Brenner-Basistunnel: Durchschlag im Erkundungsstollen erfolgt
Mit dem Durchschlag des Erkundungsstollens hat das Projekt des Brenner-Basistunnels einen Meilenstein erreicht. Erstmals verbindet nun eine durchgehende Röhre Italien und Österreich. Der Durchstich der zwei Hauptröhren ist nächstes Jahr vorgesehen.

Quelle: BBT SE
Blick in den Erkundungsstollen mit Abzweigtunnel zu den Hauptunnelröhren.
Der Erkundungsstollen verläuft auf 57,5 Kilometern Länge zwischen Innsbruck (Österreich) und Franzensfeste (Italien). Er liegt rund 12 Meter unterhalb der beiden späteren Hauptröhren und liefert wichtige Erkenntnisse zu den geologischen Bedingungen für den Hauptausbruch. Im Betrieb wird er als später als Drainage- und Wartungstunnel sowie im Notfall als Rettungsweg dienen.
Auf einer Strecke von knapp 29 Kilometern trafen die beiden Bauabschnitte an der Staatsgrenze mit einer Abweichung im einstelligen Zentimeterbereich aufeinander, heisst es in einer Pressemitteilung der BBT SE. Drei Tunnelbohrmaschinen – Clio, Günther und Serena – wurden im Erkundungsstollen eingesetzt und frassen sich durch insgesamt 42 Kilometer, die restlichen Abschnitte wurden bergmännisch erstellt.
Mit einer Gesamtlänge von 64 Kilometern – inklusive der Anbindung an den Inntaltunnel – soll der Brenner-Basistunnel nach seiner geplanten Fertigstellung 2032 die längste unterirdische Eisenbahnverbindung der Welt sein. Derzeit gehört dieser Titel dem 57 Kilometer langen Gotthard-Basistunnel zwischen Erstfeld UR und Airolo TI.
Durchstich der Hauptröhren 2026
Das Bauwerk gilt als wichtiges europäisches Verkehrsprojekt auf der Nord-Süd-Achse. Für den Durchstich des Erkundungsstollens reisten Österreichs Kanzler Christian Stocker sowie Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni auf den Grenzpass, unter dem die Bahnverbindung entsteht.
Der Durchstich der zwei Hauptröhren ist nächstes Jahr vorgesehen. Meloni bezeichnete den Durchschlag des Stollens als «wichtigen Schritt», wie die österreichische Nachrichtenagentur APA berichtete. Die geplante Eröffnung des Bahntunnels im Jahr 2032 werde den «Flaschenhals» auf der Strassenroute über den Brenner entlasten.
Die Brenner-Route ist eine der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen durch die Alpen. Die Strassenverbindung ist seit langem überlastet. Das österreichische Bundesland Tirol lässt deshalb seit einigen Jahren an bestimmten Tagen Lastwagen nur dosiert durchfahren.
Italien hat deshalb Klage gegen Österreich am Europäischen Gerichtshof (EuGH) eingereicht. «Der Tunnel alleine wird die Transitprobleme nicht lösen», sagte Stocker und forderte «nachbarschaftliche Lösungen» für Strasse und Schiene.
Verzögerungen bei Zulaufstrecke in Bayern
Für die volle Nutzung der Brenner-Route wäre der Ausbau der Zulaufstrecke in Bayern nötig. Doch auf deutscher Seite existiert noch keine verbindliche Planung für die Zulauftrasse im Inntal. Gegen eine zusätzliche Trasse gibt es Widerstand von Lokalpolitikern und Bürgerinitiativen.
Ungemach könnte jedoch auch von anderer Seite kommen: Das deutsche Verkehrsministerium hat diese Woche deutlich gemacht, dass für Neu- und Ausbauprojekte bei der Bahn in den kommenden Jahren zu wenig Geld zur Verfügung steht. (sda dpa / pb)