Umstrittener Nil-Staudamm in Äthiopien fertiggestellt
Nahe der sudanesischen Grenze staut Äthiopien seit Jahren den Blauen Nil. Sehr zum Ärger der Staat am Unterlauf. Die Stromproduktion wird weiter sukzessive hochgefahren. Dieser Tage wurde die Fertigstellung verkündet.

Quelle: Prime Minister Office Ethiopia
2011 begannen die Bauarbeiten am Oberlauf des Nils.
Der Grand-Ethiopian-Renaissance-Staudamm im Oberlauf des Nils hat Dimensionen wie die Assuan-Sperre. Das Projekt hatte zu erheblichen Spannungen mit den beiden nördlichen Nil-Anrainern geführt, die ihre Wasserversorgung bedroht sehen. Addis Abeba hatte den Bau des 145 Meter hohen und 1,8 Kilometer langen Staudamms trotz scharfer Proteste im Jahr 2011 in die Wege geleitet.

Quelle: Wikimedia Commons - Hel-hama - CC BY-SA 4.0
Der Nil bildet die Lebensader für Millionen Menschen. Der Staudamm am Blauen Nil führt dauernd zu Spannungen zwischen den Anrainerstaaten.
Die äthiopische Regierung argumentiert, die Talsperre sei unerlässlich für die Versorgungssicherheit des Landes. Der Staudamm beim Blauen Nil befindet sich und rund 10 Kilometer vor der Grenze zum Sudan im Westen Athiopiens (rote Markierung). Der Weisse und der Blaue Nil fliessen bei der sudanesischen Hauptstadt Khartoum zusammen.
Jahre für die Befüllung des Staubeckens
Die Speicherkapazität des Staubeckens liegt bei 74 Milliarden Kubikmetern Wasser. Die Befüllung des Staudamms erfolgte in vier Schritten in den Sommermonaten der Jahre 2020 bis 2023. Im Juli 2020 kam es deshalb erneut zu diplomatischen Auseinandersetzungen zwischen Äthiopien sowie Sudan und Ägypten. Im Sommer 2023 wurde die Stauhöhe von 125 Metern über dem ursprünglichen Niveau des Blauen Nils erreicht.
Das rechtsseitige Kraftwerk ist mit zehn 375-Megawatt-Francis-Turbinen-Generatoren ausgestattet und das linke mit sechs. Die Leistung soll mehr als 5000 Megawatt betragen. Immer wieder kam es bei der Montage der Turbinen zu Verzögerungen. Schliesslich übernahmen chinesische Unternehmen die Fertigstellung. Die ersten Turbinen produzierten im Februar 2022 erstmals Strom. Bislang erreichte die Anlage aber noch nicht ihre volle Kapazität. Die komplette Fertigstellung der Talsperre wird bis 2028 erwartet. (awp sda afp /sts)