Wenn die wasserlose Toilette mit Pilzen oder Myzel funktioniert
Komposttoiletten sind längst nichts Besonderes mehr. Toiletten, die mittels Myzel menschliche Exkremente in Dünger verwandeln aber schon. In Kanada wurde ein solches stilles Örtchen entwickelt.

Quelle: Joseph Dahnen, UBC / zvg
In dieser Toilette zersetzt Myzell menschliche Exkremente.
Seit Ende September steht im botanischen Garten der University of British Columbia (UBC) in Kanada eine spezielle Toilette: Hier verarbeiten Pilze oder vielmehr ihr Wurzelgeflecht oder Myzel was Festes in der Kloschüssel landet in nährstoffreichen Kompost.
«Wir wollten eine alltägliche Sache in ein angenehmes Erlebnis umwandeln, das uns an unsere Verbindung zu ökologischen Kreisläufen erinnert», sagt Steven Hallam, Projektleiter und Associate Professor an der Fakultät für Architektur und Landschaftsarchitektur der UBC. Er hat zusammen mit seinem Kollegen Joseph Dahmen, ebenfalls von UBC, die sogenannte «Mycotoilet» entwickelt.
Myzel als fleissiges, sauberes Helferlein
«Pilze sind sehr gut darin, Biomasse, einschliesslich menschlicher und tierischer Abfälle, zu zersetzen», führt Hallam aus. «Sie produzieren Enzyme, die das Material in einfachere Verbindungen umwandeln und gleichzeitig mikrobielle Gemeinschaften unterstützen, die die Zersetzung beschleunigen.» Laut dem Wissenschaftler braucht es für all dies weder Wasser noch Strom oder Chemikalien. Nur für die Beleuchtung der Toilette, benötige es ein bisschen Strom.
In der sogenannten «MycoToilet» werden die flüssige und die feste Fraktion mechanisch voneinander getrennt. Das geschieht mit Hilfe eines Fusshebels, der sowohl die Trennung auslöst als auch den Weitertransport der festen Fraktion in einen Behälter transportiert, dessen Wände mit Myzel ausgekleidet sind, das die menschlichen Exkremente verarbeitet. Laut ihren Schöpfern muss die Toilette etwa vier Mal pro Jahr gewartet werden, respektive der Kompost muss entfernt werden. Das Gefäss, mit dem alles Flüssige gesammelt wird, muss hingegen alle 30 Tage geleert werden. «In dieser Zeit sterilisiert sich der Urin von selber», sagt Dahmen. «Er lässt sich also problemlos als Dünger verwenden.»
600 Liter Kompost, 2000 Liter Dünger
Auch optisch unterscheidet sich die «MycoToilet» von herkömmlichen, wasserlosen Chemietoiletten: Im Eingangsbereich des Häuschens mit Oberlicht sorgen laut Medienmitteilung Holz- und Edelstahloberflächen sowie eine belüftete Zedernholzkonstruktion und geruchsabsorbierende Myzelkammern für eine angenehme Atmosphäre.
Aktuell wird die sanitäre Erfindung In einem sechswöchigen Pilotversuch mit echten Nutzern getestet, bevor sie in den Regelbetrieb geht. Dann soll die «MycoToilet» jährlich rund 600 Liter Kompost und 2000 Liter Flüssigdünger produzieren. (mai/mgt)