09:19 BAUPRAXIS

Umnutzung in Zürich: Statt Radio wird hier Schule gemacht

Geschrieben von: Corinne Pitsch-Obrecht (cpo)
Teaserbild-Quelle: Corinne Pitsch-Obrecht

Nach 2-jähriger Bauzeit ist die Transformation so gut wie abgeschlossen: Im ehemaligen Radiostudio in Zürich-Unterstrass zieht eine Sekundarschule ein. Ab Juni gehen hier neu Hunderte von Schülern ein und aus. Die Stadt Zürich gewährte vor Kurzem Medienvertretern einen exklusiven Einblick in das umgebaute Radiostudio.

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Quelle: Corinne Pitsch-Obrecht

Noch werden letzte Arbeiten finalisiert, doch die Eröffnung der Schule Brunnenhof steht unmittelbar bevor.

Es scheint unglaublich beim Anblick, doch: Die Inbetriebnahme der Schule Brunnenhof steht kurz bevor. Noch gleicht das ehemalige Radio-studio in Zürich-Unterstrass eher einem Ameisenhaufen denn einer Lehranstalt. Doch schon in Kürze soll hier geordneter Schulbetrieb stattfinden: Bereits diesen Monat öffnet die Schule ihre Tore für die Schüler der Sekundarstufe. Ebenfalls neu einziehen wird die Musikschule Konservatorium Zürich (MKZ). Die Bauarbeiten im ehemaligen Radiostudio des SRF laufen indes in der finalen Phase noch auf Hochtouren.

Grund für den Zeitdruck – und den Umzug noch vor den Sommerferien Mitte Juli – ist «eine Rochade», wie es die Präsidentin der Kreisschulbehörde, Gabriela Rothenfluh, erklärt. Da das Riedtli-Schulhaus zu einer Primarschule umfunktioniert wird, zieht die Sekundarstufe in den Brunnenhof. Weil jedoch die Sommerferien für die nötigen Umbauten dort nicht ausreichen, müssen die Klassen noch im Juni raus. «Dass der Brunnenhof rechtzeitig bezugsbereit ist, war ein rechter Hosenlupf», sagt Gabriela Rothenfluh.

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Quelle: Corinne Pitsch-Obrecht

In den sogenannten «Nisko»-Räumen wurde früher Live-Musik aufgenommen; die Räume eignen sich dank ihrer Akustik bestens für den Musikunterricht des MKZ. Von diesen Räumen gibt es im Brunnenhof insgesamt 10, wie der Direktor der MKZ, Erich Zumstein, auf Nachfrage erklärte.

Studios können gemietet werden

So werden also ab diesem Monat 15 Sekundarklassen hier den Schulbetrieb aufnehmen. Ebenfalls einziehen wird die Kreisschulbehörde Waidberg, welche bis anhin in Wipkingen zuhause war. Die MKZ hingegen startet erst ab dem neuen Schuljahr im August mit dem Musikunterricht. Die historischen Radiostudios bleiben der Öffentlichkeit weiter erhalten; sie können als Konzertsäle gemietet werden.  

Ein wichtiger Punkt ist die Synergie-Nutzung, wie Gabriela Rothenfluh sagt: Mit dem erst im August 2024 eröffneten Guggach-Schulhaus gleich gegenüber verfügt das Quartier über eine moderne Doppel-Turnhalle. Diese werden auch die Schüler des Brunnenhofs künftig für zwei ihrer drei Wochenlektionen mitbenutzen. Der Bewegungsraum im Brunnenhof ist nämlich kleiner als die Norm für Turnhallen vorgibt und wird so nur für eine Lektion pro Woche benutzt werden. 

Mit der Renovation des Radiostudios konnten 70 Prozent der Emissionen eingespart werden im Vergleich zu einem Ersatz-Neubau, wie Stadtrat André Odermatt stolz erklärt. Positiv zu erwähnen sei ausser-dem, dass die veranschlagten Kosten von 82.4 Millionen eingehalten werden könnten, erläutert er weiter. Ausserdem soll die Weiterführung der bestehenden Photovoltaik-Anlage dem Netto-Null-Ziel der Stadt Zürich Rechnung tragen.

In einer nächsten Etappe soll auf der Seite der Hofwiesenstrasse eine Sporthalle gebaut werden, als finale Etappe schliesslich folgt in rund 10 Jahren die Renovation der Gebäudehülle. 

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Quelle: Corinne Pitsch-Obrecht

Der Eingang der Brunnenhof-Schule. Statt Moderatoren und Stars gehen hier bald Schüler ein und aus.

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Quelle: Corinne Pitsch-Obrecht

Kaum vorstellbar, aber: Schon bald werden auf dieser Baustelle im Mensabetrieb hungrige Schüler verpflegt.

Ein Ort voller Geschichte

Das Radiostudio Brunnenhof mit seinen historischen Aufnahmestudios wurde in den 1930er-Jahren nach Plänen von Otto Dürr in zwei Etappen errichtet. Es war 1933 das erste extra für das neue Medium Radio gebaute Studio der Schweiz. Ende der 1960er-Jahren erhielt das Gebäudeensemble eine markante Ergänzung: ein Hochhaus, das in erster Linie als Gewerbeschulbau geplant war. Entworfen wurde es von Willy Roost, einem ehemaligen Mitarbeiter von Dürr, gemeinsam mit dem renommierten Architekten Max Bill. Doch das Radio hatte sich gewandelt: Das Programm und die Sendezeiten wurden ausgebaut, der Bedarf an Mitarbeitern stieg und somit auch das Bedürfnis nach Studios. So kam es, dass statt der Berufsschule das Radioteam ebenfalls das Hochhaus beziehen konnte. Die Einweihung des Hochhauses 1970 war ein regelrechtes Volksfest, sogar die weltbekannte Sängerin Josephine Baker sang zu Ehren des neu eröffneten Radiostudios. Nachdem im Brunnenhof fast 90 Jahre lang Radiogeschichte geschrieben wurde, beginnt nun also ein neues Kapitel. 

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Quelle: Corinne Pitsch-Obrecht

Da schwingt bei Manchem Nostalgie mit: Die ehemaligen Radiostudio-Korridore. Das Flair wurde bewusst beibehalten und so gewähren die Fenster bald nicht Einblick ins Radio-Geschehen, sondern in die Klassenzimmer.

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Quelle: Corinne Pitsch-Obrecht

Blick in eines der Schulzimmer: Früher sassen hier Radiomoderatoren, bald sind es wissbegierige Oberstufenschüler.

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Redaktorin Baublatt

Begeistert von Bauprojekten aller Art. Weitere Interessensbereiche sind Politik, Management und Gesellschaft/Kultur. Zudem ist sie für die Kolumnen zuständig und steht deshalb in Kontakt mit allen grossen Verbänden.

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