13:07 BAUPROJEKTE

Basel: Architektinnen und Anwohner fordern Abbruchstopp für Haus der Ingenieure

Teaserbild-Quelle: Wokandapix, pixabay-lizenz

Eigentlich ist es beschlossene Sache: Das «Haus der Ingenieure» im Gundeli in Basel wird abgebrochen und mit einem Neubau ersetzt – obwohl es noch intakt und erst 40 Jahre alt ist. In einem offenen Brief fordern die Architektinnen Barbara Buser und Irene Wigger, Anwohner sowie klimainteressierte Berufskollegen, die Stadt auf, den Abriss solch intakter Bauten zu stoppen. 

Allzu viel Zeit bleibt dem Kanton Basel-Stadt nicht mehr: Bis 2037 will er klimaneutral sein. Die Massnahmen, mit denen dies erreicht werden soll, sind vielfältig. Eines der Handlungsfelder: das Bauen. Dazu will der Kanton, wie er auf seiner Website schreibt, das Weiterbauen im Bestand sowie das genügsame und kreislauffähige Bauen fördern  - «da dies grosse Hebel sind, um graue Treibhausgase zu reduzieren und Bauabfälle zu minimieren».

Dass sich dieses Ansinnen mit einem Ersatzneubau des im Besitz des BVK Vorsorgekasse befindlichen «Hauses der Ingenieure» im Gundeli-Quartier offenbar vereinbaren lässt, sorgt bei den Architektinnen  Barbara Buser von In Situ und Irene Wigger von Wigger Architekten, ebenso Berufskollegen und Anwohner für Unverständnis. 

Dieser Tage forderten sie in einem offenen Brief anlässlich des dräuenden Endes des Gebäudes und der Klimaziele des Kantons die Stadt dazu auf, den Abbruch intakter Bauten zu stoppen. Und sie stellen Fragen. Das Projekt für den Ersatzbau selbst kritisieren sie nicht:  «Die Visualisierungen zeigen im Strassenbild, dass das neue Gebäude gut in die nun fast vollständig neu gebaute Umgebung passt. Die Ausnutzung wird etwas höher sein, und es wird Wohnraum anstelle von Büros geschaffen.» Allerdings folgt dann ein grosses «Aber» und ein Fragezeichen: «Muss dafür wirklich ein 40-jähriges, gut erhaltenes, qualitativ hochstehendes Gebäude abgerissen werden?»  Die benachbarten Gebäude im Anschluss an das Projekt zeigten, dass Bürobauten sehr wohl zu Wohnraum umgenutzt werden könnten. 

1300 Tonnen Bauabfall in Kauf nehmen

Und: «Kann es sein, dass angesichts des Klimawandels heute noch rund 1300 Tonnen Bauabfall mit den entsprechenden CO2 Emissionen in Kauf genommen werden? Diese 1300 Tonnen entsprechen mindestens 470 Grossmulden, die per LKW durchs Wohnquartier transportiert werden, und entsprechend vielen Tonnen CO2 an grauer Energie.» Sie fügen an, dass eine Ertüchtigung des Gebäudes oder zumindest eine Weiternutzung des Rohbaus einen Drittel weniger Abfall verursachen würde und ebenso viele CO2 Emissionen einsparten. 

Oder immerhin sollte laut den Unterzeichnenden wenigstens die Wiederverwertung von Bauteilen erwogen werden. Sie verweisen dazu darauf, dass die nicht mehr genutzten Fenstern, die aktuellen hiesigen Anforderungen nicht mehr entsprechen, ertüchtigt oder für den Wiederaufbau in die Ukraine geschickt werden. Was die Sichtbacksteinfassaden anbelangt, merken sie an, dass diese in grosse Teile geschnitten und so als Fassadenelemente oder Gartenplatten dienen könnten. Ähnliches schlagen sie bei den Betondecken vor: Die Betondecken könnten ebenfalls geschnitten und wiederverwendet statt gebrochen und rezykliert werden. (mai)

Den vollständigen Offenen Brief kann hier, im Architektur-Newsportal www.baselarchitektur.ch, nachgelesen werden.

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