10:43 BAUPROJEKTE

Aqua Viva zieht Beschwerde gegen Berner Trift-Stausee zurück

Teaserbild-Quelle: PD

Die Umweltorganisation Aqua Viva hat ihre Beschwerde gegen den geplanten Trift-Stausee zurückgezogen. Damit ist vor dem Berner Verwaltungsgericht nur noch die Beschwerde des Grimselvereins hängig – dieser hält daran fest.

Visualisierung Trift Speichersee und Wasserkraftwerk

Quelle: PD

Visualisierung: Die Kraftwerke Oberhasli AG (KWO) plant im Triftgebiet im Gadmental den Neubau eines Speichersees und ein Wasserkraftwerk, da sich dort durch den Rückzug des Triftgletschers in den letzten Jahren im Gletschervorfeld ein See gebildet hat.

Ein Mediensprecher von Aqua Viva bestätigte am Mittwoch auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA den Rückzug der Beschwerde. CH Media hatte am Vortag als Erstes darüber berichtet.

Der Vorstand habe beschlossen, die vor dem Berner Verwaltungsgericht hängige Beschwerde gegen das Projekt zurückzuziehen, teilte Aqua Viva am Mittwoch mit. Dies sei keine Preisgabe einer wertvollen Landschaft, sondern ein Angebot für die Wiederaufnahme eines konstruktiven Dialogs um den Schutz von Natur und Landschaft, heisst es.

Der Sachverhalt sowie die Schwere des Eingriffs blieben unverändert. Jedoch hätten sich der Zeitgeist sowie die politischen Rahmenbedingungen geändert, so die Gewässerschutzorganisation. Dies durch die Forderung nach mehr Stromreserven im Winter sowie die direkte Aufnahme des Projekts in das vom Volk im Juni 2024 angenommene Stromgesetz.

«Noch grösseren Schaden abwenden»

«Mit dem Rückzug der Beschwerde wollen wir noch grösseren Schaden abwenden», so Aqua Viva Präsidentin Martina Munz in der Mitteilung. Ziel sei, dass die übrigen 15 im Stromgesetz aufgelisteten Wasserkraft-Projekte rechtsstaatlich korrekte Verfahren durchlaufen würden, wie sie im Vorfeld der Volksabstimmung versprochen worden seien.

Die Gewässerschutzorganisation hoffe, dass mit dem Rückzug der Beschwerde wieder eine echte Dialog- und Kompromissbereitschaft möglich werde, so Salome Steiner, Geschäftsleiterin Aqua Viva, im Communiqué. Interessensabwägungen beim Ausbau der Strominfrastruktur müssten mit Rücksicht auf Natur und Landschaft erfolgen.

Noch eine Beschwerde hängig

Damit ist vor dem Berner Verwaltungsgericht noch die Beschwerde des Grimselvereins hängig. Dieser schrieb auf seiner Webseite, er sei über den Rückzug der Beschwerde von Aqua Viva enttäuscht und halte an seiner Beschwerde fest. Die Umweltorganisationen Aqua Viva und Grimselverein hatten 2023 am Verwaltungsgericht Bern Beschwerde gegen die Konzessionserteilung für den Bau des Trift-Stausees eingereicht.

Er sei irritiert «über die Machtdemonstration und den Druck aus dem Bundesparlament, welche diesen Rückzug provoziert haben», schrieb der Verein weiter. Die letzten Reste wilder Landschaft, wie sie in der Trift zu finden seien, müssten für die Nachwelt erhalten bleiben. 

Kraftwerke Oberhasli sind erfreut

Erfreut zeigten sich hingegen die Kraftwerke Oberhasli (KWO). Der Rückzug der Beschwerde von Aqua Viva sei ein wichtiges Signal für die künftige Entwicklung des Projekts, schrieben die KWO auf Anfrage. Der Rückzug verkürze das Bewilligungsverfahren potenziell um bis zu zwei Jahre. 

Sollte das Verwaltungsgericht die Beschwerde des Grimselvereins abweisen, würde die Konzession rechtskräftig. «Dann kann das Baubewilligungsverfahren starten. Dieses dauert mindestens zwei Jahre», so die KWO weiter. 

Das Projekt sieht vor, an der Trift mit einer Staumauer den Gletschersee des sich zurückziehenden Triftgletschers zu fassen. Ein unterirdisches Kraftwerk würde 145 Gigawattstunden Strom aus erneuerbaren Energien gewinnen und wichtigen Winterstrom produzieren. Das Projekt ist Teil der strategischen Wasserkraftausbauvorhaben des Bundes und seit Juni 2024 im Stromgesetz verankert. 

Standort und Form der Staumauer wurden laut KWO leicht angepasst, so dass sie neu noch 130 Meter anstatt wie ursprünglich geplant 177 Meter hoch werden soll. Die Krone der Mauer bleibt auf der gleichen Höhe, das Fundament wird aber höher gelegt. Auf den Rest des Projekts, etwa das Fassungsvolumen des Sees oder die Leistung des Kraftwerks, habe das keinen Einfluss. (pb/mgt/sda)


Interessiert an weiteren Bauprojekten im Kanton Bern?


Auch interessant

Anzeige

Firmenprofile

Adria SA

Finden Sie über die neuen Firmenprofile bequem und unkompliziert Kontakte zu Handwerkern und Herstellern.

Reports

construction-report

Die neuen Baublatt Reports

Neben dem Report Baublatt Project Categories (ehem. Baublatt Analyse), bieten wir ab sofort zwei weitere brandneue Reports als Zusatz. Erfahren Sie hier was Baublatt Top Players und Baublatt Regional Projects zu bieten haben – wie gewohnt digital, prägnant und graphisch auf den Punkt gebracht.

Dossier

Spannendes aus Print und Online für Abonnenten
© James Sullivan, unsplash

Spannendes aus Print und Online für Abonnenten

Dieses Dossier enthält die Artikel aus den letzten Baublatt-Ausgaben sowie Geschichten, die exklusiv auf baublatt.ch erscheinen. Dabei geht es unter anderem um die Baukonjunktur, neue Bauverfahren, Erkenntnisse aus der Forschung, aktuelle Bauprojekte oder um besonders interessante Baustellen.

Bauaufträge

Alle Bauaufträge

Newsletter abonnieren

newsico

Mit dem Baublatt-Newsletter erhalten Sie regelmässig relevante, unabhängige News zu aktuellen Themen der Baubranche.