07:02 BAUPROJEKTE

Wo Häuser aus Bambus Erdbeben überstehen

Teaserbild-Quelle: Aung Htay Hlaing

Als im Frühling das Erdbeben in Myanmar die Stadt Mandalay in Trümmer legte, widerstanden 26 Bambushäuser den Erschütterungen. Die Bauten gehen auf das Architektur- und Designbüro Blue Temple zurück, das sich im von Konflikten gebeutelten Land für den Bau von Wohnungen einsetzt.

Reihe mit Bambushäusern

Quelle: Aung Htay Hlaing

Dörfliche Idylle? – Die Reihe von Bambushäusern gehört zu einem Lager für Menschen, die ihr Zuhause verloren haben.

Myanmar liegt an der Schnittstelle von vier tektonischen Platten, der Indischen und der Eurasischen Platte sowie an der Burma- und der Sundaplatte. Deshalb kommt es hier regelmässig zu heftigen Erdbeben. So geschehen in der Region Sagaing, am 28. März dieses Jahres um 12.50 Uhr Ortszeit: An der sogenannten Sagaing-Verwerfung, die sich vom Norden nach Süden durch das Land zieht, verwüstete ein Erdbeben mit einer Stärke von 7,7 die gesamte Region und forderte Tausende von Toten. Das Epizentrum befand sich rund 20 Kilometer westlich von Mandalay, mit einer Bevölkerung von 1,6 Millionen die zweitgrösste Stadt des Landes.

Während ein Grossteil Mandalays in Schutt und Asche lag, hatten die Bewohner von lediglich 15 Kilometer vom Epizentrum entfernten 26 Bambushäusern Glück: Die kleinen Bauten sind komplett erhalten geblieben. Dass sie die Erschütterungen überstanden haben, dürfte allerdings nicht von ungefähr kommen. Denn hinter den Häusern steht «Housing Now», eine Initiative für Bambusbauten. Ins Leben gerufen worden ist sie vom myanmarischen Architektur- und Designstudio Blue Temple, das an der Schnittstelle zwischen computergestütztem Design und humanitärer Architektur arbeitet, oder vielmehr neueste Entwurfsmethoden mit der Konstruktion vor Ort unter extremen Bedingungen verbindet. Mit seiner «Housing Now»-Initiative engagiert sich das Büro dafür, dass im von Konflikten geplagten Land schnell und kostengünstig Wohnungen, Schulhäuser und Kliniken entstehen können, die so angelegt sind, dass sie den jeweiligen klimatischen und seismischen Bedingungen Rechnung tragen.

Ein Do-it-yourself-Handbuch und Expertisen

Modell eines Bambushauses.

Quelle: Nyan Lin Aung

Der Aufbau einer Bambuskonstruktion, mit Fokus auf gebündelte Bambusverbindungen und die Reihenfolge der Schritte.

Dass «Housing Now» auf Bambus setzt, liegt auf der Hand: Das Material ist überall in rauen Mengen vorhanden und gleichzeitig stabil. Wie Blue Temple schreibt, basiert das vom Büro entwickelte Bausystem auf einer innovativen Verwendung von Bambusbündeln mit kleinem Durchmesser. Die Bündel dienen dabei als Ausgangsmaterial für statisch ineinander-greifende Rahmen. Gebaut werden die Häuser zusammen mit den Betroffenen, unter Anleitung des technischen Teams der Initiative.

Die Initiative beschränkt sich jedoch nicht auf einen einzigen Ansatz. So sind in den vergangenen fünf Jahren drei verschiedene Strategien für den Wohnungsbau erprobt worden, die Blue Temple als «Toolkit für würdiges Wohnen in Krisenzeiten» versteht und mit dem sich die jeweilige Situation vor Ort berücksichtigen lässt: Neben den modularen Fertighäusern, wie jenen, die vergangenen Frühling dem Erdbeben getrotzt und sich laut Blue Temple auch bei Stürmen bewährt haben, hat die Initiative ein Do-it-yourself-Bambus-Handbuch herausgegeben. Von diesem sind 500 Exemplare gedruckt und an Gemeinden verteilt worden, um sie dabei zu unterstützen, mit dem was vor Ort vor-handen ist, selbstständig zu bauen. Beim dritten «Cash-for-Shelter»-Ansatz werden die selbstgebauten Häuser mittels technischer Expertisen und struktureller Beratung verbessert. (mai)


Baustelle eines Bambushauses.

Quelle: Aung Htay Hlaing

Hier entsteht ein weiteres Haus. Die Basis liefern Bambusbündel.

Gerüst eines Bambushauses.

Quelle: Raphaël Ascoli

So sieht ein beinahe fertiges Gerüst aus. Wenn dieser Bau steht, soll ein Kindergarten einziehen.

Detail der Struktur eines Bambushauses.

Quelle: Aung Htay Hlaing

Detail der Bambuskonstruktion.

Arbeiter montieren Bambusbündel.

Quelle: Aung Htay Hlaing

Zwei Arbeiter montieren ein Bambusfundament, indem sie die Bündel mit Stahl verbinden.

Innenraum eines Bambushauses.

Quelle: Aung Htay Hlaing

Das Innere des neuen Kindergartens.

Fertiges Bambushaus.

Quelle: Raphaël Ascoli

Das Bau-Team vor einem fertigen Haus.

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