshalb sei es unerlässlich, dass man Einfluss nehmen könne, so Wolf.

Zuletzt wurden mehrere Skigebiete von ausländischen Investoren übernommen – beispielsweise Grand Montana, Saas Fee, Savognin und Andermatt-Sedrun. Für die Weisse Arena habe etwa das US-Unternehmen «Vail Resorts» Interesse gezeigt, erklärte Wolf zuvor. Dies seien «seelenlose Geschichten», so Gurtner dazu. Wenn alles fremdbestimmt sei, gehe die lokale Kultur verloren und genau diese gelte es zu wahren.

Mit dem Kauf sind nun die regionalen Interessen langfristig gesichert. Dazu gehören unter anderem 300 Betriebstage pro Jahr und hohe Vergünstigungen für Einheimische. Damit schreibe man Schweizer Bergbahngeschichte, hatte der parteilose Gemeindepräsident von Falera, Norbert Good, bereits am Donnerstag gesagt.

Verträge können unterzeichnet werden

Künftig wird die Pächterin, die Weisse Arena Bergbahnen AG einen jährlichen Pachtzins von rund 13 Millionen Franken zahlen müssen – abhängig vom aktuellen finanziellen Wert der Infrastruktur. Auch eine Nachfolge ist dem Vertrag unterstellt, der frühestens nach 30 Jahren gekündigt werden kann.

Nach dem Kauf der Infrastruktur sollen auf die Gemeinden keine weiteren Kosten zukommen. Neu- und Ersatzinvestitionen werden mit Eigenmitteln der Finanz Infra gestemmt. Diese sollen aus dem Pachtzins fliessen. Die Gemeindepräsidenten versprachen keine Nachtragskredite und keine Steuererhöhungen.

Insgesamt will die Weisse Arena ihre Anlagen für 94,5 Millionen Franken an die öffentliche Hand abtreten. Flims, Laax und Falera finanzieren nun die Übernahme mit total 50 Millionen mit. Auf Flims und Laax entfallen je 20 Millionen Franken, Falera steuert 10 Millionen bei. Flims werden dabei 18 Millionen Franken angerechnet, welche die Gemeinde bereits an den Bau der FlemXpress-Bahn geleistet hatte. Die Gemeinde muss also nur noch weitere zwei Millionen aufwerfen.

Die Bergbahnen gewähren der Finanz Infra zudem ein Darlehen über 20 Millionen Franken. 42,5 Millionen Franken sollen schliesslich mit Fremdkapital finanziert werden.

Verantwortung bleibt bei den Bergbahnen

Die Verantwortung der Infrastruktur bleibt bei den Bergbahnen. Sie müssen auch alle Kosten unter 100'000 Franken selber tragen. Alle höheren Ausgaben sind durch die Finanz Infra zu bewilligen.

Der Finanzplan sei eingehend geprüft worden, versicherten die Verantwortlichen. Gurtner versprach einen «fairen Deal und Kontrolle über alles». Mit dem Pachtvertrag würden sich die Finanz Infra und die Bergbahnen mit je einem Sitz im Verwaltungsrat auch zu einer engeren Zusammenarbeit verpflichten, ganz im Sinne regionaler Interessen. (sda)

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