Erfolgreiche Pionierbohrung unter dem Zürichsee
In Zürich wird derzeit zum ersten Mal eine Hochspannungsleitung verlegt, die tief unter dem Seegrund liegt. Das ambitionierte Projekt verbindet zwei Unterwerke in den Stadtquartieren Riesbach und Wollishofen mittels einer Spülbohrung. Im kommenden März 2026 soll es abgeschlossen sein.
Quelle: Bild: Staubli, Kurath & Partner AG
Die seitlich gelagerten Bohrgestängerohre werden per Kran auf die seitlichen Konsolen des Bohrgeräts gelegt. Von da werden diese automatisch mittels Hydraulikzylinder in die Bohrachse geschoben und mit dem Bohrgestänge verschraubt.
Ohne Strom geht heutzutage (fast) nichts mehr. Das war im Mai dieses Jahres in den Stadtzürcher Quartieren Stadelhofen und Bellevue live zu erleben, als dort während drei Stunden der Strom ausfiel. Lichtsignale erdunkelten, Trams blieben stehen, und in vielen Läden ging das Licht aus. Wie sich herausstellte, war ein Brand in einer Trafostation dafür verantwortlich. Weitaus schlimmer wäre dagegen ein grossflächiger und langanhaltender Ausfall des Starkstromnetzes.
Um das auch in Zukunft zu verhindern, hat das EWZ (Elektrizitätswerk der Stadt Zürich) ein spektakuläres Bauprojekt in Auftrag gegeben: Mit Hilfe einer Spülbohrung lässt es ein neues Leitungstrassee in 50 Meter Tiefe unter dem Zürichsee verlegen. Dieses ist Teil einer insgesamt sieben Kilometer langen neuen Verbindung zwischen den beiden Unterwerken Drahtzug in Riesbach und Frohalp am gegenüberliegenden Seeufer in Wollishofen. «Wir erhöhen damit auf Jahre hinaus die Versorgungssicherheit. Bisher fehlt eine solche Ost-West-Verbindung», erklärt Thomas Dolder, Projektleiter Hochspannungsleitungen des EWZ. Gemäss ihm beträgt der Anteil der Seeunterquerung an den Gesamtkosten von rund 10 Millionen Franken zwischen 2,5 und 3 Millionen. Nach der Fertigstellung im März 2026 wird mit dieser neuen Leitung auf der Netzebene 3 (150 kV) Energie übertragen, je nach Lastfluss kann bis zu ein Achtel der gesamten Stadtlast durch diese Kabel fliessen.
Seeunterquerung als Alternative
2018 fiel der Beschluss zum Bau der Leitung. Seither hat das EWZ Strassenbauarbeiten dazu genutzt, das Trassee vorzubereiten und Kabel einzuziehen.
Die Idee, das Stromkabel unter den Seegrund zu verlegen, entstand vor drei
Jahren. «Der Hauptgrund sind die vielen Tiefbaustellen, die an Quaibrücke,
Schanzenbrücke und General-Guisan-Quai in den nächsten Jahren kommen werden», kommentiert Thomas Dolder. Das Hochspannungskabel hätte deswegen immer wieder ausgebaut werden
müssen. Das wäre schlecht für die Versorgungssicherheit und den städtischen Haushalt.
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