Umnutzung in Zürich: Statt Radio wird hier Schule gemacht
Nach 2-jähriger Bauzeit ist die Transformation so gut wie
abgeschlossen: Im ehemaligen Radiostudio in Zürich-Unterstrass zieht eine
Sekundarschule ein. Ab Juni gehen hier neu Hunderte von Schülern ein und aus.
Die Stadt Zürich gewährte vor Kurzem Medienvertretern einen exklusiven Einblick
in das umgebaute Radiostudio.

Quelle: Corinne Pitsch-Obrecht
Noch werden letzte Arbeiten finalisiert, doch die Eröffnung der Schule Brunnenhof steht unmittelbar bevor.
Es scheint unglaublich beim Anblick, doch: Die
Inbetriebnahme der Schule Brunnenhof steht kurz bevor. Noch gleicht das
ehemalige Radio-studio in Zürich-Unterstrass eher einem Ameisenhaufen denn
einer Lehranstalt. Doch schon in Kürze soll hier geordneter Schulbetrieb
stattfinden: Bereits diesen Monat öffnet die Schule ihre Tore für die Schüler
der Sekundarstufe. Ebenfalls neu einziehen wird die Musikschule Konservatorium
Zürich (MKZ). Die Bauarbeiten im ehemaligen Radiostudio des SRF laufen indes in
der finalen Phase noch auf Hochtouren.
Grund für den Zeitdruck – und den Umzug noch vor den
Sommerferien Mitte Juli – ist «eine Rochade», wie es die Präsidentin der
Kreisschulbehörde, Gabriela Rothenfluh, erklärt. Da das Riedtli-Schulhaus zu
einer Primarschule umfunktioniert wird, zieht die Sekundarstufe in den
Brunnenhof. Weil jedoch die Sommerferien für die nötigen Umbauten dort nicht
ausreichen, müssen die Klassen noch im Juni raus. «Dass der Brunnenhof
rechtzeitig bezugsbereit ist, war ein rechter Hosenlupf», sagt Gabriela
Rothenfluh.

Quelle: Corinne Pitsch-Obrecht
In den sogenannten «Nisko»-Räumen wurde früher Live-Musik aufgenommen; die Räume eignen sich dank ihrer Akustik bestens für den Musikunterricht des MKZ. Von diesen Räumen gibt es im Brunnenhof insgesamt 10, wie der Direktor der MKZ, Erich Zumstein, auf Nachfrage erklärte.
Studios können gemietet werden
So werden also ab diesem Monat 15 Sekundarklassen hier den
Schulbetrieb aufnehmen. Ebenfalls einziehen wird die Kreisschulbehörde
Waidberg, welche bis anhin in Wipkingen zuhause war. Die MKZ hingegen startet
erst ab dem neuen Schuljahr im August mit dem Musikunterricht. Die historischen
Radiostudios bleiben der Öffentlichkeit weiter erhalten; sie können als
Konzertsäle gemietet werden.
Ein wichtiger Punkt ist die Synergie-Nutzung, wie Gabriela
Rothenfluh sagt: Mit dem erst im August 2024 eröffneten Guggach-Schulhaus
gleich gegenüber verfügt das Quartier über eine moderne Doppel-Turnhalle. Diese
werden auch die Schüler des Brunnenhofs künftig für zwei ihrer drei
Wochenlektionen mitbenutzen. Der Bewegungsraum im Brunnenhof ist nämlich
kleiner als die Norm für Turnhallen vorgibt und wird so nur für eine Lektion
pro Woche benutzt werden.
Mit der Renovation des Radiostudios konnten 70 Prozent der
Emissionen eingespart werden im Vergleich zu einem Ersatz-Neubau, wie Stadtrat
André Odermatt stolz erklärt. Positiv zu erwähnen sei ausser-dem, dass die
veranschlagten Kosten von 82.4 Millionen eingehalten werden könnten, erläutert
er weiter. Ausserdem soll die Weiterführung der bestehenden Photovoltaik-Anlage
dem Netto-Null-Ziel der Stadt Zürich Rechnung tragen.
In einer nächsten Etappe soll auf der Seite der
Hofwiesenstrasse eine Sporthalle gebaut werden, als finale Etappe schliesslich
folgt in rund 10 Jahren die Renovation der Gebäudehülle.

Quelle: Corinne Pitsch-Obrecht
Der Eingang der Brunnenhof-Schule. Statt Moderatoren und Stars gehen hier bald Schüler ein und aus.

Quelle: Corinne Pitsch-Obrecht
Kaum vorstellbar, aber: Schon bald werden auf dieser Baustelle im Mensabetrieb hungrige Schüler verpflegt.
Ein Ort voller Geschichte
Das Radiostudio Brunnenhof mit seinen historischen
Aufnahmestudios wurde in den 1930er-Jahren nach Plänen von Otto Dürr in zwei
Etappen errichtet. Es war 1933 das erste extra für das neue Medium Radio
gebaute Studio der Schweiz. Ende der 1960er-Jahren erhielt das Gebäudeensemble
eine markante Ergänzung: ein Hochhaus, das in erster Linie als Gewerbeschulbau
geplant war. Entworfen wurde es von Willy Roost, einem ehemaligen Mitarbeiter
von Dürr, gemeinsam mit dem renommierten Architekten Max Bill. Doch das Radio
hatte sich gewandelt: Das Programm und die Sendezeiten wurden ausgebaut, der
Bedarf an Mitarbeitern stieg und somit auch das Bedürfnis nach Studios. So kam
es, dass statt der Berufsschule das Radioteam ebenfalls das Hochhaus beziehen
konnte. Die Einweihung des Hochhauses 1970 war ein regelrechtes Volksfest,
sogar die weltbekannte Sängerin Josephine Baker sang zu Ehren des neu
eröffneten Radiostudios. Nachdem im Brunnenhof fast 90 Jahre lang
Radiogeschichte geschrieben wurde, beginnt nun also ein neues Kapitel.

Quelle: Corinne Pitsch-Obrecht
Da schwingt bei Manchem Nostalgie mit: Die ehemaligen Radiostudio-Korridore. Das Flair wurde bewusst beibehalten und so gewähren die Fenster bald nicht Einblick ins Radio-Geschehen, sondern in die Klassenzimmer.

Quelle: Corinne Pitsch-Obrecht
Blick in eines der Schulzimmer: Früher sassen hier Radiomoderatoren, bald sind es wissbegierige Oberstufenschüler.