11:32 BAUPRAXIS

Tropenholz-Imitat aus einheimischen Wäldern

Geschrieben von: Stefan Gyr (stg)
Teaserbild-Quelle: Ivo62, Pixabay, Public Domain-ähnlich

Einheimisches Holz, das ähnlich aussieht wie Tropenholz und fast dieselben Eigenschaften aufweist: Elena Nedelkoska von der Berner Fachhochschule hat mit ihrer «WoDens»-Technologie einen Projektbeitrag der Gebert Rüf Stiftung gewonnen. Jetzt will sie ein Spin-off gründen.

Regenwald Tropenholz

Quelle: Ivo62, Pixabay, Public Domain-ähnlich

Tropenholz ist wegen seiner Widerstandsfähigkeit und seines Aussehens beliebt, doch Regenwaldbäume werden oft illegal abgeholzt und gehandelt.

«Unser Ziel ist es, durch die Modifikation von nachhaltigem einheimischem Holz einen neuen Werkstoff zu entwickeln, der den Tropenhölzern in Aussehen und Eigenschaften ähnlich ist», sagt Elena Nedelkoska. Die Masterstudentin und Assistentin am Institut für Werkstoffe und Holztechnologie der Berner Fachhochschule (BFH) hat die «WoDens»-Technologie entwickelt. Damit kann Holz aus Schweizer Wäldern wie Buche, Ahorn, Fichte oder auch Linde zu einem Werkstoff verarbeitet werden, der so aussieht wie tropisches Holz und fast dieselben Eigenschaften hat.

Mit ihrer «WoDens»-Technologie konnte Nedelkoska die Jury der Gebert Rüf Stiftung überzeugen. Die Stiftung fördert mit dem Programm «First Ventures» Bachelor- und Masterstudierende von Fachhochschulen, die in ihrer Abschlussarbeit eine innovative Geschäftsidee entwickeln und diese nach dem Diplomabschluss weiterverfolgen wollen. Als Gewinnerin wird Elena Nedelkoska mit einem Projektbeitrag von 30 000 Franken sowie einem individuellen Businesstraining- und Coachingprogramm unterstützt.

Robust und widerstandsfähig

Die Industrie greift heute für Möbelstücke und Baumaterialien häufig auf tropische Hölzer zurück. Tropenhölzer wie Mahagoni, Meranti, Teak oder Bangkirai sind beliebt, weil sie robust und widerstandsfähig sind. In tropischen Regenwäldern wachsen die Bäume vom dunklen Waldboden zunächst fadengerade nach oben, bis sie das Licht erreicht haben. Bis dahin bilden sie keine Äste aus – der Stamm wächst astrein und stabil.

Tropische Bäume lagern zudem besondere Abwehrstoffe ein: In dem feuchtwarmen Klima gibt es viele Schädlinge und Krankheiten. Um sich vor der Feuchtigkeit zu schützen, wächst das Holz besonders dicht, damit keine Nässe eindringen kann. Das Tropenholz erhält so eine besondere Farbe und Härte. Wegen seiner dunklen Färbung wird Tropenholz auch für Luxusgegenstände und Musikinstrumente verwendet.

Viele tropische Baumarten gelten aber als gefährdet, und die Hölzer sind oft schwer erhältlich und sehr teuer. Regenwaldbäume werden zudem oft illegal abgeholzt und gehandelt. Schätzungen zufolge wird bis die Hälfte der Tropenhölzer im Handel illegal geschlagen. Wenn Hersteller Objekte aus Tropenholz verkaufen wollen, müssen sie Zertifikate erwerben, die eine nachhaltige Nutzung des Regenwalds sicherstellen sollen. Doch auch die legale Rodung ist nicht unproblematisch. Die Biodiversität im Regenwald schwindet, weil immer mehr Lebensräume zerstört werden. Laut dem WWF werden jedes Jahr 13 Millionen Hektar Regenwald abgeholzt. Pro Minute ist es umgerechnet eine Fläche von 35 Fussballfeldern.

Auch das Ökosystem gerät aus dem Gleichgewicht. Bäume dienen als Wasserspeicher. Durch die Rodung trocknen Gebiete aus und werden anfälliger für Waldbrände. Zudem gelangt CO2 in die Atmosphäre. Der Regenwald ist ein riesiger CO2-Speicher. Werden die Bäume abgeholzt, wird das CO2 freigesetzt. Auf den gerodeten Flächen wird meist die gesamte Vegetation entfernt und verbrannt. Dadurch wird besonders viel CO2 ausgestossen und ein Grossteil der Artenvielfalt vernichtet. Auf den Flächen werden häufig Plantagen für Soja oder Ölpalmen angelegt, die oft in Monokulturen wachsen.

Mit künstlicher Intelligenz

Eine nachhaltige Alternative bieten könnte einheimisches Holz, das Eigenschaften von Tropenhölzern aufweist. Dieses Ziel hat auch Elena Nedelkoska im Blick: «Wir möchten Tropenholz durch modifiziertes lokales Holz mit verbesserten Eigenschaften ersetzen.» Die «WoDens»-Technologie beruht auf einem Verdichtungsprozess in einem geschlossenen System. «Wir haben eine Maschine im Labormassstab gebaut, mit der Parameter wie Holzfeuchtigkeit, Dampf, Temperatur und Druck gesteuert werden können.»

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Ehemaliger Redaktor Baublatt

Stefan Gyr war von April 2015 bis April 2022 als Redaktor für das Baublatt tätig. Seine Spezialgebiete waren politische, rechtliche und gesellschaftliche Fragen sowie Themen der Raumentwicklung.

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