Konventioneller Sprengvortrieb statt TBM für zweite Gotthardröhre
Die Arbeiten an der zweiten Gotthardröhre laufen. Nun wurde die Tunnelbohrmaschine, die sich von der Südseite her durchs Gotthard-Massiv fräst, wegen schwieriger Gesteinsverhältnisse gestoppt: Hier soll nun im konventionellen Sprengvortrieb ausgebrochen werden.
Seit Februar brechen die Tunnelbohrmaschinen (TBM) die zweite Röhre des Gotthrad-Strassentunnels aus. Während sich die TBM von Norden her planmässig durchs Gestein fräst, musste die TBM auf der Südseite am nach 190 Metern am 23. Juni gestoppt werden. Die Ursache: Stark geklüftetes, teilweise loses Gestein und Hohlräume. Ein solche Situation macht laut Astra einen weiteren maschinellen Vortrieb schwierig und herausfordernd.
Nach umfangreichen Untersuchungen beschloss das Astra schliesslich, für die verbleibenden Strecke auf eine andere Vortriebsmethode zu setzen: Weil sich die schwierigen Gebirgsverhältnisse über etwa 500 Meter weiterziehen, wird dieser Abschnitt nun konventionellen Sprengvortrieb ausgebrochen. Er stellt gemäss Astra «die sicherste, verlässlichste und schnellste Lösung» dar. Die Ausbrucharbeiten erfolgen im Dreischichtbetrieb, an sieben Tagen pro Woche. – Dafür wird nun ein Verbindungsstollen angelegt, von welchem aus gleichzeitig im Gegenvortrieb zur TBM und rund 300 Meter in Richtung Göschenen gearbeitet wird.
Eröffnung der zweiten Röhre weiterhin im 2030 vorgesehen
Wie das Astra weiter schreibt dauern die Ausbrucharbeiten im Sprengvortrieb voraussichtlich rund sechs bis acht Monate. Sie verursachen voraussichtlich zusätzliche Kosten von 15 bis 20 Millionen Franken, die Gesamtprojektkosten belaufen sich auf 2,14 Milliarden Franken. Alle übrigen Ausbrucharbeiten auf der Nord- und Südseite kommen gemäss Medienmitteilung planmässig voran.
Trotz des unerwarteten Mehraufwands gehen die Verantwortlichen aktuell davon aus, dass der geplante Eröffnungstermin der zweiten Röhre im Jahr 2030 eingehalten werden kann. - Ausserdem werden zur Sicherung des Terminplans verschiedene Massnahmen ergriffen wie das Vorziehen von Bauarbeiten, die zeitkritisch sind. (mai/mgt)

Quelle: ASTRA
Montage der Tunnelbohrmaschine in Airolo im September 2024.
Geologie im Gotthard und Tunnelbau
Das Gotthardmassiv ist ein komplexes Geosystem. Unterschiedliche Gesteinsarten sowie eine starke tektonische Zerrüttung stellen den Tunnelbau vor grosse Herausforderungen. Deshalb muss ein Tunnelausbruch exakt geplant und konstant überwacht werden. Ausserdem ist viel Flexibilität bei unerwarteten Situationen im Gestein notwendig. Die Sicherheit des Baustellenpersonals habe dabei oberste Priorität und in den Gesamtkosten seien Kosten für diese Unwägbarkeiten und für Unvorhergesehenes eingerechnet, schreibt das Astra.
Umfangreiche Vorabklärungen im
Rahmen der Ausarbeitung der Generellen Projekte sowie der Ausführungs-
und Detailprojekte haben gemäss Astra die anspruchsvolle Geologie auf
der Südseite korrekt prognostiziert. In der letzten Projektierungsphase
sei das Projektteam unter Leitung des Astra zum Schluss gekommen, dass
ein Ausbruch mit einer geschlossenen Tunnelbohrmaschine dennoch möglich
sei, heisst es weiter. Nun zeige sich, dass nicht die Chancen, sondern
die Risiken dieser Güterabwägung eingetreten seien. Deswegen wird die
Bauweise nun angepasst. (mgt/mai)