07:38 BAUPRAXIS

Premiere für Steinschlag-Extremtest gelingt

Teaserbild-Quelle: Geobrugg

Mit dem fortschreitenden Klimawandel häufen sich Steinschläge, die Strassen, Bahnlinien und Siedlungen gefährden. Flexible Steinschlagbarrieren bieten Schutz. Um sie unter möglichst realen Bedingungen zu prüfen, hat sie der Hersteller Geobrugg in Walenstadt einem neuartigen Härtetest unterzogen.

Der Feldtest im Video. (Quelle: Geobrugg / Youtube)

Zwei Blöcke mit je 4,8 Tonnen Gewicht, die mit einer Geschwindigkeit von 25 Metern pro Sekunde aus 32 Metern gleichzeitig herunterfallen - so lauteten die Eckwerte für einen Extremversuch in Walenstadt. Gemäss der Medienmitteilung der Firma Geobrugg handelte es sich bei diesem simultanen Maximal-Energielevel-Test gar um eine Weltpremiere. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Romanshorn, das zur Brugg Group AG gehört, entwickelt bereits seit 1951 Schutzsysteme gegen Naturgefahren wie Steinschläge, Lawinen, Erdrutsche, Murgänge oder Küstenerosion. Schon im April dieses Jahres hatte Geobrugg mit einem Weltrekord-Test für Furore gesorgt.

Testanlage für neuartigen Belastungstest für Steinschlag-Barriere in Walenstadt

Quelle: Geobrugg

Erfolgreicher Härtetest: Die flexiblen Steinschlagbarrieren neuster Generation können zwei grössere Gesteinsbrocken gleichzeitig auffangen.

Mit dem extremen Belastungstest in Walenstadt wollten die Geobrugg-Verantwortlichen herausfinden, wie sich ihre 2024 zugelassene flexible Steinschlag-Barriere des Typs Rocco in einem Szenario bewährt, das in der Natur vorkommt. Konkret: Mehrere Steine prallen gleichzeitig an zwei Stellen auf. Herkömmliche Standardtests unterziehen flexible Steinschlagbarrieren vor allem der Belastung eines normierten Einzelfalls mit einem einzigen Einschlag im Zentrum des Mittelfeldes der Barriere. Dieses reproduzierbare und kosteneffiziente Setup bildet  laut Communiqué  jedoch nicht die Realität ab.

Die Lücke zwischen Norm und Realität

In der Praxis treffen mehrere Steinfragmente häufig zeitgleich und nicht im Mittelfeld auf. Einschläge in Randfelder, Stützen, in den Ecken sowie Blockrotation und die Blockform prägen jedoch die Lastverteilung entscheidend. So belegten diverse Feldbeobachtungen und Grossversuche, dass rotierende und flache Blöcke erhöhte Spitzenkräfte und asymmetrische Lasten erzeugen. Im Ergebnis überschätzen konventionelle Zulassungstests damit die Resttragfähigkeit einer Schutzbarriere.

Neuartiger Belastungstest für Steinschlag-Barrieren in Walenstadt SG

Quelle: Geobrugg

Medienschaffende und Verantwortliche begutachten den Zustand des Stahldrahtnetzes nach dem neuartigen Belastungstest.

Daher konzipierte Geobrugg den neuartigen Extremtest, zu dem die Verantwortlichen nach Walenstadt luden. «Mit den Zusatztests schliessen wir die Lücke zwischen Norm und Realität», lässt sich Helene Lanter, Leiterin Forschung und Entwicklung Geobrugg (CTO) in der Medienmitteilung zitieren. «Die Rocco-Schutzbarrieren sind auf Robustheit ausgelegt – zum Schutz vor Naturgefahren in Hochrisiko-Zonen, in denen wir häufige Einschläge erwarten.»  Vor Lanters Auge gelang die Premiere. Zwei Blöcke schlugen mit je 50 Prozent der maximalen Energie von 3000 Kilojoule ein: einer ins Mittelfeld, einer ins angrenzende Randfeld der Barriere. Und diese hielt dem Mehrfacheinschlag stand.  

Feldversuche und Computersimulationen

Eine entscheidende Rolle dafür spielt gemäss dem Communiqué die spezielle Netzgeometrie der Schmetterlingsnetze des neuen Barrieren-Systems Rocco.  Diese Geometrie schaffe zusätzliche Verformungswege und reduziere insbesondere die Spitzenkräfte an den Stützenköpfen. Um die flexiblen Barrieren weiterzuentwickeln, treibt Geobrugg parallel zu den 1:1-Feldversuchen Computersimulationen voran. Ausserdem sei die Rocco-Linie gezielt für mehrere Gefahren getestet worden: für Einschläge durch Bäume in Walenstadt und für flachgründige Rutschungen in Japan.  Die Erkenntnisse, welche das Unternehmen hieraus gewinnt, dürften hierzulande auf besonderes Interesse stossen. Denn aufgrund ihrer geologischen Beschaffenheit und Topografie ist die Schweiz besonders anfällig für Naturgefahren wie Bergstürze, Murgänge oder Steinschlag. Der Klimawandel verstärkt das Risiko von Steinschlägen, insbesondere in den hochalpinen Permafrostgebieten.  (mgt/pew)

Intensiver Test für Schutzbarrieren gegen Steinschlag in Walenstadt

Quelle: Geobrugg

Die Geobrugg-Testanlage in Walenstadt.


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